Gedanken über Tango-Unterricht | 24. Teil

Teil 24) | Tango-Unterricht und Bewegungsschulung

Aus eigener Erfahrung gehören Bewegungsschulung bzw. Bewegungslehre wie Feldenkrais®, Alexander-Technik®, Pilates oder Spiraldynamik® unbedingt zum Tango-Unterricht dazu. Alle diese Disziplinen entstanden ungefähr in der Mitte des letzten Jahrhunderts, überschneiden sich thematisch und sind in vielen Bereichen erstaunlich übereinstimmend. Sie tragen gleichermaßen positiv zum Tanz bei. Kein Wunder: Die Beschäftigung mit dem menschlichen Körper ist keine „Meinungssache“, wie viele vielleicht glauben, sondern ein Feld, in dem jahrzehntelang geforscht, ausprobiert und beobachtet wurde.

Neo-, Non-, oder Tango? – die ewige Diskussion

Ein weiterer Versuch zur Klärung

Ausnahme oder Regel?
Im letzten Artikel über „Das Konzept eines Tanzes“ bekam ich einen kritischen Kommentar von „Chicho Lüders“. Unter diesem Pseudonym bedankte er sich ironisch bei mir, den großen Tango-Spitzenpaaren endlich das „wahre Konzept des Tango“ erklärt zu haben. Als Beleg verwies er auf seine Blog-Seite, wo er Videos mit Spitzenpaaren präsentiert, die natürlich auch zu Neo- oder Non-Tango-Stücken hervorragend tanzen können. Nur: das ist nicht der Punkt.

Ich habe nie bestritten, dass Non- oder Neo-Tango tanzbar ist – schon gar nicht von Profis, die jedes Musikstück mit Eleganz und Können meistern. Aber wer diese Ausnahmefälle heranzieht, um die Regel zu beweisen, verfehlt das Thema.

Das Konzept eines Tanzes

 oder – Worum geht’s eigentlich? Tango ist ein Tanz, den niemand je ganz begreifen wird. Aber vielleicht liegt gerade darin seine Tiefe – und der Reiz, ihm ein Leben lang nachzuspüren. Ich selbst tanze und unterrichte seit Jahrzehnten und entdecke dennoch immer wieder neue Facetten. Tango lernen bleibt ein lebenslanger Prozess. Seit der Entstehung des Tangos gibt es bestimmte Grundbewegungsformen, die sich wie ein roter Faden durch seine gesamte Entwicklung ziehen. Sie waren in jeder Epoche zu erkennen – in […]

Zwischen Shitstorm und Selbstmitleid – eine Antwort auf Gerhard Riedl

Vorwort Es wiederholt sich: Eigentlich hatte ich das Thema Gerhard Riedl für mich abgeschlossen und wollte mich nicht weiter mit ihm beschäftigen. Doch seine Artikelserie, in der er immer wieder meine Texte zum Gegenstand seiner eigenen Blogbeiträge macht, setzt sich fort. Damit bleibt mir nichts anderes übrig, als erneut zu reagieren. Dieses Mal nimmt er sogar ein ganz anderes Thema – die Anmoderation von Dunja Hayali und den darauf folgenden Shitstorm – zum Ausgangspunkt, um die Aufmerksamkeit wieder auf sich […]

Eine gut funktionierende Ronda auf einer Milonga

Ein Gast-Beitrag von Christian Beyreuther

Wer kennt es nicht? Man betritt eine gut besuchte Milonga, freut sich auf einen tänzerischen Abend – und hofft insgeheim auf das Wunder: eine funktionierende Ronda. Geordnet, respektvoll, im Fluss. Eine Ronda, in der alle aufeinander achten, wo sich niemand vordrängelt, niemand stehen bleibt wie angewurzelt, und niemand rückwärts in den Nacken anderer tanzt.

Doch oft bleibt dieser Wunsch nur eine Illusion. Der gemeinsame Tanzfluss stockt, kollabiert oder löst sich ganz auf. Woran liegt das?

Gedanken über Tango Unterricht | 23. Teil

Teil 23) Gehen im Tango, warum überhaupt?

Am Ende geht es beim Tango nicht darum, von A nach B zu kommen. Gehen ist hier keine Fortbewegung, sondern Ausdruck. Jeder Schritt ist Entscheidung, bewusste Setzung, musikalischer Akzent – und das zeigt sich zuerst in der Fußarbeit. Ob weich abgerollt, präzise platziert oder markant aufgesetzt: der Fuß macht hörbar und sichtbar, ob ein Schritt bloß getragen wird oder ob er wirklich tanzt.

Gedanken über Tango-Unterricht | 22. Teil

Teil 22) Nett oder ehrlich – oder beides?
Als Tango-Unterrichtender ist man manchmal etwas ernüchtert, wenn es um die Selbstreflexion der Schüler geht. Viele Tänzer haben nur ein sehr vages Bild davon, wo sie stehen, was klappt, was nicht. Und dann kommt das Problem: Kritik.

Manchmal stehe ich da und denke: Na gut, wie ehrlich darf ich jetzt eigentlich sein? Sage ich „passt schon, wird schon besser“, dann nicken die Leute zufrieden, gehen heim – und sind eigentlich keinen Schritt weiter. Sage ich dagegen „das funktioniert überhaupt nicht“, dann schaut mich jemand an, als wäre gerade der ganze Tangohimmel über ihm zusammengebrochen. Das eine ist nett, das andere ehrlich. Beides hat Tücken.

Gedanken über Tango Unterricht | 21. Teil

Teil 21) | Tänzerische Aktivität der Folgenden – totale Anpassung oder Bewegungsfreiheit?

Da ich mir bewusst bin, dass dieses Thema leicht als provokant aufgefasst werden kann, möchte ich gleich zu Beginn klarstellen: Es geht mir hier nicht um Wertung, nicht um Richtig oder Falsch, und schon gar nicht um die Frage, was Frauen – also hier in der Rolle der „Folgenden“ – zu tun oder zu lassen hätten. Mir geht es schlicht um Beobachtungen aus dem Unterricht, der Praxis und dem sozialen Tanzgeschehen, die mich stutzen lassen. Und um Fragen, die sich daraus ergeben.
Denn: Die oft zitierte Idee, dass ein Tango-Paar aus zwei gleichwertig aktiven Tanzenden besteht – beide zu 100 % präsent, bewusst und im Flow –, steht in auffälligem Widerspruch zu dem, was ich häufig auf der Tanzfläche und im Unterricht erlebe. Vor allem auf Seiten der Folgenden – also meistens der Frauen.

Gedanken über Tango Unterricht | 20. Teil | (B)

Teil 20 b) | Die ersten Erfahrungen mit der Improvisation im Anfänger-Unterricht

Wenn man von den Wünschen eines normalen Tango-Anfänger-Paares ausgeht, sind diese meist mit sehr verschwommenen Vorstellungen über den Tango verbunden. Es gibt vielleicht Erinnerungen an öffentliche Plätze, wo man Tangopaaren zugeschaut hat, Fernsehsendungen wie „Let’s Dance“, Videos auf YouTube oder Eindrücke aus dem Standard-Turnierbereich.

Doch selten bestehen wirkliche Kenntnisse über die Komplexität der Improvisation im Social-Tango. […]

Das Phänomen Nicole Nau – Ein Medien-Profi (bearbeitet)

Wenn ich jetzt über dieses Thema schreibe, höre ich schon die Rufe: Jetzt kommt die persönliche Abrechnung. Ich muss aber alle enttäuschen: Es wird keine, zumindest keine persönliche. Denn ich will hier nicht auf persönliche Geschichten eingehen, sondern auf ihre Werbestrategie, auf ihre Fähigkeit, alle Felder des Tango zu bedienen. Darin ist sie schlicht genial – solange man nicht hinter die Fassaden schaut. Denn was äußerlich wie eine perfekte Inszenierung wirkt, ist in Wirklichkeit eine unfreiwillige Selbstdemontage. Ich bewundere ihren […]

Ästhetisches Empfinden und Tanztechnik

überarbeitet!

In diesem Beitrag möchte ich – mit Beispielen aus Videos – untersuchen, wie sich Tänze in ihrer ästhetischen Wirkung entfalten. Wie beeinflussen diese Eindrücke unseren Blick auf Tänze wie den Tango? Welche Spuren hinterlassen Zeitgeist und Tanzmoden (nicht Kleidermoden) in der Art, wie wir tanzen? Denn auch der Gesellschaftstanz entwickelt Vorlieben, Trends und Muster, die eine Szene als Ganzes verändern.

Gedanken über Tango-Unterricht | 20. Teil | (A)

Teil 20 a) Die Rollenverteilung im Tango und ihre Bedeutung im Anfänger-Unterricht

In diesem 20. Teil (A) meiner Reihe möchte ich auf das Thema „Führen & Folgen“ in gesonderten 2 Teilen eingehen – über dessen irreführende Benennung schon unzählige Artikel und Kommentare verfasst wurden. Ich werde mich hier vor allem auf den Beginner-Unterricht konzentrieren:
Was bedeutet diese Rollenverteilung für Tango-Lernende?
Und wie lässt sich Empathie für die Bewegungen des Partners oder der Partnerin mit der gleichzeitigen Konzentration auf die eigenen, noch zu erlernenden Bewegungen didaktisch vereinbaren?

Gedanken über Tango Unterricht | 19. Teil

Teil 19: Über „Adorno-Unterricht“ – und was meistens dabei fehlt

Natürlich weiß ich, dass ich mich mit dem Thema „rund um Adornos“ auf ein gewagtes Feld begebe. Seit Jahren ist es ein Schwachpunkt in meinem Unterricht, und obwohl ich eine Unterrichtspartnerin habe, widme ich mich diesem Bereich zu wenig, weshalb auch dieser Artikel über dieses Thema recht kurz ausfallen wird.  Meine Erfahrungen damit sind gemischt – es gab gute und schlechte Momente. Was ich jedoch sicher sagen kann: Es gibt Frauen, die von Beginn an motiviert sind, Verzierungen zu tanzen und zu lernen. Andere entdecken dieses Interesse erst später, wenn sie die Voraussetzung eines guten Gleichgewichts mitbringen. Wer Adornos aktiv und selbstständig übt und einsetzt, wird darin Fortschritte machen – wer passiv bleibt, eher nicht. Ich möchte hier  in diesem Artikel nur auf die Führung eingehen, die gute Adornos der Partnerin erst ermöglicht. 

Nähe als Marke – Über Poesie, Produkte und Projektionen in der Tangowelt

Zwischen Emotion und Strategie

Aufgefallen ist mir Dimitris Bronowski zum ersten Mal in einem Interview auf YouTube.
Nachdem ich ihm eine längere Zeit zugehört hatte, kam mir die verklärte Sprache über bekannte Tango-Klischees ziemlich dubios vor. Ich fragte mich, wer dieser Mensch wohl ist, der so souverän über den Tango sprach, aber äußerlich nicht unbedingt tango- oder gar lebenserfahren wirkte. Schnell fand ich heraus, dass er bereits einige Bücher geschrieben hatte und offenbar in der Szene einen gewissen Bekanntheitsgrad genießt. Doch seine Poesie wirkte auf mich so kitschig, dass ich begann, nachzuforschen und mich zu fragen, was wohl sein Erfolgsrezept sein könnte. Alles Weitere im folgenden Text.

Tango – ein Social Dance? Oder: Wann wird etwas wirklich sozial?

In der Tango-Welt müsste ich mich wohl als Egoist bezeichnen – zumindest, wenn ich all das ernst nehme, was man so hört oder liest, was man in Milongas oder Tanzschulen angeblich „zu tun“ oder „zu leisten“ hat. Im Laufe meines Tangolebens sind mir viele Idealvorstellungen begegnet. Wenn ich sie alle erfüllt hätte, wäre ich heute ein wahrer Messias: ein Tango-Altruist, ein Retter der Damenwelt über 50, ein pausenlos beschäftigter, ehrenamtlicher Tangolehrer ohne Unterrichtsraum – vor allem aber: pleite, ausgebrannt und […]

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