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Klammer-Blues statt Tango? Wie wir gerade den Tanz verlieren

Klammer-Blues statt Tango? Wie wir gerade den Tanz verlieren

oder „Tango light – Wenn Nähe genügt“

Wieviel Substanz braucht der Tango noch?

Wenn ich auf den heutigen Tango-Unterricht schaue und ihn mit dem von vor 20 Jahren vergleiche, fällt mir auf: Inhaltlich hat sich fast alles verändert – nicht unbedingt zum Besseren. Vieles ist heute zugänglicher, schlanker, funktionaler. Aber auch reduzierter. Repertoire, Anspruch und Motivation haben sich verschoben – bei Lehrenden wie bei Lernenden.

Diese Entwicklung betrifft nicht nur das, was im Unterricht vermittelt wird, sondern auch, wie in der Szene insgesamt gedacht und getanzt wird. Komplexität wird zur Ausnahme, stilistische Vielfalt weicht Konformität. Und selbst dort, wo Austausch möglich wäre, dominieren oft kurzfristige Eventformate oder Konsumstrukturen ohne nachhaltige Wirkung.

Dieser Artikel ist ein persönlicher Beitrag zur Bestandsaufnahme – und ein Versuch, Alternativen aufzuzeigen. Nicht als Rückblick auf „bessere Zeiten“, sondern als Einladung, gemeinsam über Strukturen nachzudenken, die wieder mehr Qualität ermöglichen.

Tango in der Öffentlichkeit – ein schwieriges Bild

Tango, so wie er heute öffentlich sichtbar ist, trägt nicht gerade dazu bei, sein Profil zu schärfen oder neue Interessierte zu gewinnen. Im Gegenteil: Wer Tango kennt, weiß um seine Anforderungen – um die Koordination, die Abstimmung, die Präzision, die es braucht, damit er wirklich funktioniert. Doch diese Komplexität ist von außen kaum zu erkennen.

Und Hand aufs Herz: Wie oft sehen wir bei Open-Air-Veranstaltungen oder Park-Milongas Szenen, die eher abschrecken als begeistern? 

Dazu kommt die oft wenig ansprechende äußere Erscheinung. Wer nicht weiß, was gemeint ist, sollte sich zum Vergleich einmal eine Open-Air-Milonga in Italien ansehen. Mal ganz abgesehen vom dort deutlich jüngeren Publikum: Während deutsche Sommermilongas bei Männern oft wie eine Mischung aus Biergarten und Wäschekammer wirken – Cargo-Shorts, Socken, durchgelaufene Tanzschuhe und das berühmte über der Hose getragene Hemd – zeigen sich die italienischen Milongas wie kleine Galas. Gepflegt, stilvoll, respektvoll – auch die Männer. Und das wirkt.

Denn wer sich selbst und seinen Tanz ernst nimmt, zeigt das auch äußerlich. Und wer auf Außenwirkung achtet, hat in der Regel auch eine andere Haltung zur Qualität. Nicht verwunderlich also, dass dort der Nachwuchs nicht nur theoretisch möglich, sondern tatsächlich vorhanden ist.

Von damals zu heute – ein Vergleich mit bitterem Beigeschmack

Wenn ich meinen Tango-Unterricht von heute mit dem vor 20 Jahren vergleiche, erkenne ich kaum noch didaktische Parallelen. Damals hatte ich sehr ambitionierte Vorstellungen davon, was „guter Tango“ ist – und was jeder durchschnittliche Schülerin zu lernen hätte, um auf der Tanzpiste zu bestehen. Mein Anspruch an Vielfalt und technisches Repertoire war hoch – heute bin ich deutlich reduzierter unterwegs.

Nicht, weil ich weniger weiß. Sondern, weil ich inzwischen weiß, dass ich weniger erwarten kann.

Auch bei den Lernenden ist der Anspruch gesunken. Statt musikalischem Ausdruck mit Pausen und Akzenten, stehen heute vor allem einfache, schnell erlernbare Schrittfolgen, immer im rhythmischen Dauer-Verdopplungs-Stakkato im Vordergrund. Verständlich – der Zeitgeist fordert Effizienz, auch im Hobbybereich. Das, was mich ursprünglich am Tango so faszinierte – das Streben nach Eleganz, Tiefe und Ausdruck – ist einer allgemeinen Oberflächlichkeit gewichen. Nicht, weil die Menschen dümmer geworden wären. Sondern, weil sich die Aufmerksamkeitsspanne verändert hat. Vielleicht liegt es am Dauer-Scrollen durch Bildschirme. Ich weiß es nicht. Ich sehe nur die Symptome.

Auch das Interesse an gutem Tango, an wirklicher Weiterentwicklung, ist spürbar zurückgegangen. Ich erinnere mich an große Tango-Camps, in denen internationale Größen Hunderte von Tänzer:innen in ihren Bann zogen. Ja, es gibt sie noch, die Festivals mit Gastlehrern an Wochenenden – aber viele haben inzwischen verstanden: Ein Workshop-Wochenende reicht nicht, um nachhaltig besser zu tanzen. Das bleibt oberflächlich – wie ein Auffrischungskurs für etwas, das man nie wirklich gelernt hat.

Dazu kommt: Wer wirklich weiterkommen will, braucht auch passende Tanzpartner:innen. Wer nicht kompatibel führt oder folgt, kann sich seine mühsam gelernten „Fancy Moves“ meist direkt ins Kopf-Archiv „…hab ich mal gelernt, brauch ich aber nie“ einsortieren.

Wo früher Hingabe war, sehe ich heute häufig nur noch Konsum. Aus ambitionierten Tänzer:innen wurden „Tango-Consumer“. Oder wie Michael Rühl sie treffend nannte: „Durchlauferhitzer“ – schnell begeistert, schnell wieder verschwunden. Ein Phänomen, das jede*r Tango-Lehrende inzwischen kennt.

Ist der Tango in Deutschland also in der Krise? Oder ist das einfach die demographische Realität?

Die „Young Tango“-Bewegung macht mir da leider wenig Hoffnung. Eher wirkt es wie ein letzter Versuch, ein Feuer zu entfachen, für das längst kein Holz mehr gesammelt wird.

Lagerbildung und der Verlust an Tiefe

Eine weitere Entwicklung, die nicht unbeachtet bleiben darf, ist die zunehmende Lagerbildung in der Tango-Szene. In einem Blogbeitrag von Yokoito wird auf die Bloggerin Vio verwiesen, deren Worte ich hier aufgreifen möchte. Die Quintessenz ihres Artikels fasst Yokoito wie folgt zusammen:

„Seit etwa zehn Jahren sieht man eine Art Lagerbildung in ‚Neo-Nuevo‘ und ‚Neo-Klassisch‘.
Das sind – zum Glück – keine echten ‚Stile‘; es können noch alle Tangueros miteinander tanzen.
In beiden Lagern hat aber eine Degeneration stattgefunden – getrieben vom Versuch, den Zugang zum Tango zu vereinfachen. Dabei ist etwas verloren gegangen.“

Ich kann diese Aussage nicht für den „Neo-Nuevo“-Zweig bestätigen – dafür fehlt mir die Erfahrung. Wohl aber für den Bereich, den Vio „New-Classic“ nennt. Auch dort lässt sich eine auffällige Vereinfachung beobachten. Und ja – natürlich ist Vereinfachung ein natürlicher Begleiter jeder Verbreitung. Tango mit Raffinesse und Anspruch ist und bleibt ein Nischenprodukt. Komplexität kostet Zeit. Und wenn das nicht so wäre, hätte vermutlich jede Kleinstadt ein eigenes Symphonieorchester.

Vio bringt es treffend auf den Punkt, wenn sie sagt:

„Meine Ausbildung zeigt, dass ‚Newclassic‘ keine Fortsetzung früherer Traditionen ist, sondern eher eine Rückentwicklung darstellt.“

Ich kann das nur bestätigen. Das, was auf vielen Milongas getanzt wird, reduziert sich bei der Mehrheit der Tänzer:innen auf ein Repertoire von vielleicht 5 bis 8 Grundelementen. Selbst klassische Richtungswechsel wie der „ocho adelante“ sind selten geworden oder tauchen, wenn überhaupt, in kompakter Form für enge Umarmungen auf.

Was mich erstaunt: Die Ähnlichkeit vieler Tänzer:innen untereinander. Ich erkenne auf der Fläche oft denselben Stil – ein typisches „Encuentro-Repertoire“, funktional, platzsparend, musikalisch reduziert. In Marathon-Kreisen mag das Repertoire etwas vielfältiger sein, doch auch dort dominiert die Logik des „small space“.

Technisch ist das durchaus nachvollziehbar. Enge Rondas verlangen präzise Navigation, und da sind „rebotes“, „ocho cortados“ und kleine Schritte das Mittel der Wahl. Aber was bleibt übrig vom Tanz, wenn die Vielfalt verloren geht? Wenn alles gleich aussieht?

Ich sage das ganz bewusst provokant: Wenn es wirklich nur noch um Nähe und Platzökonomie geht, könnten wir auch direkt zum „Klammer-Blues“ übergehen. Der bräuchte keine jahrelange Schulung, passt auf jede Fläche und ist garantiert anfängerfreundlich. Die Veranstalter würden sich freuen – mehr Tänzer auf weniger Raum, mit kürzerem Lernweg. Aber das kann doch nicht ernsthaft unser Ziel sein?

Wir sollten ehrlich sein: Eine große Masse an Menschen wird Komplexität nur selten freiwillig in Kauf nehmen. Tango war nie für alle. Und wenn wir uns vormachen, dass Masse und Niveau gleichzeitig zu haben sind, dann lügen wir uns in die Tasche.

Am Ende spiegelt sich im Tango – wie überall – eine klassische Leistungspyramide. Und die obere Hälfte dieser Pyramide zieht sich lieber unter ihresgleichen zurück. Nicht aus Arroganz, sondern aus Selbsterhaltung. Denn wer will sich als erfahrener Tänzer regelmäßig mit „Quer- und Kreuztänzern“ auf öffentlichen Milongas herumärgern, wenn er auch zu einem Encuentro mit klaren Codigos gehen kann?

Komplexität und Umarmung – kein Widerspruch

Ich habe an anderer Stelle bereits über die geschlossene Umarmung geschrieben – und auch darüber, wie herausfordernd es sein kann, darin komplexe Bewegungen sauber umzusetzen. Wenn ich mich nun gleichzeitig dafür ausspreche, den Tango wieder vielseitiger zu gestalten, klingt das vielleicht widersprüchlich. Ist es aber nicht.

Denn es geht nicht darum, Komplexität gegen Nähe auszuspielen. Vielmehr stellt sich die Frage: Muss wirklich jede tänzerische Möglichkeit der Umarmung untergeordnet werden? Oder dürfen wir den Tango auch wieder etwas flexibler denken – ohne seine Qualität aufzugeben?

Die geschlossene Umarmung ist ein wichtiger Bestandteil des Tango, keine Frage. Aber sie sollte nicht zum Dogma werden, das Weiterentwicklung verhindert. Tango darf und kann beides sein: nah und anspruchsvoll – offen für Ausdruck, aber nicht beliebig. Wer das als Gegensatz sieht, denkt den Tanz zu eng.

Was tun? Ein Blick über den Tellerrand

Bleibt die Frage: Was können wir tun, um dieser allgemeinen Nivellierung etwas entgegenzusetzen?

Ein Blick in andere Tanzbereiche zeigt: Es geht auch anders. Im Bereich der Standard- und Latein-Tänze gibt es eine funktionierende Vereinsstruktur. Und auch wenn manch ein Tango-Fan bei „Verein“ die Stirn runzelt – so schlecht ist die Idee nicht.

Natürlich: Im Anfängersektor sind nach wie vor Tanzschulen gefragt. Kein Anfänger sucht sich einen Verein, bevor er tanzen kann. Tangoschulen übernehmen hier eine wichtige Rolle, bilden die Basis aus – und davon leben sie, zu Recht. Nicht jeder will auf die Piste. Manche bleiben lieber bei ihrem Wochenkurs – und auch das ist in Ordnung.

Was aber in Deutschland fehlt, ist ein System für engagierte Tänzer:innen, die mehr wollen. Orte, an denen man wirklich übt, sich austauscht, miteinander wächst. Mit erfahrenen Trainer:innen. Mit regelmäßigem Wissenstransfer. Mit strukturierten Formaten.

Ein Blogger wird jetzt lachen: „Hab ich doch immer gesagt!“ – Nein, hast du nicht. Du hast es für Anfänger gefordert. Aber Anfänger üben nicht freiwillig. Das funktioniert nur mit Fortgeschrittenen, die wirklich weiterkommen wollen.

Warum sind „Practilongas“ oft reine Tanzveranstaltungen, bei denen kaum jemand tatsächlich übt? Weil Veranstalter niemanden vergraulen wollen – keine klaren Regeln aufstellen – keine Übungen einfordern. Verständlich. Aber schade. Denn dort wäre die perfekte Gelegenheit, Wissen zu teilen, Technik zu vertiefen, Erfahrungen weiterzugeben.

Und Hand aufs Herz: Viele Prácticas sind, wenn überhaupt, für untere Levels geeignet. Aber Fortgeschrittene? Von denen erwarte ich mehr.

Ein Plädoyer für Clubs & Kooperationen

Stellt euch vor, es gäbe Clubs oder Vereinsstrukturen, in denen regelmäßig Gastlehrer:innen Workshops geben – nicht als Event, sondern als gezielte Fortbildung am Abend, unter der Woche, für Berufstätige. Mit Basics, mit Technik, mit Tiefe. Und anschließenden Übungsabenden, in denen genau das Gezeigte angewendet wird. Das wäre echter Wissenstransfer.

Warum schließen sich nicht mehrere Tangoschulen zusammen, um so etwas zu ermöglichen? Aus Angst vor Konkurrenz? Vor Schülerverlust?

Vielleicht unterschätzen viele, wie positiv sich ein gemeinsamer Wissenspool auf ihre eigene Schülerschaft auswirken könnte. Und auf das allgemeine Niveau. Und auf den Tango selbst.

Vorteile von Tango-Clubs oder -Vereinen zur Förderung der Tanzkultur und Niveauentwicklung

  • 1. Strukturierte Trainingsmöglichkeiten jenseits des Unterrichts
    • Regelmäßige Übungsformate (nicht nur Milongas oder „Practilongas“) bieten Fortgeschrittenen gezielte Möglichkeiten zur Weiterentwicklung, fernab des reinen „Durchtanzens“.
  • 2. Förderung von Kontinuität
    • Vereine schaffen Bindung: Wer Mitglied wird, bleibt meist länger aktiv und entwickelt einen höheren Anspruch an sich selbst und an das gemeinsame Niveau.
  • 3. Vernetzung von Fortgeschrittenen
    • Statt vereinzelt zu praktizieren, können sich engagierte Tänzer:innen systematisch vernetzen, austauschen und gegenseitig fordern – ein Nährboden für tänzerische Exzellenz.
  • 4. Wissensweitergabe durch Peer-Learning
    • Nicht nur Lehrkräfte, sondern auch erfahrene Tänzer:innen können ihr Wissen in strukturierten Vereinsformaten weitergeben – z. B. als Mentoren für mittleres Niveau.
  • 5. Unabhängigkeit vom Konsum-Modell
    • Clubs und Vereine leben vom Engagement ihrer Mitglieder – sie basieren weniger auf „Kundenbindung“ als auf inhaltlicher Qualität. Das erlaubt einen anderen Zugang zu Tiefe und Entwicklung.
  • 6. Plattform für langfristige Entwicklung
    • Anders als Tanzschulen, die oft zyklisch und auf Kursdauer ausgelegt sind, ermöglichen Clubs eine längerfristige, aufbauende Förderung.
  • 7. Ermöglichung kostengünstigerer Angebote
    • Durch Mitgliedsbeiträge und ehrenamtliches Engagement lassen sich niedrigschwellige, aber hochwertige Formate anbieten, z. B. Techniktrainings, Workshops oder Gasttrainer-Wochen.
  • 8. Entwicklung eines gemeinsamen Tanzstils
    • Gemeinsames Üben in stabilen Gruppen führt automatisch zu besserer Kompatibilität in der Ronda – ein wichtiger Schritt gegen das von dir beschriebene „Kreuz-und-Quer-Tanzen“.
  • 9. Förderung von Eigenverantwortung
    • Wer sich in einem Club einbringt, lernt nicht nur besser zu tanzen, sondern auch zu unterrichten, zu organisieren und Verantwortung für die Szene zu übernehmen.
  • 10. Identifikationsraum statt Event-Konsum
    • Ein Verein schafft Gemeinschaft und Identität. Das verhindert die Durchlauferhitzer-Mentalität und fördert persönliche Bindung – an den Tanz und an die Gemeinschaft.
  • 11. Raum für differenzierte Formate
    • Clubs können gezielt Formate für Fortgeschrittene, Nachwuchs oder Technik-Spezialisierung entwickeln – Tanzschulen hingegen müssen meist „alle abholen“.
  • 12. Vermeidung von Niveau-Verdünnung in „Practilongas“
    • Durch klare Zielgruppenformate (z. B. geschlossene Übungsrunden für Fortgeschrittene) wird Üben wieder zu echtem Üben – und nicht zur versteckten Milonga.
  • 13. Förderung eines Lernethos
    • Innerhalb eines Vereins wächst die Kultur des „Lernens-Wollens“: Tango wird nicht nur getanzt, sondern ernsthaft erforscht und vertieft – ein Gegengewicht zum „nur Konsumieren“.
  • 14. Flexibilität für experimentelle Formate
    • Anders als kommerzielle Anbieter können Clubs mit innovativen Trainingsmethoden, Rollenwechseln, Improvisations-Formaten oder interdisziplinären Ansätzen experimentieren.
  • 15. Packen wir’s an!

Fazit: 

Tango wird sich weiter verändern – das liegt in seiner Natur. Die Frage ist nur, ob wir als Szene diese Entwicklung bewusst mitgestalten oder ihr einfach zusehen. Wenn das Niveau in der Breite sinkt, liegt das nicht nur an den Tanzenden selbst, sondern auch an fehlenden Strukturen, in denen Lernen, Üben und Austausch wirklich stattfinden können.

Komplexität braucht Zeit, Geduld und Räume, in denen sie gefördert wird. Genau diese Räume fehlen. Stattdessen dominieren Kurzformate, schnelle Erlebnisse, geringe Verbindlichkeit.

Clubs oder Vereine könnten hier eine Lücke füllen – nicht als Selbstzweck, sondern als Orte für gezieltes Üben, Wissenstransfer und kontinuierliche Weiterentwicklung. Dafür müssten sich allerdings auch Lehrende und Schulen bewegen, gemeinsam denken, Ressourcen bündeln, statt sich gegenseitig als Konkurrenten zu betrachten.

Wenn wir wollen, dass der Tango mehr bleibt als ein bequemes Nahkontakt-Format mit drei Grundschritten, dann braucht es neue Konzepte. Nicht spektakulär. Nur konsequent.

Es gibt bestimmt Tango-Vereine, diese kleine Liste  aus Süd-Deutschland hat mir Gerhard Riedl zur Verfügung gestellt:

15 thoughts on “Klammer-Blues statt Tango? Wie wir gerade den Tanz verlieren

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      Lieber Klaus, bei allem Respekt: Da muss ich beim Lesen schon ziemlich tief durchatmen. Ich bin versucht zu fragen: Woher kommt nur diese Überheblichkeit? Aber sachlich der Reihe nach.

      Ich kann aus meinem persönlichen Erleben die geschilderte schlechte Qualität des Tangounterrrichts nicht bestätigen. Meine ersten Lehrer vor 20 Jahren hatten kein so tiefes Verständnis wie diejenigen, zu denen ich heute gehe. Es wäre mir als Anfängerin aber auch noch nicht möglich gewesen, eine bestimmte Komplexität umzusetzen. Ich sehe hochkarätige Tangopaare, die auch bei uns in Deutschland anpruchsvollen Unterricht anbieten, und kenne viele Tänzerinnen und Tänzer die sich dorthin begeben und deren Tango sich immens verbessert.

      Natürlich gibt es immer auch diejenigen, die schon sehr lange tanzen und nicht vorankommen. Denen das Talent oder das tiefere Interesse fehlt. Das gab es schon immer. Ja, manchmal ärgere ich ich mich auch darüber. Aber ich komme am Ende doch immer zu dem Schluß, dass diese Menschen ganz sicher irgendetwas Positives mitnehmen. Und wenn es „nur“ die Nähe zum anderen ist. Ich beobachte sie und sehe ihre Freude. Wer bin ich, darüber zu urteilen? Und niemand, der oder die Tango lernt, wird einfach nur „kuscheln“ können, alle müssen sich darauf einlassen neue Bewegungsabläufe zu lernen – den einen fällt es leichter, den anderen schwerer.

      Der Zeitgeist zeigt seine Wirkung eher in einer gewissen Unverbindlichkeit, denke ich – „drop-in“-Klassen, kurze Workshops, Schnupperformate: Mir scheint es wird weniger Energie über einen längeren Zeitraum investiert. Das betrifft aber nicht nur den Tango, das beobachten auch traditionelle Tanzschulen und andere Anbieter im Freizeitbereich schon lange. Btw verstehe ich den Sinn des eingeblendeten Videos von der Open Air-Milonga in Wien nicht ganz. Falls dies als „abschreckendes Beispiel“ dienen sollte, dann möchte ich erneut vor Arroganz warnen: Ich sehe hier überwiegend Anfängerpaare – was gibt es daran zu kritiseren? Vielleicht habe ich aber auch etwas missverstanden??

      „Anfänger üben nicht freiwillig“ – es tut mir leid, aber spätestens an diesem Punkt ist eine Grenze erreicht. Solche pauschalen Verurteilungen sind nicht nur falsch, sondern helfen nicht weiter, im Gegenteil. Was bezweckst du damit? Das klingt für mich sehr nach massivem persönlichen Frust.

      Die Idee von Clubs und Vereinen ist gut – aber mit welchem Ziel? Das kann nur funktionieren wenn man eben grade diejenigen mit berücksichtigt die anfangen. Die Spaltung ist doch jetzt schon da – ab einem bestimmten Niveau verabschieden sich die Leute auf Encuentros. Ich fürchte, die „Leistungspyramide“ existiert nur in den Köpfen von Leuten, die sich nicht mehr abgeben wollen mit einem Anfänger und lieber in ihrer eigenen geschlossene Gesellschaft bleiben wollen. Ich gehe maximal 1 mal pro Jahr auf ein Encuentro – ja, dann bin ich dort im Tanzhimmel!! Aber ich würde mich nie von den regulären Milongas zurückziehen, denn das ist doch unsere Basis, da trifft sich das „Tangovolk“, da spiegelt sich unsere Welt. Da ist Tango in seiner Vielfalt zu erleben, und dazu gehört viel mehr als die Komplexität des Tanzens. Vielleicht hast du das nur einfach vergessen – dass Tango ein Tanz für JEDEN ist, ob er nun komplexe Folgen lernen oder einfach nur von rechts nach links und zurückschwofen will. Das ist zumindest meine Meinung. Aber ich befrage gerne mal meine argentinische Tangolehrerin dazu 😉

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        Liebe Dana,
        Das ich mit meiner Meinung nicht gerade auf Gegenliebe stoßen werde, habe ich schon geahnt, aber ich musste beim ersten Lesen Deines Kommentare erstmal meinen Artikel nochmal kritisch begutachten, um so ein Missverständnis meiner Thesen überhaupt zu verstehen.

        Mein Text: „Wenn ich meinen Tango-Unterricht von heute mit dem vor 20 Jahren vergleiche, erkenne ich kaum noch didaktische Parallelen. Damals hatte ich sehr ambitionierte Vorstellungen davon, was „guter Tango“ ist – und was jeder durchschnittliche Schülerin zu lernen hätte, um auf der Tanzpiste zu bestehen. Mein Anspruch an Vielfalt und technisches Repertoire war hoch – heute bin ich deutlich reduzierter unterwegs.

        Nicht, weil ich weniger weiß. Sondern, weil ich inzwischen weiß, dass ich weniger erwarten kann.

        Auch bei den Lernenden ist der Anspruch gesunken. Statt komplexer Figuren und „Fancy Moves“ stehen heute vor allem einfache, schnell erlernbare Schrittfolgen im Vordergrund. Verständlich – der Zeitgeist fordert Effizienz, auch im Hobbybereich. Das, was mich ursprünglich am Tango so faszinierte – das Streben nach Eleganz, Tiefe und Ausdruck – ist einer allgemeinen Oberflächlichkeit gewichen.“

        Und meine Gegenfrage: Warum unterstellst Du mir aus dieser Betrachtung eine Überheblichkeit, wenn ich beobachtete Missstände aus meinem Blickwinkel formuliere? Steckt in formulierter Kritik schon Arroganz?

        Kommen wir zum ersten Missverständnis:
        Ich habe nicht direkt die Qualität des heutigen Unterrichts mit dem vor 20 Jahren verglichen, sondern die nachlassende Auffassungsgabe und Umsetzung der Unterrichtsinhalte von Seiten der Tanzschüler, aufgrund geringerer Konzentrationsfähigkeit und mangelnder Übung, auch das Konsumverhalten hat sich verstärkt. Längere Schrittabläufe, die ich früher noch ohne Probleme vermitteln konnte, sind heute nicht mehr möglich, auch viele Fortgeschrittene steigen schon nach Sequenzen von 3 Schritten aus. Die Auffassungsgabe von relativ simplen Lösungen für Bewegungsabläufe ist trotz besserer Unterrichtsvorbereitung spürbar gesunken. Woran liegt das? Musikalität ist so schwer zu vermitteln.
        Und die Reduzierung auf schnelle Lerninhalte. Natürlich kann man da relativieren: es ist nicht überall so, es gibt auch Ausnahmen: Natürlich gibt’s die überall. Aber wenn ich in meiner direkten Umgebung die Tangoszene in Teilen des Ruhrgebiets betrachte, sehe ich schwarz und bestätigt meine Beobachtungen. Und natürlich gibts auch hier Ausnahmen.

        Außerdem habe ich nicht gesagt, dass der Unterricht unbedingt schlechter geworden ist. Aber er ist sogar deutlich konzeptreicher geworden, aber dadurch nicht unbedingt effektiver.

        Ich beklage weniger Interesse, sich während der Unterrichtspausen zwischen den Terminen mit dem Lernstoff zu beschäftigen. Die Schüler beklagen oft, dass sie alles vergessen hätten, das liegt oft daran, dass sie sich zwischendurch nicht ein einziges Mal gedanklich damit beschäftigen. Früher kommen oft direkt zu Beginn der neuen Stunde gezielte Fragen zum Stoff der vergangenen Woche.

        Natürlich hat sich mein Fokus auf wesentliche Schwerpunkte, was ein Tanzschüler wirklich braucht, deutlich reduziert. Das Schrittmaterial ist deutlich aufgrund des nachlassenden Lerntempos reduziert. Viele Bewegungen, die man vor 20 Jahren noch als Mindestrepertoire betrachtet hat, sind heute also weggefallen.
        Das liegt aber daran, dass heute viel reduzierter getanzt wird.

        Grundsätzlich ist besonders mein Beginner-Unterricht wesentlich effektiver geworden. Wozu ich früher noch Monate brauchte, brauche ich heute nur noch wenige Stunden, aufgrund von mehr Wissen um die Bewegungen selbst. Trotzdem ist die Gesamtsituation insgesamt nicht besser geworden: Viele Schüler brechen schneller ab, sie sind „Durchlauferhitzer“ geworden. Man nimmt sich nicht mehr die Zeit, sich mit Geduld und Ausdauer zu guten Tänzern zu machen.

        Und obwohl der allgemeine Tanzstil, nicht nur nach meiner Auffassung reduzierter geworden ist und dadurch eigentlich die Tanzschüler viel schneller die „Pistenreife erreichen müssten, geht es langsamer voran.

        Wenn ich den normalen Arbeitsaufwand für ein Hobby wie Tango, mit dem von anderen Hobbys wie Tennis oder Golf vergleiche, wird offenbar für Tango wesentlich weniger Übungszeit in Anspruch genommen. Etwas, was ich überhaupt nicht mehr nachvollziehen kann. Es sind wesentlich mehr Schüler nur in Kursen, als nachher auf der Tanzpiste, obwohl ich einen hohen Aufwand betreibe, mit Prácticas und anderen Anreizen. Der Trend geht, Genua wie beim Standard oder Latein in Richtung „betreutes Tanzen“.

        Und ich kann diesen Fortschritt mancher durch Unterricht bei Spitzenpaaren, wie Du ihn siehst, nicht bestätigen. Oder es sind wahrscheinlich sowieso engagiertere Paare.

        Wenn Du in meinen Beobachtungen eine Überheblichkeit erkennen kannst, muss es für mich ein Missverständnis sein. Oder andere Möglichkeit: Sehe ich vielleicht die Zeit vor 20 Jahren etwas verklärt?

        Anfänger sind heute schwerer zur Práctica zu überreden als Fortgeschrittene, weil sich viele Anfänger noch garnicht vorstellen können, mal irgendwann öffentlich Tango tanzen zu gehen. Sie schieben das oft in weite Ferne. Das war früher anders.
        Dies sind Vergleiche aus vielen Jahren Unterricht.

        Und das Video bildet schlechte Tänzer ab, aber nicht unbedingt nur Anfänger. Wenn man es mit anderen Open Air vergleicht, sehe ich da viele Parallelen.

        Wen sich dies nicht in meinem Text abbildet, dann habe ich das schlecht formuliert und muss das nochmal präzisieren. Habe ich aber hiermit in diesem Kommentar gemacht.
        Und es ist ja gut, dass Du alles etwas positiver siehst, aber ich vergleiche mit eigenen Erfahrungen.

        Wenn ich frustriert wäre, würde ich nicht mit so einer Begeisterung unterrichten und ständig am Unterricht feilen. Es hat sich auch nach Beobachtungen anderer viel verschlechtert, das ist nicht nur mein Eindruck. Dazu rate ich Dir mal die Blogs von Vio und Yokoito zu lesen: „Quo Vadis, Tango?“ (Oben in den Links)

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        Hallo Dana,
        Warum diskutierst du hier mit Argumenten, ohne die zu begründen. Brichst Du Dir einen Zacken. aus der Krone, wenn Du Namen von guten Tangolehren nennst? Wie heißt denn nun die argentinische Tanzlehrerin??

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      Bitte korrigieren:
      – Tango Lunazul Augsburg e.V.
      https://www.tango-lunazul.de/
      (statt 2 x Kaufbeuren)
      – Tango in Ingolstadt e.V.
      https://in-tango.de/
      https://vivalavida-festival.de/

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      Tango!nitiative Darmstadt
      http://tangoinitiative.de/

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      Ich glaube, dass Vereine auch nicht mangelnde Tanzqualität oder -ambition beheben können. Zumindest in größeren Szenen – ich überblicke die in München einigermaßen – haben ambitionierte Tänzer jede Menge Möglichkeiten für guten Unterricht und konzentriertes Üben. Wir haben hier inzwischen fast jeden Tag eine Práctica. Und es sind die Besucher, die die Práctica mit Leben füllen, und ich sehe laufend neue gute Tänzer/innen auftauchen. Es hängt schon am Einzelnen, sich für den Tango zu begeistern und Ziele zu definieren und daran arbeiten zu wollen. Material und Gelegenheiten gibt es dafür genug.
      Herzliche Grüße, Theresa

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        Ich kann nicht beurteilen, wie in München die Prácticas organisiert werden: sind sie wie die von mir beschriebenen „Practilongas“ oder wird dort wirklich geübt?
        Es geht bei Vereinen auch erst einmal darum die gefürchtete „Consumer-Einstellung“ zu einer aktiven Einstellung umzuwandeln. Dass es immer auf die einzelnen ankommt, ist mir schon klar, aber die Leute in Vereine zu locken ist etwas anderes als in Kurse, in denen sie sich irgendwann bei „betreutem Tanzen“ ausruhen können: „Ich brauche nur zu machen, was der Lehrer von mir will, dann brauche ich nicht selbstständig drüber nachdenken.“ Ein Einstellung, die schnell entstehen kann, wenn man die Schüler nicht fordert und die Lehrer es sich mit solchen Konsumenten bequem machen, das Geld fließt ja. Und es ist ja genau diese Einstellung, die ich in letzten Jahren beobachte und im Artikel bemängle. Ich betreibe wirklich einen hohen Aufwand, meine Schüler auf die Tanzpiste zu bekommen, mit aufwändigem „Ronda-Training“ zum Beispiel. Und ich halte grundlegend guten Unterricht für wichtig, dass Tanzschüler direkt Schritte vermittelt bekommen, die sie auch auf der Piste an die normalen ad-hoc-Ansprüche angepasst benutzen können und nicht unwichtiges Zeug, die sie dann erst umbauen müssen.

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      Hallo Herr Wendel, der TangoLibre aus Konstanz wäre auch eine Erwähnung wert. Wir sind 177 Mitglieder und haben ca 74 Veranstaltungen im Jahr an 5 Locations. Regelmäßige Worshops, Prakticas und 3 engagierte Tangolehrerpaare.
      Unsere Adresse wäre: http://www.tangolibre.de

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        Hallo Rainer,
        vielen Dank für den Hinweis. Und wenn Du noch weitere Vereine kennst, kannst Du mir gerne Links schicken. Im Übrigen wäre ich an einem Interview für diesen Blog mit jemanden aus dem Verein interessiert, oder vielleicht mit Dir? Ich möchte gerne über Eure Erfahrungen und über alles Organisatorische erfahren. Ein Mitglied-Feedback wäre auch Wünschenswert.
        Liebe Grüße von
        Klaus Wendel

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      Soso, nachdem also die Boomer wieder mal etwas in den Dreck gefahren haben, sollen wir das wieder rausholen.

      Jetzt also auch den Tango.

      Ist ja auch klar, weil nur können das.

      Aber trotzdem maulen die Boomer rum, und behaupten wir könnten nix, weil ich Figuren unterrichte und ich wäre ne „Tanz-Nutte“.

      Weil ich würde eben nicht einfach so mit nem alten Sack tanzen. Egal ob der ungewaschene Haare hat oder garkeine.

      Die coolen Tango-Chicks, also wir „Chickas“, wie wir in der Tangoszene auf argentinisch sagen, haben eben keine Lust auf euch Boomer, weil ihr alt seit und euch für die Grössten haltet.

      Deshalb meine Ansage: Ihr seid wie die Dinos, weil die auch mal schnell weg waren, obwohl die sich auch für die Grössten gehalten haben. Und keiner hat sie hinterher vermisst. Dafür kommen wir dann und haben anschließend freie Bahn mit „Young Tango“ . Und machen das, was uns gefällt, wo keiner uns dazwischen quasselt.

      Tja das musste mal deutlich gesagt werden. Tut vielleicht weh, aber es trifft jedenfalls nicht die Falschen.

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        Mal abgesehen von Deinem Anti-Boomer-und-sonst-was-Schwachsinn oder was Du Argumente nennst, haben Dinos immerhin erdgeschichtlich 160.000.000 Jahre überlebt und waren deshalb nicht mal eben so schnell weg. Die Boomer haben immerhin 40 Jahre und „Young Tango“ bisher nur höchsten 5 Jahre Tango-Erfahrung. Und irgendwie hast Du einen Kinderkomplex: „Und wenn Ihr Erwachsenen-(Boomer) aus dem Haus seid, dann manche wir alle endlich, was wir wollen, dann ist sturmfreie Bude.“ Toll, nur schade, dass alles was Ihr heute so tanzt, von den Vor-Vor-Boomern stammt und ihr bisher tango-entwicklungsmäßig noch nichts eigenes auf die Kette gebracht habt. Mit Deiner Ausdrucksweise schätze ich Dich aber höchstens auf 15 Jahre, also mitten drin in der Tango-Pubertät. Deshalb lasse ich es mal gut sein und betrachte es als ungezogenes Benehmen. Und ich warte gespannt, was Ihr so vollmundig als „Young Tango Revolution“ ankündigt habt und aus dem Hut zaubern wollt. Und nur weil Ihr „Figuren“ nachtanzt, die andere vor Euch ein halbes Jahrhundert entwickelt und getanzt haben, seid Ihr noch lange keine „neue Tango-Generation“, sondern bisher bestenfalls Nachahmer.
        PS: Und dass ich Dir jetzt so von oben herab geantwortet habe, liegt ganz allein daran, dass Du einen sogenannten „Pubertäts-Ton“ angeschlagen hast. Sowas nennt man dann Transaktionsanalyse. Diese Rolle hast Du Dir also selbst zuzuschreiben.

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          Schon klar. Und an deiner Bezeichnung „Tanz-Nutte“ bin ich wohl auch schuld, was?

          Wenn die alten Boomer sich auf uns junge coole Chickas stürzen, weil sie gerne eine kleine Lolita hätten, ist natürlich auch unsere Schuld.

          Am besten so um die 15, was? So hättest Du mich doch gern. Hast Du doch geschrieben!

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            Sag mal, was hast Du denn geraucht und wo bekommt man das? Niemand hat Dich hier als Tanz-Nutte bezeichnet. Die Bezeichnung war übrigens aufgrund Deiner Unterstellung entstanden, dass Milena Plebs wohl nur aus finanziellen Gründen mit dem – wie Du ihn nanntest „Oldie“ – mit Antonio Todaro getanzt haben könnte. Und sagte Dir darauf, dass es noch andere Motive geben könne, ohne als gleich „Tanznutte“ bezeichnet zu werden. Also im Gegenteil: DU hast Milena Plebs indirekt als „Tanznutte“ deklassiert, und nicht ich, und Dich schon garnicht. Und wenn Du jetzt anfängst hier Boomer zu beschimpfen, die gerne „Lolitas“ hätten, werde ich wohl die zukünftige Freigabe Deiner „Kommentare“ unterlassen. Diese Boomer haben den Tango bis zu Deiner „Tanzreife“ immerhin aufgebaut und am Leben gehalten, sonst könntet Ihr nämlich die Reste davon im Tango-Museum betrachten. Es gäbe keine Milongas, keine Lehrer, keine Videos, keine Musiksammlungen. Und Ihr könnte da anfangen, wie ich damals angefangen habe, als Deutschland noch ein weißer Fleck im Tango-Atlas war. Ich finde Deine Unwissenheit und Deine blanke Wut irgendwie blamabel.

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      Interessante Idee, hier neue Strukturen für Ambitionierte zu schaffen. Hierzu zwei Gedanken. Der pragmatische: Wie kann so etwas skalierbar aufgebaut werden – also mit kleinem Start und dann Wachstum in die Breite? Und der hedonistische: Alles steht und fällt mit der Wahrnehmung – seitens der Nutzer, Kunden, Klienten, wie immer man sie nennen möchte – einer positiven Aufwands-Genuss-Bilanz? Wie muss die Brotkrumenspur aus Belohnungen auf der Genuss-Ebene konstruiert sein, damit sich die Tänzer auf dem Weg machen? Ich habe das Privileg, einen Lehrer zu haben, der für meinen Tango genau der Richtige ist; von daher fehlt mir Mangel oder Begehren als Antwortshilfe, ich kann also nur Überlegungen anbieten. Wie diese: In jeder Übungseinheit lerne ich etwas – oder kann es zumindest schon mal in der Ferne erspüren – das mir zusätzlichen sinnlichen Genuss im Paar bereitet, oder meinen Komfort in der Ronda vergrößert. So etwas wie Agustins „Schokomuffin gefüllt mit flüssiger Schokolade“-Visualisierung (für weniger poetische Naturen aka „lose elastisch gekoppelte Massen“). Wobei Du, Klaus, schon auf ein zentrales Problem hinweist: Platz. Um etwas lose Gelerntes auf der Piste zu verfestigen, braucht es etwas Fläche – also müsste jedes Lern-Lunchpaket nicht nur den Genuss-Inhalt, sondern auch das Floorcraft-Besteck zum unfallfreien Genießen enthalten.

      Und noch ein Gedanke: Als Lehrer sitzt Du, Klaus, eigentlich ja an der Quelle von potentiell nützlichen Informationen. Mir kommt gerade die Serie „Lucifer“ in den Sinn: Wie wäre es, wenn Du Deine Schüler, einzeln, beiseite nimmst, ihnen tief in die Augen schaust und sie fragst: „Was ist Dein wirkliches, innerstes Begehren“?

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        Lieber Yokito,

        vielen Dank für deinen tollen Kommentar – du triffst da echt zwei wichtige Punkte: Wie kriegt man so was praktisch ans Laufen, und wie bleibt es für alle Beteiligten auch wirklich genussvoll?

        Zur Skalierbarkeit:
        Ich glaube, es braucht am Anfang gar nicht viel – eher ein kleines, funktionierendes Format, das Spaß macht und bei dem man merkt: Ah, das bringt mir was! Wenn das mal steht und gut funktioniert, wird es quasi von selbst größer, weil andere das auch wollen. So ein bisschen wie ein gutes Rezept: Wenn’s schmeckt, fragt man nach den Zutaten.

        Und zur Genuss-Bilanz:
        Du hast völlig recht – niemand bleibt auf Dauer bei etwas, das sich nur nach „Arbeit“ anfühlt. Der Trick ist vielleicht, in jeder Lerneinheit einen kleinen „Wow“-Moment einzubauen – etwas, das sich direkt gut anfühlt im Körper oder in der Verbindung. So wie du sagst: ein kleines sinnliches Upgrade. Ich liebe das Bild mit dem Schokomuffin – genau das! Und ja, Floorcraft gehört dazu. Sonst hat man den Genuss im Kopf, aber crasht in der Realität. 🙂

        Und deine „Lucifer“-Anspielung gefällt mir – vielleicht sollte ich das wirklich mal machen: jemanden im Unterricht anschauen und fragen:
        „Was wünschst du dir wirklich im Tango?“
        Nicht im Kopf, sondern wirklich. Da steckt vielleicht viel mehr Energie drin als in jedem Technik-Tipp.

        Danke dir – du hast mir mit deinen Gedanken echt Stoff zum Weiterdenken gegeben!

        Viele Grüße
        Klaus

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