Einsichten
Gedanken über Tango Unterricht | 1. Teil

Gedanken über Tango Unterricht | 1. Teil

Prolog

Der Auslöser für diese Themenreihe war – wie so oft – Kritik. Und Vorurteile. Diesmal über den Beruf des Tangolehrers. Und ich geb’s offen zu: Einiges davon hat früher auch auf mich selbst zugetroffen. Mein Einstieg in den Unterricht? „Learning by doing“ – mehr war da anfangs nicht. Aber gut, das sei mir verziehen: Ich gehörte zu den ersten Tangolehrern in Deutschland, und wirklich fundierte Ausbildungen gab es damals schlicht nicht. Wir haben improvisiert – im besten Sinne.

Seitdem ist viel passiert. Es gibt inzwischen eine ganze Reihe von Ausbildungen, Konzepte, Fortbildungen – manches davon richtig gut, anderes eher… na ja. Bei einigen „Lehrerausbildungen“ hatte ich den Eindruck, da stand weniger das Handwerk im Vordergrund als das Konto der Ausbilder. Denn, klar: Eine Ausbildung kann Erfahrung nicht ersetzen. Wie in jedem Beruf. Und wie jeder anders tanzt, so unterschiedlich sind auch die Unterrichtskonzepte – sofern überhaupt welche vorhanden sind.

Wer meine „Gedanken über Unterricht“ vom ersten bis letzten Teil an verfolgen möchte, dem sei zu Beginn gesagt, dass ich kaum konkrete, praktische Lösungen bzw. Anweisungen für die Themen schreibe. Das kann ich nicht, denn es würde den Rahmen des Blogs sprengen und wäre zu schwierig und missverständlich. Ich habe deshalb aufgehört, Tango-Bewegungsanweisungen schriftlich zu verfassen.

Ich beschreibe hier nur über theoretische Modelle, weil diese als Voraussetzung für didaktische Konzepte sehr wichtig sind. 

Was viele allerdings gleich machen: Figuren zeigen – Figuren nachtanzen lassen. Das funktioniert mit sehr aufmerksamen, interaktiven Schüler:innen manchmal ganz gut. Aber als dauerhafte Methode hat das klare Grenzen. Wer das für guten Unterricht hält – bitteschön, soll er oder sie so weitermachen. Nur: Viel wird dabei nicht hängen bleiben. Und es bringt uns auch nicht näher an das, worum es im Tango wirklich geht.

Wer es ernst meint mit dem Unterrichten – und ja, dazu gehört für mich auch Freude am Vermitteln – wer nicht nur „betreutes Tanzen“ anbieten will, sondern Schüler:innen irgendwann auch selbstbewusst auf die Tanzfläche schicken möchte, der sollte sich tiefer mit dem Thema beschäftigen. Auch theoretisch. Auch kritisch.

Denn eins weiß ich sicher:
Was ich heute über Tango-Unterricht weiß, hätte ich früher sehr gern gewusst.

Also – legen wir los.

Über Tango-Unterricht in Deutschland

Dies ist der erste Teil eines thematisch umfassenderen Beitrags, den ich vor etwa einem Jahr begonnen, dann aber pausiert habe. Jetzt greife ich ihn wieder auf, weil mir das Thema nach wie vor am Herzen liegt: der Tango-Unterricht.
Im Fokus dieses ersten Teils steht der Einstieg – also der Unterricht für Tango-Anfänger.

Ich beziehe mich dabei sowohl auf meine langjährige Erfahrung als Tangolehrer als auch auf Unterricht, den ich selbst bei verschiedenen Gastlehrern besucht habe.
Da es in diesem Artikel auch um Fehlerkultur und strukturelle Mängel geht, spreche ich ausschließlich von Fehlern, die ich selbst gemacht und im Laufe der Zeit erkannt und korrigiert habe.
Fehler, die andere Lehrer möglicherweise machen, möchte ich hier nicht direkt thematisieren. Stattdessen konzentriere ich mich auf allgemeine Konzepte und typische Unterrichtsformen – und ziehe daraus Rückschlüsse, basierend auf dem, was ich bei Tanzschülern beobachten konnte, insbesondere in Bezug auf ihre Bewegungsmuster und Schrittstrukturen.

Zunächst geht es um den Tango-Unterricht in Deutschland.
Natürlich gibt es auch hier gute Lehrer – ebenso wie mittelmäßige oder weniger überzeugende. Doch insgesamt ist das allgemeine Niveau des Unterrichts nach meiner Einschätzung noch ausbaufähig. 

In diesem ersten Teil geht es um die nötigen grundsätzlichen Aspekte und gedanklichen Voraussetzungen des Tango-Beginner-Unterrichts, bevor ich in weiteren Teilen auf die besonderen Methoden und häufigen Fehler eingehe.

Der ein oder andere „Tango-Lehrer-Frischling“ wird sich wahrscheinlich die Augen reiben angesichts dessen, was alles zu beachten ist, aber Tango-Unterricht für Anfänger ist der schwierigste, denn die Qualifikation dafür geht über die eigene Fähigkeit der Ausführung einfacher Beginnerschritte hinaus. 

Wer, Wie, Was, wieso, weshalb, warum?

Die Herausforderung, in Deutschland Tango zu unterrichten

Tango in Deutschland zu vermitteln, ist aus mehreren Gründen eine anspruchsvolle Aufgabe. Zum einen stammt der Tango aus einer völlig anderen kulturellen Welt – mit eigenen Codes, Ästhetiken und sozialen Gepflogenheiten. Zum anderen stehen wir beim Unterricht für Einsteiger häufig vor einem „weißen Blatt“: Viele Menschen haben noch nie echten Tango de Pista auf einer Milonga erlebt. 

Ihre Vorstellung von Tango ist oft geprägt durch klischeehafte Bilder – exzentrisch, erotisch überzeichnet, rhythmisch scharf wie im Film oder stilisiert wie im Standard-Tanz. Dass der Tango in Wirklichkeit ganz andere Qualitäten verlangt – Feinheiten in der Verbindung, musikalisches Gespür, Körperbewusstsein und subtile Kommunikation – lässt sich schwer vermitteln, wenn visuelle Effekte oder spektakuläre Figuren fehlen.

Das führt zu einem Missverständnis: Von außen betrachtet scheint der Lernerfolg gering, besonders im Anfangsstadium. Wenn Freunde ein Tango-Anfängerpaar nach seinen „Fortschritten“ fragen und es bitten, etwas vorzutanzen, ist oft wenig Bewegungsvielfalt zu sehen – und damit scheinbar auch kein sichtbarer Fortschritt. Dass dabei jedoch bereits grundlegende Fähigkeiten wie Achse, Gleichgewicht, Umarmung und Führung entwickelt werden, bleibt dem ungeübten Blick verborgen.

Das andere Problem ist die Inaktivität über den Unterricht hinaus, weil hier in Deutschland eine andere, finanziell betuchtere Bevölkerungsschicht Tango tanzen lernen möchte als beispielsweise in Buenos Aires oder in Ostblockländern, der deutsche Durchschnitts-Tanzschüler ist eher der Typ „Consumer“. 
Wie schnell Unterricht in „betreutes Tanzen“ umschlagen  kann, ist diesem Umstand geschuldet. Aber ohne Vorwurf. 
Warum das aber entscheidenden Einfluss auf die Lernergebnisse hat, erkläre ich später. (Spoiler: Lernfaulheit und vernachlässigte Tanzschüler.) 

Die Frage ist also: wie verschaffen wir den Tanzschülern Motivation, ohne auf Schritt- und Bewegungseffekte zu setzen?

Eine scheinbar einfache Frage: Wie tanzt man Tango?

Um es vorwegzunehmen, es ist  nur schwer, diese Frage sehr kurz zu beantworten. 

Wer Tango unterrichten möchte, sollte sich zuerst mit der Frage beschäftigen: Was macht diesen Tanz eigentlich aus? Wie funktioniert er? Und wie kann man ihn in wenigen Worten so beschreiben, dass er sich klar von anderen Tänzen unterscheidet?

Stellen wir uns vor, wir müssten einem Freund am Telefon erklären, wie Tango aussieht – ganz konkret, ohne Umschweife und ohne große Theorien. Das ist gar nicht so leicht. Denn Tango ist kein Tanz mit festgelegten Figurenfolgen oder spektakulären Sprüngen.

Ein möglicher Versuch:

„Stell dir vor, zwei Menschen stehen ganz nah beieinander, fast Brust an Brust. Der Mann hält die Frau leicht, aber bestimmt – seine rechte Hand liegt auf ihrem Rücken, ihre linke auf seiner Schulter, die andere Hand hält seine. Sie bewegen sich langsam, manchmal seitlich, manchmal rückwärts, in kleinen, präzisen Schritten. Sie bleiben plötzlich stehen, als wäre die Zeit eingefroren, und setzen dann mit fließender Ruhe fort. Ihre Bewegungen wirken wie ein Gespräch mit den Füßen – kontrolliert, eng, manchmal kantig, ohne Show. Ihre Füße streichen über den Boden, oft schleifend, manchmal mit einer Hakenbewegung.“

Wenn wir es noch stärker verdichten wollen – auf das Wesentliche reduziert, wie es uns im Unterricht oft hilft – könnte man sagen:

„Ein Paar umarmt sich und setzt die Füße im Rhythmus der Musik – nach einem auf den ersten Blick undurchschaubaren, aber zusammenhängenden System, das wie ein Dialog wirkt.“

Und was ist nun die Meta-Ebene?

Die beschreibt nicht mehr, was wir sehen, sondern was es bedeutet. Sie fasst den Kern in wenigen, bildhaften Worten:

„Tango ist ein getanzter Dialog zweier Körper in enger Verbindung. Er lebt vom Moment, von Führung und Reaktion, und erzählt ohne Worte von Spannung, Nähe und Vertrauen.“

Wer Tango lehren will, sollte beides im Blick behalten: das konkrete Tun – und das, was sich dahinter verbirgt.

Didaktische Konzepte – Was will ich vermitteln?
Und wie?

Bevor wir über Methodik sprechen, sollten wir klären, was wir Tanzschülerinnen und -schülern überhaupt vermitteln wollen.
Was braucht ein Tanzpaar wirklich, um sich souverän auf einer gut gefüllten Tanzfläche zu bewegen?

Hier eine kompakte Definition:
Ein Tanzpaar sollte in der Lage sein, im engen Kontakt zueinander Musik körperlich umzusetzen, sich dabei in begrenztem Raum sicher zu orientieren und auf der Tanzlinie (Ronda) spontan und improvisiert auf das Geschehen um sich herum zu reagieren.

Mit anderen Worten: Es geht um musikalische Präsenz, um Navigation im Raum und um soziale Sensibilität – alles gleichzeitig, und in einem tänzerischen Dialog zwischen zwei Körpern.

Die Frage ist also nicht nur: Welche Technik? – sondern vor allem: Für welchen Zweck?
Und: Wie vermittle ich dieses Können so, dass es im sozialen Tanzen wirklich funktioniert?

Nürnberger Trichter oder Lernen mit Fehlerkultur?

Wenn man sich ein bisschen mit moderner Lerntheorie beschäftigt – und das lohnt sich beim Tango-Unterrichten wirklich – stößt man recht schnell auf ein grundsätzliches Problem: das altbekannte Prinzip „Vormachen – Nachmachen“.

Das klingt erstmal sinnvoll. Schließlich lernen Kinder ja auch, indem sie andere beobachten, oder? Stimmt – aber eben nur zum Teil. Der Denkfehler liegt darin zu glauben, Kinder wollen nur nachmachen. In Wirklichkeit wollen sie mitmachen. Sie wollen selbst tun, ausprobieren, entdecken. Nicht nur kopieren, sondern erleben.

Und genau hier liegt – meiner Meinung nach – einer der Gründe, warum Tango-Unterricht in Deutschland oft nicht so richtig zündet:
Wenn wir den Schülern einfach Schrittfolgen zeigen, die sie nachtanzen sollen, bleibt das Entscheidende auf der Strecke – nämlich die Fähigkeit zur Improvisation, die im Tango absolut zentral ist.

Denn Tango ist kein einstudiertes Bewegungsprogramm, sondern ein Dialog im Moment. Und den lernt man nicht durch bloßes Wiederholen, sondern durch Erfahren, Reagieren, Scheitern – und durch gut gestellte Aufgaben, die die eigene Wahrnehmung und Kreativität anregen.

Deshalb glaube ich fest daran:
Guter Unterricht lebt von aktiver Beteiligung
Die Schüler müssen ins Denken, Spüren, Ausprobieren kommen – nicht nur ins „Richtig-Machen“. Eine Lern-Atmosphäre zu schaffen, um über sich selbst lachen zu können und zu reflektieren, sind gute Voraussetzungen. 

Und noch was:
Man lernt nicht, indem man Fehler vermeidet – sondern indem man sinnvoll mit ihnen umgeht. Fehler sind kein Störfaktor, sondern ein natürlicher Teil des Lernprozesses. Wenn man sie zulässt, beobachtet und reflektiert, entsteht genau das: echtes, nachhaltiges Lernen. Und genau das macht Tango spannend – auch im Unterricht.

Wie man als Lehrer so eine kontrollierte Fehlerkultur fördert und gleichzeitig Struktur ins Lernen bringt, das erzähle ich im nächsten Teil dieser Reihe.

Methodik –
Ganzheits- oder Baukastensystem oder beides? 

Zum Beispiel beim Lesen- und Schreiben lernen in der Grundschule:
Die analytisch-synthetische Methode geht vom Kleinen zum Großen: Zunächst lernen die Kinder einzelne Buchstaben und deren Laute, aus denen sie Silben und schließlich ganze Wörter zusammensetzen. Diese Methode ist eng mit dem klassischen Fibellehrgang verbunden, bei dem systematisch und strukturiert vorgegangen wird.

Im Gegensatz dazu verfolgt die Ganzwortmethode einen ganzheitlichen Ansatz. Hier lernen Kinder zuerst ganze Wörter oder Sätze als visuelle Einheiten kennen und erkennen sie häufig anhand des Schriftbilds wieder, bevor sie sich mit der Laut-Buchstaben-Zuordnung beschäftigen. Ziel ist ein frühes, sinnentnehmendes Lesen.

Beim Tangounterricht hat sich in diesem Sinne in vielen Tangoschulen die „Ganzschrittmethode“ bzw. die Figuren- oder Schrittsequenzmethode etabliert.

Die analytisch-synthetische Methode, wie beim „Tangodiscovery ® Lernsystem“ von Mauricio Castro (eigentlich vom bekannten Trio Naveira,Salas und Frumboli als wirkliche Urheber entwickelt) ist hingegen kaum bekannt, aber wird von mir seit Jahren in Teilen umgesetzt. 

Modus und Form – gleichzeitig oder getrennt?

Im Tango-Unterricht unterscheiden wir zwei grundlegende Aspekte: Form und Modus.

Die Form beschreibt das Was – also die konkreten Bewegungsabläufe und Schrittmöglichkeiten im Paar. Sie gibt vor, wie sich die Tänzer zueinander im Raum bewegen: Gehen, Drehen, Kreuzen, Umsteigen, Richtungswechsel und so weiter.

Der Modus hingegen beschreibt das Wie – also die Qualität der Bewegung. Er betrifft den Ausdruck: Wird etwas fließend oder stakkatoartig getanzt? Ist es kraftvoll, weich, verspielt, elegant? Wie reagieren wir musikalisch auf ein Crescendo, auf eine Pause oder auf einen rhythmischen Akzent?

Kurz gesagt:
Form ist das Was – Modus ist das Wie.

In der Praxis sind Form und Modus im Tango untrennbar miteinander verbunden – schließlich tanzen wir Bewegungen immer mit einer bestimmten Qualität. Dennoch ist es für den Lernprozess hilfreich, beide Ebenen zunächst bewusst zu trennen. Viele Schüler profitieren davon, wenn sie sich entweder auf die korrekte Ausführung der Form oder auf die Qualität der Bewegung konzentrieren können, bevor beides zusammengeführt wird.

Musik zuerst – nicht zuletzt 

Beginnen wir mit einem oft unterschätzten Aspekt: der Musik.
Die Tanzmusik der 1940er-Jahre wirkt auf viele Einsteiger zunächst exotisch – aber selten unmittelbar mitreißend. Der Grundtakt, das Metrum – der sogenannte compás – ist für ungeübte Ohren schwer herauszuhören, besonders im gemäßigten andante-Tempo. Dieses eher getragene Tempo erzeugt oft kein unmittelbares Tanzgefühl.
Im Gegenteil: Die Langsamkeit führt bei vielen zu Unsicherheit. Denn langsame Bewegungen verstärken das Gefühl von Instabilität – jeder Tänzer weiß: Auf Di Sarli zu tanzen ist weitaus anspruchsvoller als auf D’Arienzo.

Aus meiner Sicht wird der Bezug zur Musik im Unterricht oft viel zu spät vermittelt. Die Motivation zu tanzen entsteht aber in allererster Linie durch die Musik – nicht durch Technik.
Dennoch steht häufig die Technik an erster Stelle: Schrittfolgen, Achse, Balance, Führen und Folgen – und erst danach kommt die Musik als zusätzlicher Schwierigkeitsgrad hinzu. Das bedeutet: Die Schüler müssen zunächst eine rein technische Bewegung lernen und sollen sie später musikalisch „füllen“. Dabei wäre es viel natürlicher – und motivierender – umgekehrt vorzugehen.

Denn aus eigener Erfahrung weiß ich: Wenn man absolute Anfänger zunächst mit der Musik in Kontakt bringt – ohne jede technische Anleitung – beginnen viele von ganz allein, sich rhythmisch im Raum zu bewegen. Sie gehen im Takt, folgen dem Fluss der Musik. Erst im zweiten Schritt bringt man ihnen dann die Technik näher – als Mittel zur Verfeinerung dessen, was sie bereits intuitiv spüren.

Deshalb meine These: Musik sollte im Anfänger-Unterricht vor der Technik stehen. Nicht umgekehrt.

Fazit:
Tango unterrichten heißt, Beziehung zu vermitteln

Tango zu unterrichten – gerade für Anfänger – ist keine einfache Aufgabe. Es geht nicht einfach darum, Schritte zu zeigen oder Abläufe zu erklären. Wer Tango unterrichtet, bringt Menschen etwas bei, das viel mit Wahrnehmung, mit Verbindung und mit dem Moment zu tun hat.

Und genau deshalb fängt guter Unterricht nicht bei der Technik an, sondern bei dem, was den Tango im Kern ausmacht: der Musik, der Umarmung, dem gemeinsamen Gehen. Wenn das nicht rüberkommt, wenn Schüler den Tango nur als Abfolge von Schritten erleben, fehlt das Entscheidende.

Die Unterscheidung zwischen Form (also dem Was) und Modus (dem Wie) ist dabei nicht bloß Theorie – sie hilft ganz konkret, besser zu unterrichten. Gerade am Anfang können viele Schüler nicht beides gleichzeitig erfassen. Wenn wir es ihnen klar und nacheinander vermitteln, wird’s oft viel verständlicher – und motivierender.

Auch die Frage, mit welcher Methode man unterrichtet – eher ganzheitlich über Zusammenhänge oder eher systematisch in kleinen Bausteinen – ist nicht unwichtig. Beides hat seine Berechtigung. Entscheidend ist, was beim Schüler ankommt, und wie gut er das Gelernte später wirklich auf der Tanzfläche anwenden kann.

Tango funktioniert nicht über bloßes „Figurenlernen“. Er lebt von der Fähigkeit, aufeinander einzugehen, musikalisch zu hören, im Raum zu navigieren. Und das alles gleichzeitig – und im besten Fall mit Leichtigkeit. Genau das zu vermitteln, ist unsere Aufgabe als Lehrer.

Dieser erste Teil war ein Versuch, die Grundlagen und ein paar wichtige Fragen für den Unterricht mit Einsteigern zu benennen. In den nächsten Teilen geht’s dann konkreter weiter – mit typischen Stolperfallen, methodischen Überlegungen und der Frage, wie man all das praktisch und lebendig rüberbringt.

Denn unterm Strich ist die eigentliche Frage nicht nur:
Wie unterrichte ich Tango?
Sondern auch:
Was gebe ich den Menschen mit, wenn ich es tue?

Nachwort:

Wenn ich mir alles nochmal durchlese, könnte der Eindruck entstehen, mein Unterricht wäre „spaßbefreit“. Manchmal.
Wir haben aber auch – das wichtigste – Humor! 

Denn auch mal „fünfe gerade lassen“, im entscheidenden Moment loslassen, hilft manchmal mehr als jedes verbissene Bestehen auf den Unterrichtsstoff.

18 thoughts on “Gedanken über Tango Unterricht | 1. Teil

    • Author gravatar

      Lieber Klaus Wendel,

      leider scheitert ein Vorschlag (im D-A-CH Gebiet), einen Tangolehrer-Ausbilder anhand seiner Schüler zu bewerten an ganz praktischen Gründen. Zum einen, weil es nur wenige gibt, die eine Liste von präsentablen Lernenden vorweisen können, zum anderen, weil die Absolventen solcher Ausbildungen selbst lieber auf ihre Kurse bei Pablo Veron, Angel Zotto, Geraldin Rojas etc referenzieren.

      Aus psychologischer Sicht dürfte das auf den gleichen Effekt zurückzuführen sein, wie der Umstand, dass jene Kurse eines argentinischen Gastlehrer-Paares, die das Wort „Masterclass“ im Titel tragen, als erste ausgebucht sein werden.

      Wonach sollte sich ein Lernwilliger denn nun richten? Vor diesem Hintergrund würde ich die Verbindung zu der Mundial als einen wichtigen Aspekt (unter mehreren anderen) sehr positiv sehen.

      Auch, wenn dann vermutlich Franco & Bruna die einzigen in Deutschland sein dürften, die eine Tangolehrerausbildung anbieten dürften.

      Mit freundlichen Grüssen aus dem 1. Bezirk,

      Tango Vifzack

      • Author gravatar

        Lieber Vifzack,
        Alles schöne Vorschläge, aber sie scheitern wohl an der Realität, das beweisen die vielen, unterschiedlichen Motive des Tanzpublikums Tango zu lernen.
        Dein Vorschlag: Das würde – auf das Reiten übertragen – bedeuten, dass ein Reitlehrer bei einem Mitglied der Spanischen Hofreitschule ausgebildet worden sein müsste.
        Ich schreibe jetzt erstmal über Tangoschulen, Tangolehrer in Deutschland.
        Bei der ganzen Diskussion vergisst man immer deren Ansprüche, an sich, an die Tanzschule und das Lernziel. Der Lern- und Übungsfleiß der meisten Tangoschüler ist nicht sehr ausgebildet.

        Wir habe hier in Deutschland keine besonders gute Tänzer als Tangolehrer, Einige können sich jedoch sehen lassen und machen seit Jahren gute Arbeit. Wir habe eine lebendige Szene. Die meisten tanzen vielleicht nicht besonders gut. Und das liegt nicht unbedingt an den Lehrern, denn Paare, zumindest schon mal qualitativ an den Status des Lehrers heranzuführen, scheitert meisten schon.
        Viele unterrichten auch Schrott, aber deren Schüler, die es wirklich wissen wollen, wechseln die Tangoschule oder zumindest den Lehrer.

        Die wenigsten Tänzer:innen möchten an Wettbewerben teilnehmen, sehen dieses sogar ab.
        Sie bevorzugen das Schräge, das Persönliche.

        Bruna & Franco haben auch nicht unbedingt so viele Schüler, wie man es erwarten könnte, Sie machen es auch als Hobbylehrer, denn Franco ist beruflich selbstständig und sie verdienen sich so Geld für ihr kostspieliges Hobby dazu.
        Die ganze Lernstruktur, der fehlende Ehrgeiz, noch nicht einmal Städtemeisterschaften ist ganz anders als in Buenos Aires, bitte den 2. Teil meines Blogartikels ab „Gedanken über Tangounterricht | 3. Teil“ ab. Ich werde auf die Problematik in Deutschland nochmal genauer eingehen.

        Sogar Berlin, immer als deutsche Tango-Hauptstadt gepriesen, enttäuscht die meisten Besucher bezüglich Qualität der Durchschnittstänzer. Selbst der Kreis der „Hardcore-wir-wollen-es-wissen-Tanzpaare“ ist sehr begrenzt, obwohl sich dort viele – tänzerisch – gute Tangolehrer aufhalten.

        Das alles erwähne ich hier, weil so ein hoher Tanzstatus gar nicht in großer Menge verlangt wird.
        Viele haben auch garnicht das Geld für eine so aufwändige Lehrer-Ausbildung, und die geht ja auch zeitlich nicht mal eben nebenberuflich.
        Dass hier alles so ist, wie es ist, hat wohl seinen Grund, es liegt nicht allein an mangelndem Willen oder Können der Tangolehrer.
        Mit lieben Grüßen aus dem II. Stadtbezirk Essen (kein Witz!)
        Klaus Wendel

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          Lieber Klaus Wendel,

          leider kann ich der Aussage „weil so ein hoher Tanzstatus gar nicht in großer Menge verlangt wird“ nur sehr begrenzt zustimmen, denn diese weist eine gewisse Unvereinbarkeit mit dem bereits angesprochenen Phänomen der schnellen Überfüllung der „Master-Classes“ auf.
          (Letzteres ganz besonders in unserem Nachbarland Deutschland zu beobachten)

          Trotz dieses Dissens, war es bislang eine anregende Diskussion und ich würde mich daher freuen, wenn Du dieser Thematik einen eigenen Blogbeitrag widmen könntest.

          Mit freundlichen Grüssen aus dem 1. Bezirk,

          Tango Vifzack

          • Author gravatar

            Lieber Vifzack,
            ich glaube nicht, das es ein so grundlegender Dissens war, denn wir haben unbeabsichtigt ein wenig aneinander vorbei argumentiert:
            denn ich meinte die praktische Umsetzbarkeit und Du die theoretische Optimal-Forderung, wie es sein sollte. Und da stimme ich mit Dir überein.
            Und ja, ich werde dieses Thema in einem weiteren Teil behandeln und unsere Meinungen dabei berücksichtigen. Wobei ich zuerst mal ausgiebig recherchieren sollte, wie bisherige Lehrerausbildungen so gelaufen sind – viel Arbeit. Ich danke Dir für Deinen Beitrag.
            Mit freundlichen Grüßen aus dem II. Stadtbezirk Essen
            Klaus Wendel

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      Mmh, gleiches Phänomen … bei dir liest sonst auch keiner mit, oder warum kommentieren auch hier immer die gleichen Nasen 🧐

      Aber mal ehrlich, kann es sein, dass Gerhard‘s Anwesenheit als wahrgenommer, masochistischer Klassenarschloch bei euch irgendeine Art von Katharsis ausgelöst hat … Angesichts der unbenommen wirklich interessanten und endlich relevanten Themen ?!? Gaaanz ehrlich, na … na 🤔🧐

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        1. Nicht jeder Leser kommentiert.
        2. Wodurch schließt Du auf meine Zugriffszahlen?
        3. Katharsis? Gute Frage, aber nein, ich hatte die meisten Artikel und Themen schon ziemlich lange in meiner Pipeline. Außerdem gab’s da einiges noch thematisch zu verbessern.
        4. G.R.ist ganz weit weg. Mal sehen, ob er sein Konzept ändert, oder ganz schweigt oder…?
        5. Mein Blog besitzt noch nicht einmal ein vernünftiges SEO, d.h. da mir Zugriffszahlen ziemlich schnuppe sind, ganz im Gegensatz zur Qualität meiner Artikel, also genau diametral zu Gerhard.
        6. Besonders interessant finde ich, wie Du hier manchmal um die Ecke geschlichen kommst, mit seltsamen – naja – „Kommentaren“, während Du so einen Tonfall bei Gerhard tunlichst vermeidest.
        (Oder in Fabelform: auf Gerhards Blog wedelst Du mit dem Schwanz und auf meinem hinterlässt Du kleine Pfützen.)
        Das lässt zumindest auf mangelnden Respekt mir gegenüber schließen. Wenn das so sein sollte, dann schleich Dich lieber woanders um die Ecke.

      • Author gravatar

        Echt, Markus?

        Der letzte Stand war, daß seine Frau gerne mit Christian Beyreuther einen Kurs bei einem Welmeisterpaar gemacht hätte, während er zuhause hätte bleiben müssen.

        Wenn diese Peinlichkeit bei ihm eine Katharsis ausgelöst hat, wird er dazu sicher einen Post auf seinem Blog schreiben, wo Du es dann nachlesen kannst.

    • Author gravatar

      Als sehr treffend hat mir die Schilderung der Korrelation zwischen den Anbietern von Lehrerausbildungen und deren Konten gefallen.

      Nun stellt sich die Frage, welche Qualifikation ein solcher Ausbilder der Ausbilder besitzen sollte.

      Da es keine formal notwendigen Voraussetzung (eventuell mit Ausnahme der Inhaberschaft eines Bankkontos)
      wäre doch eine Empfehlung für eine solche diskussionswürdig.

      Wie stehen Sie zu der Forderung mindestens das Vorfinale in der Mundial erreicht zu haben?
      Das würde zwar einerseits zu einer gewissen Marktbereinigung führen, andererseits aber die Möglichkeit für neue Produkte im Tangoschulenumfeld schaffen, wie z.B. Vorbereitungskurse für das Campeonato (um wenigstens über die Qualifikationrunde zu überstehen).

      Hier würde mich Ihre Einschätzung interessieren.

      Mit freundlichen Grüßen aus dem 1. Bezirk!

      Tangovifzack

      • Author gravatar

        Alles sehr gute Diskussionsvorschläge.
        Ich selbst bin der Meinung, dass eine Ausbildung als Tango-Lehrer eine Mindestvoraussetzung incl. Gütesiegel sein müsste.
        Der ADTV (Allgemeiner Deutscher Tanzlehrer Verband) hat es ja auch als Voraussetzung für ihre Mitglieder eingeführt. Aber dort geht’s auch um Geld, also um Mitgliedergebühren. Deshalb sind die Prüfungskriterien tänzerisch nicht sehr hoch angesetzt.
        Zu Prüfungskriterien gehören auch andere Themenbereiche, die oft kommerziellen Charakters sind, wie z.B. „Wie halte ich Tanzschüler möglichst lange in unserer Tanzschule?“ Auch ohne Prüfung in Tangoschulen oft ein unausgesprochnes Feature.

        Aber die Vereinstrainer im Standardbereich haben alle zumindest Turnier-Erfahrung, dort lernt man als Teilnehmer dementsprechend auch viel mehr.

        Der in Deutschland zuständige Tango-Verein ProTango e.V. hingegen nicht (von mir behandelt im Artikel“Cambalache“), da hätten sich auch viele Mitglieder in Frage stellen müssen. Im Übrigen habe ich die Beurteilung vieler Autonom-Tanzlehrer über andere Tangolehrer so beschrieben: Die Grenze der fachlichen Mindestkompentenz, die ein Tango-Lehrer haben sollte, wird immer am eigenen Kompetenzstatus angesiedelt.
        Rohdeutsch: „alles, was ich kann, muss der andere mindestens auch können, ansonsten sollte er’s lassen.“
        Als Voraussetzung für die Mitgliederaufnahme als Tangolehrer (nicht die Fördermitgliedschaft) galt bei ProTango e.V. die Steuernummer – die ja wohl jeder hat – ist ja wohl sehr bezeichnend. Also noch nicht einmal, ob jemand davon leben kann, also eine schon professionelle Mindestqualifikation. Aber vor einer Qualitätskontrolle und Ausbildung für Tangolehrer haben sie sich gescheut. Warum wohl? Da wären wahrscheinlich etliche durch’s Sieb gefallen.
        Also, um mal auf Deine letzte Frage zurückzukommen:
        Eine bloße Teilnahme an der Mundial? Vielleicht als Abschlussprüfung.
        Hast Du Dir mal angesehen, wer da alles mitmacht? Das wird ja oft garnicht gezeigt. Nach den ersten Vorentscheidungen sind aber dann schonmal einige dabei, an denen sich die deutsche Lehrerschaft, auch ich, messen lassen müsste. Aber ersetzt allein tänzerisches Können pädagogische Fähigkeiten?

        • Author gravatar

          Ich hatte weniger alleine die Teilnahme im Sinn bei meiner Frage, als vielmehr eine qualifizierte Partizipation an dem Wettbewerb. Z.B. eine Teilnahme am Halbfinale der Mundial.

          Mithin ist eine solche Teilnahme selbstredend kein hinreichender Nachweis für eine pädagogische Eignung. Diese sollte zusätzlich erbracht werden.

          Um einem Missverständnis vorzubeugen: diese Forderung sollte ein Maßstab für Tangolehrer sein, die selbst eine Tangolehrerausbildung anbieten.
          Für einen einfachen Tangolehrer sollte die Messlatte weniger hoch liegen. Wo würdest Du diese anlegen wollen?

          Zu Deiner Frage, Klaus, wer bei dem Wettbewerb alles mitmacht, so muss man nur eine Web-Recherche durchführen, und erhält Ranglisten und zahlreiche Videoaufnahmen. Dass allerdings Paare aus dem D-A-CH Sprachraum höchst vereinzelt jenseits der Qualifikations-Runde auftauchen (von der Finalrunde ganz zu schweigen), sollte zusätzlich zu denken geben, bestätigt aber Deine Aussage dass statt nachweisbarem Können eine Steuernummer als ausreichendes Surrogat angesehen wird.

          Mit freundlichen Grüßen aus dem 1. Bezirk!

          Tango Vifzack

          • Author gravatar

            Ob die Mundial als Maßstab für Tango-Lehrerausbildungen gelten sollte, verneine ich. Denn die technisch unterschiedlichen Tanzstile – damit meine ich die zwischen „apilado bzw. „milonguero“ – und anderen – würden dann ja garnicht mehr unterrichtet. Das wäre eine bedenkliche Standardisierung und würde die bunte Vielfalt zerstören.
            Die Kriterien für Tango-Lehrerausbildungen sind sehr schwer unter einen Hut zu bekommen, wenn man keine Standardisierung möchte. Da alles so verschwommen erscheint – zwischen Inkompentenz, Kompetenz und Stilen, wird das sehr schwierig.

            • Author gravatar

              Lieber Klaus Wendel,

              Nun ich meine doch, dass die qualifizierte Teilnahme an der Mundial ein Maßstab sein sollte – und um auf Deine Einwände einzugehen – allerdings nicht der einzige.

              Nicht in dem Sinne, dass nur noch der im Reglement ‚Tango Pista‘ definierten Stil unterrichtet werden sollte. Gerne doch auch andere Stile, also z.B Apilado oder Milonguero, oder Orillero, Canyengue, Villa Urquiza etc (um nur einige zu nennen).

              Oder, warum nicht auch von der anderen Seite des Spektrums auch gerne Tango Escenario?

              Die Idee war jedoch, dass jemand, der Tangolehrerausbilder sein möchte, auch wirklich nachweisen können sollte, dass er selbst in der Königsdisziplin mithalten kann.

              Allerdings, und da liegt vermutlich zwischen uns kein Dissens vor, sollte er auch gleichfalls belegbare andragogische Kenntnisse vorweisen können.
              Und einiges mehr.

              Zugegeben: vor dem Hintergrund Deiner Erfahrung mit Pro-Tango würde ein Protestschrei laut werden.

              Aber abgesehen von dem Konsumentenschutz (eine Ausbildung kostet je nach Anbieter durchaus mehrere tausend Euros), würde ich eine deutliche Verbesserung der Ausbilder-Auszubildenden-Beziehung sehen.

              Denn die Berechtigung des Ausbilders (bislang eher geprägt von der Maxime „Dieu et mon droit“) kann dann mehr von dem Motto „Pour le merite“ geprägt sein.

              Mit Grüssen aus dem 1. Bezirk,

              Tango Vifzack

            • Author gravatar

              Lieber ‚Tango Vifzack‘ (ein Pseudonym?),
              das sind hohe Anforderungen, eigentlich hast Du Recht: ein Lehrerausbilder sollte tänzerisch sehr hohe Qualitäten, aber auch ein theoretisches Wissen über Tango haben.
              Was mich bei einem Lehrerausbilder mehr überzeugen würde, sind seine/ihre Tanz-Schüler:innen. Sie geben mir doch mehr Auskunft über seine/ihre Qualifikation als Lehrer:in, als irgend ein Titel.
              „Gut tanzen“ heißt nicht unbedingt „gut unterrichten“. Ich habe eine ganze Reihe guter Tanzpaare kennengelernt, aber da waren oft auch sehr schlechte Lehrer:innen dabei.
              Ein guter Repetitor für Konzertpianisten muss auch keine Konzerte geben müssen. Ich habe schon oft Lehrer unterschätzt , weil ich sie nur nach ihrem Tanz beurteilt habe. Zum Beispiel mein Lehrer Antonio Todaro († 1994) war nicht unbedingt ein sehr guter Tänzer, aber mit viel Erfahrung. Von Beruf Maurer. Er hat die gesamte damalige Bühnentänzergeneration der 70-80er Jahre Miguel & Osvaldo Zotto, Milena Plebs, Alejandro Aquino, Vanina Balou uva. geprägt.
              Das meiste Schrittmaterial der heutigen Mundial-Teilnehmer geht auf ihn und seinen Freund Raul Bravo zurück. Aber nicht Juan Carlos Copes, einer der besten Bühnentänzer dieser Zeit. Pablo Veron ebenfalls Spitzentänzer, aber… (wir wissen es alle).
              Fazit: Eigentlich ist ein Lehrerausbilder kein Tanzausbilder, (denn er sollte nur sehr gute Tänzer:innen annehmen, aber das liebe Geld?), sondern jemand der das Tangolehren vermittelt.
              Er/sie sollte ausgebildeter Tanzpädagoge:in sein, als Grundausbildung. Dann braucht er/sie gute Tango-Lehrkonzepte, z.B. Eric Dinzel). Erfahrungen von bürokratischen Hindernisse, Gema und steuerrechtliche Dinge haben. usw.
              Fazit: gut tanzen & gut lehren befähigt Lehrerausbilder
              Liebe Grüße von Klaus Wendel

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        Hi Tangovifzack,

        dir geht es um die Qualifikation eines Lehrers, andere Lehrer zu Lehrenden auszubilden, richtig?
        Und was als transparentes Gütesiegel herhalten könnte 🤔

        Mmmh, dabei stellt sich dann die Frage, wie relevant es ist, ob dieses Wissen aus der Primärquelle stammt oder auch nicht.

        Weil dieser Beitrag zunächst den Beginner Unterricht behandelte, würde ich die Frage nach der Qualifikation zunächst hinten anstellen, bis wir wissen, welche Ansprüche an den Fortgeschrittenen und Amateur/Profi/Master Unterricht gestellt werden.

        Aber vorweg: ohne die eigene Erfahrung einer Kultur, kann diese nicht wirklich weiter vermittelt werden, denke ich.
        Als Lehrende:r für Lehrende wird es nicht ausreichen, immer mal wieder Argentinische Gäste bei sich zuhause zu haben.

        Oder es ist einem egal, wenn der Tango in der eigenen Kultur assimiliert wurde und man „nur“ diese Essenz noch weiter trägt bzw. sich vermitteln lassen möchte!?!

        LG

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      Ein schöner, ehrlicher Text. Sehr gut! Wie war das eigentlich bei mir? Ich erinnere mich an meinen ersten Tangounterricht. Das war (ehrlich gesagt) eher zum Entfernen vom Tango. Da dudelte irgendeine Musik und wir sollten uns bewegen. Kleine Linksdrehung, Pugliese-Drehung usw. Mein Unterricht endete plötzlich, als eine Pseudo.Milonga aus dem Lautsprecher im 2/2 Takt ertönte und uns der Lehrer anwies, einfach weiter zu machen, Musik wäre ja nicht so wichtig.
      Ich bin ein langsamer Lerner, aber da wurde mir klar, das geht so nicht und ich besuchte den Unterricht nie wieder. Es folgte intensive Arbeit mit vielen Lehrer(-paaren) und so langsam begriff auch ich, worum es geht.
      Es folgten viele Kurse bei Lehrerpaaren, die mehr wert auf die Musik legten. Das war gut und ich bereue es nicht. Natürlich gab es auch Unterricht aus dem ich nicht so viel mitgenommen habe. (Auch bei Argentiniern.)
      Ich denke auch, die Musik ist essentiell. Beim Tango geht es um die Begegnung, die Kommunikation im Paar. Es geht nicht um das eigene Ego. Das vergessen leider viel zu viele.

      Schöne Grüße

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        Wenn ich jetzt von einem Blogger – wie Dir – gelobt werde, macht mich das ein klein wenig stolz – dieses Ego mag erlaubt sein.
        Also hab Dank für die motivierenden Worte!
        Dass Du Dich trotz widriger Unterrichtserfahrungen trotzdem durchgewühlt hast, ist doch eine lobenswerte Hartnäckigkeit.

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      Vielleicht hat sich die (westliche) Menschheit da wirklich geändert – kürzere Aufmerksamkeitsspanne, niedrige Frustrationstoleranz, eine „alles sofort auf Knopfdruck“-Erwartungshaltung. Man kann sich darin einrichten und damit vielleicht auch durchs ganze Leben kommen – ohne jemals zu merken, was einem da entgeht. Ich denke, solche Leute hat es immer schon gegeben, es ist nur einfacher geworden, auf diese Schiene zu kommen.

      Klar, „deren Problem“ ist auch nicht ganz richtig; für Tangolehrer und Veranstalter sicher nicht, und als normaler Milongabesucher freue ich mich auch, wenn es eine größere Auswahl an potentiellen Spielgefährtinnen gibt.

      Dennoch denke ich, man muß sich nicht total verbiegen, um den Newbies einen vermeintlich barrierefreien Zugang zu bieten. Klar, Didaktik läßt sich optimieren, und Obiges darf kein Ersatz für Schlampigkeit beim Lehren sein. Musikbasiertes Lehren finde ich super – ich bin selbst sehr musikaffin. Und wenn ich zwei ansonsten vom Aufwand her identische Wege habe, um ein Ziel zu erreichen, der eine mit, der andere ohne Spaß, ist die Wahl klar. Es gibt nur eben Grenzen der Vereinfachung, und das kann man denke ich, auch selbstbewußt vertreten. Bis etwas wirklich im „System 1“, des automatischen Abrufs, Muskelgedächtnis, inneres Modell, etc., drin ist, braucht es halt Wiederholungen. Etwas pointiert könnte man sagen, es ist einer der Jobs des Lehrers, seine Schüler so lange bei Laune zu halten, bis das passiert ist.

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        Du schreibst: „Bis etwas wirklich im „System 1“, des automatischen Abrufs, Muskelgedächtnis, inneres Modell, etc., drin ist, braucht es halt Wiederholungen. Etwas pointiert könnte man sagen, es ist einer der Jobs des Lehrers, seine Schüler so lange bei Laune zu halten, bis das passiert ist.“ Damit bringst Du’s auf den Punkt.
        Kommt nur drauf an, WAS? Der Nachteil bei „eingebimsten Bewegungsmustern“ – ohne die niemand auskommt – ist ja, dass die unbewusste „ad-hoc-Entscheidungs-Reaktion“ für alternative Bewegungsoptionen damit nicht geschult wird. Denn die eigentlich Lehr-Aufgabe besteht ja darin, den Leuten die „Entscheidung für das eine oder andere“ beizubiegen. Diese blitzschnellen Reaktionen zu erreichen, funktioniert nicht, wenn der Tänzer immer nur eine Möglichkeit übt. Deshalb trainiere ich mit „Entscheidungsschnittstellen“ Wie das funktioniert, erkläre ich ja in den nächsten Teilen. Sehr interessant, wie dabei Bewegungsabläufe im Kleinhirn (Muskelgedächnis) zwischen Basalganglien und motorischem Cortext bzw. prämotorischem Cortex gesteuert werden.

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