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Tango-Wettbewerbe – Warum auch nicht?

Tango-Wettbewerbe – Warum auch nicht?

Tango Contests – gestern und heute

müssTango-Wettbewerbe erfreuen sich in Deutschland bislang nur geringer Beliebtheit. Dies zeigt sich unter anderem an der vergleichsweise niedrigen Zahl deutscher Teilnehmer:innen bei nationalen und internationalen Wettbewerben, obwohl  seit 2015 regelmäßig Qualifikationsturniere zur Tango-Weltmeisterschaft auch in Deutschland stattfinden. Bereits in den Jahren 2002 und 2003 hatten Martina Schürmeyer und Peter Hölter zudem eine Deutsche Meisterschaft im Tango Argentino im Dortmunder Rathaus ins Leben gerufen. Aufgrund mangelnder Resonanz wurde diese Initiative jedoch wieder eingestellt. Das Interesse des Publikums war vorhanden – die Zahl der aktiven Tänzer:innen hingegen gering, und auch die tänzerische Qualität entsprach damals nicht den internationalen Standards.

Es wirkt auch etwas seltsam, direkt „Deutsche Meisterschaften“ auszurufen, wenn es – im Gegensatz zu anderen Sportarten – hierzulande keine abgestuften Klassen oder Vorausscheidungen gibt, durch die sich die Besten für so eine Meisterschaft qualifizieren müssten. Wo ist die Breite, aus der sich die Spitze bildet?

Zudem gibt es in Deutschland sicherlich viele gute Amateur-Tänzer:innen, die sich nie auf einem Contest sehen lassen würden – einfach weil sie sich nicht gerne strengen Regeln und Bewertungskriterien unterwerfen möchten, die sie vielleicht selbst nicht erfüllen wollen. Disziplin, Nervenstärke, Ehrgeiz – das ist nicht jedermanns Sache, schon gar nicht im sozialen Tango.

Oft höre ich auch Kritik an Contest-Tänzer:innen, ihnen wird Eitelkeit unterstellt. Seltsam nur, dass man genau diese bei bekannten Tango-Stars nicht nur akzeptiert, sondern ihnen im übertragenen Sinne „die Füße küsst“. Woher diese Doppelmoral? Im Übrigen ist Eitelkeit doch bei jedem von uns auf die eine oder andere Weise vorhanden – sei es in der Selbstdarstellung, im Wunsch nach Anerkennung oder einfach im Bedürfnis, gesehen und geschätzt zu werden.

Dann wäre da noch die Sorge, dass Tango durch Bewertungskriterien zu sehr vereinheitlicht und damit stilistisch verarmt wird – wie es in den Standard- und Lateintänzen passiert ist. Die Gefahr besteht durchaus: Tango lebt vom Persönlichen, vom Ausdruck, vom Unterschiedlichen. Wenn das verloren geht, ist auch der soziale Tango betroffen. Und trotzdem: Der Bühnen-Tango (Escenario) ist eine andere Geschichte. Und manchmal verschwimmen die Grenzen – wie meiner Meinung nach bei der Mundial 2023, als das Paar Suyay Quiroga & Jhonny Carvajal (trotz Sieg) durch einen tänzerisch sehr starken Bühnenausdruck eher in den Bereich Escenario gerutscht ist.

Aber eines muss man klar sagen: Wer behauptet, Tango und Wettbewerb hätten nichts miteinander zu tun, irrt sich. Wettbewerbe gehören zur Geschichte des Tango Rioplatense – seit über 100 Jahren. Sie sind Teil davon.

Und wer sie nicht tanzt, kann sie dennoch mit Respekt betrachten:

Tango-Tanzwettbewerbe in Argentinien vor dem Mundial de Tango

Frühe Tangowettbewerbe in Buenos Aires (1900–1920)

Bereits in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts gab es in Buenos Aires öffentliche Tango-Tanzwettbewerbe. So gewann etwa 1909 der Tänzer Tomás “Bernabé” Simarra, genannt “El Rey del Tango”, einen Tanzwettbewerb im Rahmen des Karnevals der Stadt¹. In den Folgejahren errang Simarra weitere erste Preise bei Tangowettbewerben, die von bekannten Theatern wie dem Teatro Casino und dem Politeama organisiert wurden¹. Sein Ruf verbreitete sich sogar bis ins Ausland – in Montevideo (Uruguay) gewann er ebenfalls einen Tango-Tanzwettbewerb im Royal Theatre¹. Ein anderer legendärer Tänzer, Benito Bianquet alias “El Cachafaz”, stellte sein Können in Tanzduellen unter Beweis: Bereits **1907 besiegte er in Buenos Aires den damals als besten Tangotänzer geltenden “Pardo” Santillán in einem solchen Duell². Solche frühen Wettbewerbe waren oft Show-Duelle zwischen prominenten Tänzern und zogen viele Schaulustige an.

Organisation und Schauplätze der Wettbewerbe

Die ersten Tangowettbewerbe wurden von unterschiedlichen Akteuren und an diversen Schauplätzen ausgerichtet. Karnevalsfeiern boten einen frühen Rahmen. Neben den saisonalen Karnevalsevents veranstalteten auch Varieté-Theater und Tanzsalons Wettbewerbe, um Publikum anzulocken. So berichten Chroniken etwa von Wettkämpfen im Palace Theatre und anderen Sälen der Avenida Corrientes um 1913³. Sogar Vertreter der Oberschicht förderten solche Events: Im September 1913 fand im Palace Theatre ein vom Barón Antonio De Marchi (Präsident der Sociedad Sportiva Argentina) gesponserter Tango-Wettbewerb statt, bei dem 62 neue Tangostücke präsentiert wurden³. Auch Tanzakademien und Clubs in den Barrios wurden zu wichtigen Austragungsorten. So ist überliefert, dass Madame Safó um 1907/08 einen Wettbewerb aus Tango, Walzer und Milonga organisierte, den Cachafaz für sich entschied⁴.

Kulturelle Wahrnehmung und gesellschaftliche Bedeutung

Kulturell durchlief der Tango – und mit ihm seine Wettbewerbe – in dieser Zeit einen Wandel vom verrufenen Vorstadtvergnügen zum anerkannten Stadtball-Event. Anfangs wurden Tangotänze und -duelle als anrüchig betrachtet. Die frühen Wettbewerbe hatten den Ruf volkstümlicher Vergnügungen der “kleinen Leute”. Doch mit dem Tango-Boom der 1910er-Jahre in Paris änderte sich die Wahrnehmung. Als 1913 Damen der feinen Gesellschaft sogar als Jurorinnen bei einem Tango-Musikwettbewerb auftraten⁵, wurde klar, dass der Tango auch in höheren Kreisen angekommen war. Ein Beispiel für ambivalente Resonanz: 1926, bei einem Karnevalswettbewerb, wurde “Caminito” uraufgeführt – es gewann zwar, wurde aber vom Publikum zunächst ausgebuht⁶.

Tangowettbewerbe in den Provinzen und Kleinstädten

Auch in argentinischen Provinzstädten wie Rosario, Córdoba oder Mendoza entstanden lokale Tangoszenen, die eigene Wettbewerbe abhielten. Diese fanden oft bei Stadtfesten oder in Gesellschaftsklubs statt. Häufig kannte man die Teilnehmer persönlich. Der Austausch mit Buenos Aires wurde durch Tango-Orchester-Tourneen verstärkt. Manche Orte etablierten später sogar regionale Tangofestivals, wie etwa La Falda (Córdoba) ab 1960⁷. Während die Hauptstadt stilistisch anspruchsvoller tanzte, war der Provinzstil oft bodenständiger, aber ebenso lebendig.

Von lokalen Meisterschaften zum Mundial de Tango (1990er bis 2003)

Nach ruhigeren Jahrzehnten wurde der Tango ab den 1980er-Jahren neu belebt. Die Stadt Buenos Aires gründete 1990 die Academia Nacional del Tango, 1996 wurde Tango gesetzlich als Kulturerbe anerkannt⁸. 1998 begann das städtische Tango-Festival⁹. 2000 fand der erste Wettbewerb “Pa’ que bailen los muchachos” statt¹⁰, 2002 dann das Campeonato Metropolitano de Baile¹¹. 2003 wurde schließlich das erste Campeonato Mundial de Baile de Tango organisiert – der Mundial de Tango¹². Dieser baute auf den regionalen Wettbewerben auf und vereinte Teilnehmer aus Argentinien und der Welt.

Zusammenfassend lässt sich feststellen:

Tango-Tanzwettbewerbe existieren seit über einem Jahrhundert. In Buenos Aires wurden sie ab etwa 1907/09 populär – bei Karnevalen, in Theatern und Tanzclubs. In den Provinzen fanden sie im kleineren Rahmen statt. Während der Tango zunächst stigmatisiert war, erlangten Wettbewerbe zunehmend gesellschaftliche Anerkennung. Die Einführung des Mundial 2003 schloss an diese Entwicklung an und brachte das Wettbewerbstanzen auf eine globale Bühne. Die Geschichte dieser Wettbewerbe ist Ausdruck der sozialen, kulturellen und geografischen Vielfalt des Tango in Argentinien. Quellenangaben befinden sich am Fuß des gesamten Textes.

Die Tango-Weltmeisterschaft heute:

Mundial de Tango 2024 – Rekordjahr

Ich möchte nur die Daten, Orte und Siegernamen hier aufführen.

Die Mundial de Tango 2024 in Buenos Aires war ein Ereignis, das die globale Tangowelt erneut zusammenbrachte – und im letzten Jahr sogar übertraf. Mit über 750 Tanzpaaren aus 53 Ländern war die letztjährige Ausgabe die internationalste und umfangreichste ihrer Geschichte.

Die großen Sieger

In der prestigeträchtigen Kategorie Tango de Pista – also dem improvisierten Tanz in der Ronda, wie er auch in Milongas getanzt wird – gewannen Brenno Marques Lucas & Fati Caracoch aus Buenos Aires den Weltmeistertitel. Ihr Tanz überzeugte durch Musikalität, Eleganz und eine bemerkenswerte Verbindung – sowohl zueinander als auch mit dem Publikum.

In der Kategorie Tango Escenario, dem Bühnentango mit choreografierten Showelementen, setzten sich Sebastián Martínez & Ayelén Morando durch. Ihre Darbietung war kraftvoll, ausdrucksstark und technisch auf höchstem Niveau.

Bühne frei in der Movistar Arena

Das Finale fand am 27. August 2024 zum ersten Mal in der Movistar Arena statt – mit über 10.000 Zuschauer:innen ein echtes Großereignis. Noch nie zuvor war das Finale der Tango-Weltmeisterschaft so groß, so spektakulär – und zugleich so emotional. Die Arena bebte förmlich, als die besten Tanzpaare der Welt um die Titel tanzten.

Weltweiter Vorlauf: Von Manila bis Kalifornien

Die Mundial ist längst kein rein argentinisches Event mehr. Die Qualifikationsrunden – die sogenannten „Preliminares“ – fanden auf der ganzen Welt statt, unter anderem in Manila (Philippinen), Prag (Tschechien) und San José (Kalifornien, USA). Nur die besten Paare jeder Vorrunde durften dann zum großen Showdown nach Buenos Aires reisen.

Stil, Stolz – und Diskussion

Besonders in der Kategorie Tango de Pista wurde erneut deutlich, wie viel Bedeutung der Verbindung, der Musikalität und dem sozialen Charakter des Tanzes beigemessen wird. Trotzdem wird auch dieses Jahr – wie in der Szene nicht unüblich – diskutiert, ob der Wettbewerb den persönlichen Stil fördert oder eher normiert. Doch der Sieg von Brenno & Fati zeigt: Stiltreue und Individualität schließen sich nicht aus.

Videos und Eindrücke

Wer das Finale verpasst hat, kann sich online einen Eindruck verschaffen – hier zwei empfehlenswerte Videos:

🎥 Tango Mundial 2024 Grand Final: Award Ceremony (YouTube)

🎥 Tango de Pista 2024 – Siegerpaar Brenno & Fati tanzt im Finale

Der Tango lebt – und wächst

Die Mundial 2024 hat eindrucksvoll gezeigt, dass der Tango Argentino lebendiger denn je ist – vielfältig, international. Die Szene wächst weiter, und Wettbewerbe wie die Mundial tragen dazu bei, dass neue Generationen inspiriert werden – nicht nur in Argentinien, sondern weltweit

Gedanken über Tango-Wettbewerbe:

Social Tango und Wettbewerb – nur ein scheinbarer Widerspruch

Auch ich habe mich lange innerlich gegen Tango-Wettbewerbe gesträubt. Es schien mir ein Widerspruch zu sein, ausgerechnet den Tango de Pista, der in der Milonga doch nicht zur Selbstdarstellung, sondern zum sozialen Miteinander gedacht ist, in ein Wettbewerbsschema zu pressen. Wie soll das funktionieren – und nach welchen Kriterien? Die Tanzstile im Tango sind so individuell, so vielfältig – genau das macht ja den Reiz aus. Könnte der Tango dieses „Bunte“, das Quirlige, das Einzigartige verlieren, wenn Bewertungskriterien zu eng gefasst werden und Andersartigkeit nicht mehr honoriert wird?

Diese Fragen sind berechtigt. Aber wenn ich ehrlich bin: Auf den meisten Tanzflächen sieht der Tango ohnehin schon recht vereinheitlicht aus – besonders auf vollen Pisten und Encuentros. Wo sind die Paare mit echtem Einfallsreichtum und Originalität? Selten.

Und noch etwas: Wenn Tango nur noch als Vehikel für gepflegte Treffen unter Gleichgesinnten dient – mit Manieren, Regeln und Ritualen –, dann verliert er an Tiefe. Dann geht es nicht mehr um Entwicklung, sondern nur noch um Kompatibilität. Und das ist manchen – auch mir – einfach zu wenig.

Man kann aber auch mit Tango-de-Pista-Stil in einer Milonga tanzen – ohne dabei glänzen zu wollen. Auch ohne offiziellen Wettbewerb wird oft insgeheim verglichen, bewertet, „gecheckt“. Diese Cliquen gibt es überall. Und selbst wenn nicht, ist doch nichts dabei, gut zu tanzen und stolz darauf zu sein. Denn sonst könnten wir uns guten Unterricht ja auch sparen.

Disziplin und Mut

Es erfordert enorm viel Mut und Selbstreflexion, sich einer Jury aus ausgewiesenen Fachleuten zu stellen und den eigenen Tanz bewerten zu lassen. Die Nervenstärke, die nötig ist, um auf einer Bühne vor Publikum und Jury drei Musiktitel möglichst perfekt, musikalisch und nahezu fehlerfrei zu tanzen, bewundere ich sehr. Sich so stark zu fokussieren und dabei entspannt zu bleiben, ohne auf Effekthascherei zurückzugreifen, dabei eine vorbildliche Haltung zu zeigen und zugleich abwechslungsreich zu improvisieren – all das verlangt jahrelange Erfahrung.

Ich ziehe meinen Hut vor allen Teilnehmenden.

Unterschied zu Standard- und Latein-Tanzwettbewerben

Im Gegensatz zu den Standard- und Lateintänzen, die heute fast ausschließlich in Tanzschulen und Vereinen stattfinden, ist Tango ein öffentlicher Tanz geblieben – sichtbar, vielfältig, präsent. Natürlich gibt es auch im Bereich der Standard- und Lateintänze viele Liebhaber und eine hohe Kunstfertigkeit – keine Frage.

Nach aktuellen Zahlen des Deutschen Tanzsportverbandes (DTV) sind in Deutschland derzeit etwa 7 100 Paare bzw. 14.200 Einzeltänzer im Besitz einer Startlizenz für Einzelwettbewerbe im Standard- und/oder Lateinamerikanischen Tanz*. Aber dort ist das Geschehen zu einem reinen Hochleistungssport geworden: körperlich extrem, stilistisch überzeichnet. Je auffälliger, desto besser – so scheint das Motto.

Oft wirkt das jedoch nicht mehr elegant, sondern sehr gewollt. Besonders im Standardtanz, wenn die Damen rückwärts überstreckt durch den Saal gezogen werden und ihre Frisur fast den Boden wischt – das sieht nicht mehr gesund aus. Fragt man einen durchschnittlichen südamerikanischen Tänzer, der diese Welt nicht kennt, würde er sich vermutlich verwundert die Augen reiben.

Das soll die Leistung der Szene nicht schmälern – sie ist handwerklich exzellent, oft sogar höher als im Tango. Nur anders. Denn improvisieren, das können diese Tänzer:innen kaum – und genau das ist der Kern des Tango.

Kurz gesagt: Weil der Tango in der ganzen Welt öffentlich gelebt wird, steht er auch unter Beobachtung. Tänzer:innen bekommen mit, wie sich Bewertungskriterien verändern – und das wirkt (hoffentlich) regulierend auf Juroren. So etwas wie im Standard-/Lateinbereich – diese Abhebung ins Abstrakte – ist beim Tango kaum durchsetzbar.

Fazit: Mein persönlicher Wandel

Nach längerem Überlegen und vielen Gesprächen habe ich meine Meinung zu Tango-Wettbewerben geändert. Nicht, weil ich nun selbst mitmachen möchte – sondern weil ich die Motive der Teilnehmenden besser verstehe. Und weil ich anerkenne, dass es sinnvoll ist, wenn es Instanzen gibt, die versuchen, guten Tango im aktuellen Zeitgeist zu definieren und zu bewerten.

Diese Bewertung erfolgt nicht elitär oder im stillen Kämmerlein, sondern nach durchdachten Systemen. Mit erfahrenen Profis, die genau beobachten, wie sich der Tango verändert – ohne seine Wurzeln zu vergessen. 

Denn darum geht es beim Tango de Pista: Rücksichtsvoll tanzen, elegant und stilvoll, in einer gemeinsamen Ronda und um Spaß. Genau wie in der Milonga.

Quellen

  1. TodoTango: Biografie von Tomás Simarra („El Rey del Tango“)
  2. Biografische Notizen zu Benito Bianquet alias „El Cachafaz“
  3. Artikel zu Tango-Wettbewerben im Palace Theatre (1913), u.a. mit Barón De Marchi
  4. Erwähnungen von Madame Safó und frühen Mischwettbewerben (1907/08)
  5. Zeitungsberichte über Tango-Musikwettbewerbe mit gesellschaftlichem Publikum (1913)
  6. Chronik zur Uraufführung von „Caminito“ im Karneval 1926
  7. Geschichte des Festival Nacional de Tango in La Falda (ab 1960)
  8. Gründung der Academia Nacional del Tango (1990) und Gesetz zum Kulturerbe (1996)
  9. Erstes städtisches Tango-Festival in Buenos Aires (1998)
  10. Wettbewerb „Pa’ que bailen los muchachos“ (2000)
  11. Campeonato Metropolitano de Baile (ab 2002)
  12. Campeonato Mundial de Baile de Tango (erstmals 2003)

Im nächsten Teil: ein Interview mit einem Tango-Paar, das auf der Mundial 2023 +24 mittanzte und das sogar sehr erfolgreich.

6 thoughts on “Tango-Wettbewerbe – Warum auch nicht?

    • […] slow, only locally visible progress of regular milongas. Klaus Wendel explores this in German here: https://www.tangocompas.co/tango-wettbewerbe-warum-auch-nicht/, which could explain the rise in […]

    • […] meinem einleitenden Artikel über Tango Wettbewerbe hatte ich ein Interview versprochen. Und jetzt befinden wir uns  im Studio N in Duisburg, dem […]

    • Author gravatar

      Obwohl ich diesen Blog sehr oft mit Vergnügen lese, muss ich doch etwas Kritik loswerden:

      Wozu taugt denn ein solcher Wettbewerb?

      Nicole Nau, Melina Sedo, Ina Greiner und Luis Rodríguez z.B. sind international anerkannte Tango-Maestros, ohne einmal bei einem Wettbewerb votanzen zu müssen.

      Qualität setzt sich also auch ohne diese Wettbewerbe durch.

      LG

      Marusa

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        Bei diesen Wettbewerben sind eben nur die jeweiligen Gewinner aus den Teilnehmern der Wettbewerbe die entsprechenden Meister. Das bedeutet nicht, dass andere Tänzer, also Nicht-Teilnehmer, schlechtere Tänzer sind. Und ich glaube, dass deren Reputation und Können auch ohne Meistertitel anerkannt sind. Zum Beispiel die von Pablo Inza, Noelia Hurtado, Alejandra Martiñan, Carlitos Espinoza, Mariana Montes und vielen anderen, die aus Prinzip nicht teilnehmen wollen. Einige Gewinner dieser Wettbewerbe, wie zum Beispiel Walter Reetz (Bochum), der während der Corona-Zeit den 3. Platz im Bereich „Escenario“ belegte, sind nicht unbedingt automatisch wirklich gute Tänzer, die objektiv diese Preise auch wirklich verdient hätten. Vor allen Dingen dann nicht, wenn an diesem besagten Contest (Europameisterschaft 2022 oder 2023 in Münster) nur 3 Paare teilnahmen, also der dritte Platz schon allein schon durch Teilnahme automatisch erreicht werden konnte. Dass Walter kein sehr wettbewerbsfähiger Tänzer gewesen sein kann, beweist allein die Tatsache, dass er im parallelen Wettbewerb „Tango de Pista“ unter 14 Teilnehmerpaaren auch nur den 14ten, also letzten Platz belegte. Hier allerdings muss man den Veranstaltern einen dicken Rüffel erteilen, die so einen fragwürdigen „Wettbewerb“, trotz dieses Umstandes, stattfinden ließen. Denn unter solchen Voraussetzungen einen Europameister-Titel zu vergeben, ist respektlos gegenüber wirklichen Könnern, die diesen Preis wirklich verdient hätten, aber durch die Corona-Gefahr vorsorglich nicht teilnehmen wollten.
        Übrigens halte ich persönlich auch die Bezeichnung dieser Gewinner:innen als „Weltmeister“ für fragwürdig. Denn sie haben lediglich einen bestimmten Wettbewerb gewonnen – das macht sie nicht automatisch zu den besten Tänzer:innen weltweit. Ein ähnliches Phänomen kennt man auch im Fußball: Nationalmannschaften, die Weltmeister werden, sind nicht zwangsläufig besser als eingespielte Clubmannschaften wie z. B. Real Madrid beim UEFA Champions League Finale. Noch deutlicher wird das im Boxsport, wo es mehrere Verbände gibt, die jeweils eigene Weltmeistertitel vergeben.

        Der Titel „Weltmeister:in“ ist aber nur ein zeitlich, für ein Jahr, verliehener Titel und die Sieger dürfen sich auch nur im Zusammenhang mit der „Mundial [Jahreszahl]“ so bezeichnen.

        Die Veranstalter solcher Wettbewerbe berufen sich auf ein einfaches Prinzip: „Jede:r kann teilnehmen, wenn er oder sie öffentliche Anerkennung sucht.“ Das mag formal korrekt sein, doch ob das auch wirklich legitim ist, bleibt fraglich.

        In diesem Punkt stimme ich dir grundsätzlich zu. Allerdings teile ich deine Einschätzung zu den von dir genannten Personen nicht ganz: Sie gelten in Deutschland vielleicht als bekannte Größen im Tango – insbesondere im Raum Köln oder Wuppertal – doch international sind sie kaum präsent. Selbst Nicole Nau, die gelegentlich als international bekannt gilt, tourt laut ihrer aktuellen Terminliste fast ausschließlich in Deutschland. Ein Beispiel: Wenn man in Frankfurt nach Luis Rodriguez fragt, kennt man ihn wahrscheinlich eher als Betreiber eines Tango-Cafés denn als herausragenden Tänzer. Und ja – wahre Qualität braucht keine Wettbewerbe, um sich durchzusetzen.
        Aber Du hast bei Deiner Aufzählung lokaler Größen leider zwei Namen vergessen, die immerhin bei der letzten „Mundial 2024“ auf Platz 40 lagen und fast ins Finale gekommen wären: Bruna Lavaroni & Franco Lus. Sie genießen allerdings internationale Anerkennung.

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          Lieber Klaus Wendel,

          Vielen Dank für Deine Sicht der Dinge.

          Zur letzten Mundial möchte ich anmerken, dass die Teilnehmerzahl, insbesondere der argentinischen Paare, auch auf die gerade verschärften ökonomischen Bedingungen in Argentinien zurückzuführen sein könnte, da die Teilnehmer hoffen, durch einen Erfolg einen Zugang zu Auslandstourneen, mehr Studenten und Auftritte zu erlangen, um die eigene finanzielle Situation zu verbessern. Das wurde mir von einigen auch persönlich bestätigt.

          Dass Tanz und das Streben nach einer verbesserten Einkommenssituation durchaus Hand in Hand gehen ist nichts neues, ich möchte hier auf die Biographie von Antonio Gades verweisen, der geäußert hatte, dass er früh wusste, dass er sich aus seinen prekären Lebensumständen nur mittels Fussball, Boxen oder Tanz befreien können würde.

          Abgesehen von diesen Aspekten, die eher traurig stimmen, begrüsse ich trotzdem die Wettbewerbe. Wer sich ernsthaft bemüht, um dort mitzuhalten, wird die Erfahrung machen, dass die Qualität des eigenen Tanzes sich immens verbessert – unabhängig von der erreichten Wertungspunktzahl.

          Dass sich aber auch langjährige Tanzlehrer einem Wettbewerb stellen, finde ich durchaus recht mutig, denn das Risiko eines Reputationsverlustes ist nicht auszuschliessen. Trotzdem fände ich es durchaus hilfreich wenn wenigstens jene, die Tangolehrer-Ausbildungen anbieten, eine qualifizierte Wertung (mind. Semifinal) in einem Wettbewerb wie dem Mundial vorweisen könnten.

          Noch eine Anmerkung zu Marusas Kommentar: Die Bezeichnung „international anerkannter Tango-Maestro“ für Tangolehrer, die vor einer kleinen Milonga in Galizien oder in Polen eine kleine Tanz- Einführung gehalten haben scheint mir nicht ganz angemessen.

          Zum Thema „local heroes“ sollte nicht unerwähnt bleiben, dass sich die Rhein-Ruhr-Region der Anwesenheit eines (m.W. des einzigen dort ansässigen) Paares erfreut, das auch wirklich ein Finale der Mundial erreicht hat: Ricardo & Raquel aus Köln, die 2009 diesen Erfolg erzielen konnten.

          Beste Grüsse aus dem 1. Bezirk

          Tangovifzack

          • Author gravatar

            Lieber Tango Vifzack,
            zu den hiesigen Paaren, die in der Rhein-Ruhr-Region, in diesem Fall in Duisburg, wohnen, gehören ja auch Buna Lavaroni & Franco Lus. Mit den beiden habe ich vorletzten Donnerstag ein Interview gemacht, das ich nächste Woche hier veröffentlichen werde.
            Beste Grüße
            Klaus Wendel

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