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Tango  bewerten …und wozu?

Tango bewerten …und wozu?

Ich bin bei den letzten Artikeln auf eine grundlegendes Thema gestoßen, dass ich immer schon behandeln wollte: Die Bewertung von Tangopaaren oder Was macht einen guten Tango aus? Warum wird ein und der selbe Tanz von Zuschauern so unterschiedlich betrachtet. Ist das eigene Erfahrungsfeld dafür entscheidend? Steht es uns zu, Paare zu bewerten, wenn wir doch nicht erahnen können, wie er sich für das jeweilige Paar anfühlt? Geht hier Spaß vor Ästhetik? Muss ein Tango in der Milonga elegant, aber standardisiert wirken oder individuell?

Diese Fragen begleiten mich, seit ich tanze – mal laut, mal leise. Mal aus Bewunderung, mal aus Irritation. Und immer wieder, wenn ich beobachte, wie Paare sich bewegen, wie sie sich finden oder aneinander vorbeitanzen.

Tango ist kein Sport, und doch gibt es Wettbewerbe. Tango ist keine Bühne – und trotzdem wollen viele gesehen werden. Tango ist zutiefst persönlich, und dennoch sprechen manche über „richtig“ und „falsch“. Und dann ist da noch die Milonga, dieser stille Raum zwischen Begegnung, Musik und Bewegung – in dem es scheinbar keine Bewertung gibt, aber doch ein ständiges Gefühl von Beobachtung mitschwingt.

Ich habe mir in diesem Text Gedanken gemacht über das Bewerten im Tango: auf Wettbewerben, in Shows, auf der Tanzfläche einer ganz normalen Milonga. Ich schildere, was ich sehe, was ich denke – und manchmal auch, was mich stört. Vielleicht erkennst du dich in dem einen oder anderen Gedanken wieder. Vielleicht siehst du manches ganz anders.
Ich habe diesen Text lange vorbereitet, aber mich lange nicht getraut ihn zu veröffentlichen. Aber weil ich ja den Blog wieder eröffnet habe, liefere ich. Außerdem musste ich darlegen, wie ich mir einen Tangoblog vorstelle: Als öffentlichen Stichwortgeber eines Diskurses und nicht als Meckerecke.

So oder so: Ich freue mich, wenn dieser Text zum Nachdenken anregt. Über das, was wir im Tango suchen – und darüber, wie viel wir einander zutrauen.


Zwischen Gefühl, Technik und dem, was dazwischen liegt

Ich sitze oft (in letzter Zeit leider nicht mehr so oft) in der Milonga und beobachte Tänzer:innen. Nicht um sie zu bewerten – jedenfalls nicht bewusst. Und doch passiert etwas. Ich sehe ein Paar tanzen, und ohne dass ich es will, habe ich einen Eindruck: Das sieht leicht aus. Oder: Da fehlt was. Oder: Wow.

Und genau da beginnt das Dilemma. Denn wie bewertet man Tango eigentlich? Und vor allem: Wer sollte das tun – und wozu?


Wettbewerb: Wenn Tango auf Punkte trifft

Bei der Tango Mundial in Buenos Aires, dem wohl renommiertesten Tango-Wettbewerb der Welt, wird Tango professionell bewertet. Es gibt klare Kriterien: Technik, Musikalität, Eleganz, Umarmung, Navigation, Interpretation. In der Kategorie Tango de Pista (also dem Tango, wie er auf der Milonga getanzt wird) dürfen keine Showelemente vorkommen. Alles muss natürlich wirken – aber trotzdem perfekt sein.

Ich finde das faszinierend. Da tanzen Menschen miteinander, manchmal innig, manchmal etwas mechanisch, und eine Jury entscheidet, wer „besser“ war. Ich frage mich oft: Sehen sie, was wirklich passiert?

Um mehr über diese Kriterien zu erfahren, habe ich Franco Lus befragt, der mit seiner Partnerin Bruna (als Bruna & Franco) bei der Mundial 2024 in der Kategorie Tango de Pista bis ins Halbfinale getanzt hat. Was er mir schilderte, zeigt, wie fein abgestimmt und anspruchsvoll die Bewertung wirklich ist.

Das wichtigste Kriterium, so Franco, ist die Umarmung – und zwar nicht als formale Tanzhaltung, sondern als echte, menschliche Geste. „Wie bei einer Begrüßung“, sagte er. „Die Umarmung muss während der gesamten Darbietung bestehen bleiben, ohne aufgelöst zu werden.“ Das klingt einfach – ist es aber nicht, wenn man unter Druck tanzt, in einer vorgegebenen Ronda, mit hoher Präzision.

Ein weiteres zentrales Kriterium ist die musikalische Interpretation – und zwar differenziert nach Orchester. Die Tänzer:innen wissen meist im Voraus, welche typischen Orchester der 1940er Jahre gespielt werden. Doch es reicht nicht, einfach „zur Musik“ zu tanzen – man sollte auch den jeweiligen Charakter verstehen und umsetzen.

Zum Beispiel: Bei Di Sarli, einem der elegantesten und ruhigeren Orchester, ist es eher unerwünscht, mit rhythmischen Elementen wie dem „rebote“ oder dem bekannten ocho cortado zu arbeiten – das würde den eleganten Fluss unterbrechen. Bei D’Arienzo oder Troilo hingegen sieht es wieder ganz anders aus – sie fordern andere Interpretationen, andere Energie. Es sind diese feinen Abstimmungen, die zeigen: Die Bewertung auf einem Wettbewerb ist kein oberflächliches „Gefälltmir“ – sie ist tief und oft sehr stilbewusst.

Was man als Zuschauer vielleicht gar nicht merkt: Vieles, was nach Spontaneität aussieht, ist das Ergebnis von Erfahrung, Kenntnis und sehr bewussten Entscheidungen. Und auch die Jury urteilt nicht nur aus dem Bauch heraus – viele dieser Kriterien sind über Jahre gewachsen und gelten international.

In der Show-Kategorie (Tango Escenario) ist das übrigens anders. Da geht es um Bühnenwirkung, Dramatik, Präzision. Das hat seine eigene Ästhetik, die ich manchmal bewundere, aber selten fühle.


Die Milonga: Wo die wahren Jurys sitzen

In der Milonga tanzen wir ohne Wertung – und gleichzeitig mit ständiger Beobachtung. Wir schauen, mit wem jemand tanzt, wie oft, wie lange. Wie sich zwei bewegen. Wie sie aufeinander reagieren.

Und dann entscheiden wir: Mit der Person möchte ich auch mal tanzen. Oder lieber nicht.

Wir beurteilen:

  • Wie sich jemand in der Ronda bewegt – rücksichtsvoll oder egozentrisch.
  • Wie viel Raum jemand nimmt – auf der Fläche und in der Begegnung.
  • Ob die Musik durch die Bewegung spricht – oder nur gespielt wird.

Es gibt sie: die Solist:innen auf der Tanzfläche, die mit viel Aufwand an sich selbst tanzen, nicht miteinander. Manchmal wirkt es wie ein Auftritt – mehr für die Außenwirkung als für den Partner, die Partnerin. Es sind die, die ständig in Richtung Publikum blicken, in der Hoffnung, gesehen zu werden. Und dann wiederum sehe ich Paare, die ganz versunken in sich tanzen – mit kleinen Schritten, mit Achtsamkeit, ohne jeden äußeren Anspruch. Da ist Verbindung. Da ist Genuss.

Auffällig ist: Das Tanzen auf der Milonga hat sich in den letzten Jahren verändert. Es wirkt homogener. Viele Paare bewegen sich in einem ähnlichen Rhythmus, mit ähnlichen Schrittkombinationen. Vielleicht liegt es daran, dass die Partner:innen oft wechseln – man braucht eine Art gemeinsamen Nenner. Ein Grundvokabular, auf das sich alle verlassen können. Wer Bewegungen tanzen will, die davon abweichen, braucht eine Menge Erfahrung – vor allem auf der führenden Seite.

Dadurch kann das Geschehen auf der Tanzfläche stellenweise monoton wirken. Man sieht viel Technik, wenig Risiko. Und doch: Das Tanzen in der Milonga ist nicht für das Publikum gemacht. Es ist kein Auftritt. Wer genau hinschaut, erkennt feine Unterschiede – im Stil, in der Haltung, in der Musikalität. Genau da zeigt sich dann die Klasse, oft ganz leise.

Aber auch diese Stille wird nicht immer verstanden. Ein Kritiker – selbst kein besonders guter Tänzer – nannte ältere Paare, die mit kleinen, vorsichtigen Schritten tanzten, abfällig „Gerontostehschmuser“, unbeachtet, ob diese Paare Freude an ihrem Tanz hatten und vielleicht erst im späteren Alter mit dem Tango begonnen haben könnten. Und trotzdem sprach dieser Mann ihnen das Tanzerlebnis ab, weil ihm die „Dynamik“ fehlte. Solche Urteile zeigen, wie schmal der Grat ist zwischen Beobachtung und Überheblichkeit.
http://milongafuehrer.blogspot.com/2022/04/geronto-stehschmusen.html


Auf der Bühne: Wenn Tango inszeniert wird

Tango auf der Bühne ist eine Kunst für sich. Ich habe Shows gesehen, die mich tief bewegt haben. Und andere, bei denen ich dachte: Alles richtig gemacht – aber warum fühle ich nichts?

Grundsätzlich lassen sich zwei Formen des Showtanzes unterscheiden:

Zum einen das sogenannte „Vortanzen“, das man häufig bei Festivals oder auf Tangobällen sieht – oft als Höhepunkt des Abends. Hier zeigen eingeladene Tänzer:innen, meist auch Unterrichtende, was sie können. Sie tanzen improvisiert – oder lassen es zumindest so aussehen. Bei wirklich guten Paaren ist es schwer zu erkennen, ob es sich um eine ausgefeilte Choreografie oder um spontane Interpretation handelt. Ein geübtes Auge erkennt die Unterschiede – aber genau das macht es so reizvoll: Der Tanz wirkt wie aus einem Guss.

Gerade dieses scheinbar mühelose, musikalisch durchdrungene Tanzen lieben viele im Publikum – das oft selbst tanzt und genau weiß, worauf es ankommt. Zu schnelle, hektische Bewegungen wirken da eher störend. In den letzten Jahren hat sich beim Tango Escenario einiges verändert: Die Paare sind besser aufeinander abgestimmt, die Bewegungen wirken intensiver, der Kontakt echter. Und es zeigt sich: Das Publikum reagiert viel stärker auf langsame, ruhige und innige Passagen als auf akrobatische Rasanz.

Ganz anders ist der klassische Bühnentango, der für ein allgemeines, oft tango-unerfahrenes Publikum konzipiert ist. Hier ist alles größer, lauter, schneller. Oft eingebettet in eine erzählte Geschichte, wechseln sich Soli, Gruppenchoreografien, Schauspielerei und artistische Elemente ab. Die Musik ist angepasst, die Bewegungen spektakulär. Das hat eine andere Zielsetzung: Unterhalten, beeindrucken – auch noch aus der letzten Reihe.

Ein typischer „Tango de Salón“, wie man ihn auf einer Milonga tanzen würde, würde auf so einer Bühne kaum Wirkung entfalten. Für Laien könnte das zu ruhig, zu subtil, vielleicht sogar langweilig wirken. Also wird geliefert – mit Tempo, Dramatik und Hochglanz.

Ich persönlich lege bei der Bewertung eines Showpaares – ob auf der großen Bühne oder beim intimeren Vortanzen – besonders viel Wert auf Musikalität. Wenn ich das Gefühl habe, die Bewegungen atmen mit der Musik, dann bin ich berührt. Aber nicht alle sehen das so. Viele legen mehr Wert auf Technik, auf Bühnenpräsenz oder auf Schwierigkeit der Figuren. Warum das so ist – bleibt mir manchmal ein Rätsel.

(Wer sich ein eigenes Bild machen möchte: Auf meiner Website www.tango-sencillo.de habe ich einige meiner Lieblingspaare zusammengestellt.)


Bewertung braucht Erfahrung – und Offenheit

Ich finde es schwer, Tango zu bewerten. Vielleicht, weil ich weiß, wie viel in einem Tanz nicht sichtbar ist. Die Verbindung, die Spannung, die Intention – all das kann man nicht einfach abhaken wie bei einer Prüfung.

Und trotzdem: Es gibt Menschen, die das können. Die mit einem geschulten Blick erkennen, was zwischen zwei Körpern passiert. Aber selbst sie sind sich oft nicht einig.

Deshalb glaube ich: Wer Tango bewerten will, braucht nicht nur Wissen und Technik. Sondern auch Einfühlungsvermögen. Und Respekt – besonders vor jenen, die einfach mit Freude tanzen, ohne Anspruch auf Perfektion.


Warum überhaupt bewerten?

Vielleicht stellt sich am Ende eine ganz grundlegende Frage: Warum bewerten wir überhaupt?

Ist es nötig? Ist es hilfreich? Oder ist es einfach nur menschlich?

Tatsächlich sind wir alle – ob Tänzer:in oder Beobachter:in – ständig in irgendeiner Form am Bewerten. Meistens unbewusst. Wenn wir einen Tanz beobachten, entsteht in uns fast automatisch ein Eindruck. Wenn wir eine Aufforderung annehmen oder ablehnen, wenn wir entscheiden, mit wem wir (noch einmal) tanzen möchten – dann sind das Bewertungen. Vielleicht nicht im Sinne von „gut“ oder „schlecht“, aber im Sinne von: „passt zu mir“ oder „fühlt sich stimmig an“.

Auch Beobachter:innen – sei es im Publikum oder am Rand der Tanzfläche – bewerten. Wer auffällt, wird gesehen. Wer in sich ruht, wird manchmal übersehen. Aber selbst das ist eine Form der Wahrnehmung, also letztlich: eine Bewertung.

Vielleicht ist es also gar nicht die Frage, ob wir bewerten – sondern wie wir es tun. Ob wir es tun mit Respekt. Mit Offenheit. Und mit dem Bewusstsein, dass Tango kein Wettbewerb ist, sondern ein Dialog.


Am Ende zählt: Was ist wirklich passiert?

Ich tanze Tango nicht, um besser zu sein als andere. Sondern um in Verbindung zu treten – mit der Musik, mit meinem Gegenüber, mit mir selbst. Wenn mir das gelingt, ist es ein guter Tanz. Ganz egal, wie es von außen aussieht.

Und vielleicht ist das die einzige Bewertung, die wirklich zählt.

 

5 thoughts on “Tango bewerten …und wozu?

    • […] Klaus Wendel hat dazu kürzlich einen lesenswerten Blogtext veröffentlicht – vielleicht ein kleiner TangoCompass für alle, die bereit sind, sich ernsthaft mit der Tiefe und Bedeutung tänzerischer Begegnung auseinanderzusetzen. Auch für dich als Kritiker könnte das eine Anregung sein: https://www.tangocompas.co/tango-bewerten-oder-abwerten/ […]

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      „In der Milonga tanzen wir […] mit ständiger Beobachtung.“
      Genau so ist es. Und damit hast Du wahrscheinlich den wichtigsten Punkt genannt, warum sich etliche Paare nicht auf eine Milonga trauen bzw., wenn sie sich endlich trauen, auf eine Milonga zu gehen, dann lieber nicht vor aller Augen mit einer unbekannten Tanzpartnerin tanzen möchten.

      Neben den von Dir genannten Punkten sehe ich aber noch viele weitere Aspekte. Angefangen von ganz banalen Dingen: „Kann ich mich per Augenkontakt mit einem Mann verständigen, wenn ich mich in die Ronda einfädeln möchte?“ bis hin zu: „Diese Figur sieht interessant aus. Hoffentlich tanzt er das noch einmal, damit ich es analysieren und nachtanzen kann.“

      Zum Thema: „Viele Paare bewegen sich in einem ähnlichen Rhythmus, mit ähnlichen Schrittkombinationen.“
      Ja, leider.
      „Vielleicht liegt es daran, dass die Partner:innen oft wechseln – man braucht eine Art gemeinsamen Nenner.“
      Der häufige Wechsel sollte aber eigentlich genau den gegenteiligen Effekt haben. Da jede Tanzpartnerin ihre eigenen Präferenzen und ihren eigenen Stil hat, besteht eine der Herausforderungen an mich als Führenden genau darin, eben nicht meinen eigenen bevorzugten Stil meiner Tanzpartnerin aufzuzwingen. Stattdessen sollte ich auf meine Tanzpartnerin individuell eingehen und mit jeder meiner Tanzpartnerinnen in einem eigenen Stil tanzen, der zu uns beiden (und der Musik) passt.

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        1. „In der Milonga tanzen wir […] mit ständiger Beobachtung.“ – das bedeutet doch nicht, dass alle Milonga-Gäste unentwegt die Tänzer auf der Piste anstarren und virtuell Bewertungsschilder hochhalten. Und natürlich ist es besonders für Anfänger:innen eine Überwindung, sich dieser scheinbaren Bewertung auszusetzen. Aber vor allem die erfahrenen Tänzer:innen schauen meistens auf die Paare, die interessant und außergewöhnlich erscheinen, und denken vielleicht darüber nach, ob eine/r in diesem Paar als mögliche/r Tanzpartner:in in Frage kommt.
        2. „Diese Figur sieht interessant aus. Hoffentlich tanzt er das noch einmal, damit ich es analysieren und nachtanzen kann.“ Vielleicht im Anfänger-Stadium, ich habe das sonst noch nicht wahrgenommen und auch das noch nie von anderen gehört. Denn Tanzschritte gibt’s ja mittlerweile zuhauf auf dem YouTube-Figuren-Markt, und dort meistens ausführlich erklärt.
        Die Zeiten, in denen man sich Figuren auf der Tanzpiste abschaute, sind wohl vorbei. Das war die einzige Möglichkeit, als es noch kein YouTube gab.
        3. „Der häufige Wechsel sollte aber eigentlich genau den gegenteiligen Effekt haben.“
        Da verstehe ich Dich nicht, da vermischst du wohl Form & Modus & persönlichen Stil.
        Jedes Paar tanzt natürlich etwas anders, und jede/r Tänzer:in hat eine individuelle „Handschrift“ (persönlicher Stil genannt) – gewollt oder unbewusst – das ist auch gut so. Aber das Schrittrepertoire ist leider aus Gründen der Kompatibilität oft sehr gleich. Zum Beispiel der – gefühlt millionenfach getanzte – „ocho cortado“. Das sind meine nur Beobachtungen. Das Schrittrepertoire aller Tänzer:innen wird oft an die Gemeinschaft angeglichen, das haben Gesellschaftstänze so an sich. Das erleichtert vieles, besonders für die Frauen. Denn sie muss nicht gestresst zwischen etlichen verschiedenen Schritten der Führenden und deren tausend verschiedenen Führungsimpulsen herumrätseln – denn allgemein sind Führungsqualitäten nun mal noch nicht so ausgefeilt, dass das funktionieren könnte. Merke: „Je ausgefeilter die Skills, umso kleiner die Zahl der möglichen Partnerinnen.“

    • Author gravatar

      wenn ich hier von Euch höre wie differenziert und fein man das Tanzen der anderen Paare, vom Rand der Tanzfläche aus, wahrnehmen kann und was sich für unzählige Herangehensweisen zur Einschätzung ihrer Tanzkunst hinzu ziehen lassen, dann erscheint mir ein Beurteilungsversuch per YT noch lächerlicher.
      Zumal mir mehrere im Film vorgekommene Tänzer, als besonders kreativ und improvisierend vorgekommen sind als ich sie auf einer echten Piste sah.

      Christian Birkholz

    • Author gravatar

      Ich erinnere mich, daß mir ganz am Anfang meines Tangolebens – 2008 – aufgefallen war, daß manche Leute sich beim Zuschauen eher auf das Negative konzentrieren. Ich hatte mir damals vorgenommen, das nicht zu tun und mich auf das Schöne, Beeindruckende zu konzentrieren. Inzwischen denke ich, daß dies auch der Modus ist, in dem die allermeisten unterwegs sind.
      Du schreibst, man kann von außen schwer, manchmal gar nicht, erkennen, welches Erlebnis zwei Tänzer gerade miteinander haben, wie groß ihr Genuß ist. Das sehe ich genauso.
      Wenn ich einer bislang unbekannten Frau zuschaue, kann ich mir vorstellen, wie die Umarmung und das Tanzen mit ihr sein könnte – ich würde sagen, die Trefferquote dabei ist vielleicht 50%, wenn es hoch kommt. Was natürlich auch daran liegt, daß das Erlebnis, wenn auch innerhalb einer gewissen Bandbreite, von Paar zu Paar verschieden ist und sehr stark auch davon abhängt, ob wir die Musik ähnlich hören oder nicht. Was nicht heißt, daß „gleich hören“ die einzige Möglichkeit für Genuß ist – manchmal ist auch ein Dialog von Ungleichem spannend.
      Wenn ich selbst nicht tanze, schaue ich einen Teil der Zeit auf bestimmte Paare, und den anderen Teil nehme ich die Musik und das ganze Geschehen im Weitwinkelmodus in mich auf. Wenn ich auf Paare schaue, dann meistens auf die Frauen, bei Unbekannten schon mit der Überlegung, auf wen könnte ich neugierig sein. Aber ich lasse mich auch von Männern inspirieren – unter dem Aspekt, wie sie mit einer bestimmten Musik umgehen. „Bewerten“ im technischen Sinn würde ich es nicht nennen, aber eine Art Sortieren ist es natürlich schon.

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