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Diskussion
Bäume und Wälder

Bäume und Wälder

Bei einem kritischen Beitrag über „Encuentros? Nicht schon wieder!“ bekam ich unterschiedliche Kritiken und Kommentare ab. Positive und negative. Auch aus der Encuentro-Szene kamen zum Teil positive, sachliche Kommentare – meist Emails – (warum diese allerdings nicht öffentlich als Kommentar gesendet wurden, wage ich nicht zu begründen), als auch sehr negative – zum Teil höhnische Gelächter-Smileys in Facebook-Postings. Diese finde ich besonders perfide, weil sie noch nicht einmal inhaltlich eine Spur von Verständnis zeigen. 

Selbst klar kommunizierte Aussagen, dass ich alte Vorurteile in einer dicken Überschrift als überholt betrachte, wurden nicht einmal zur Kenntnis genommen. Nämlich, dass das Argument der elitären Auswahl als hinfällig zu betrachten ist, ich zitiere: […] „Ein missglückter Vergleich: Discos, Gäste und Eliten“[…] wurden nicht registriert. 

Klar, als Blogger, der ein Thema diskutiert und dabei ein heißes Eisen anfasst, bei dem die Nerven sowieso blank liegen, habe ich auch mit negativen Reaktionen gerechnet, zumal Menschen, die gerne in Encuentros tanzen, naturgemäß empfindlich reagieren, wenn Ihnen jemand scheinbar Ihr Hobby vermiesen möchte. Dass allerdings zum Teil so unsachlich, inhaltlich an meinem Beitrag vorbei argumentiert wird, hätte ich nicht gedacht. Offenbar sind diese Verfechter der Encuentro-Idee ständig solchen Diskussionen ausgesetzt, sodass eine Sicht aus einer anderen Perspektive nicht mehr möglich ist.

Ich habe in diesem Artikel mit allem Respekt für die Tänzer auch viele Argumente für Encuentros dargestellt, niemanden persönlich angegriffen, versucht Darstellungen nicht allzu krass wirken zu lassen, um bloß keine Tretmine hochgehen zu lassen.

Ich hatte bei manchen Fanatikern keine Chance! Offenbar kommen Fans schon bei kleinsten Anzeichen von Kritik in eine ,„Autoargumentationsschleife“, sodass eine, selbst sachliche, konträre Kritik, scheinbar mit Autotextblöcken aus der Erfahrungssammlung vieler Diskussionen, per copy & paste gekontert werden, ohne auch nur ansatzweise auf eine Aussage des vorangegangenen Beitrags einzugehen. Es sah teilweise so aus, als wenn der jeweilige Kommentator (eines bekannten Tangobloggers) einen anderen Beitrag gelesen hätte.

Mich erinnert das an etwas, was sich auch in Diskussionen in der Corona-Debatte erlebe: dass viele nicht mehr bereits sind, auf Argumente eingehen, die auch nur das geringste Potential an Kritik aufweisen.

Verhärtete Fronten.

Dass das selbst in einem harmlosen Kultur- und Freizeitbereich passiert, in dem man doch annehmen müsste, das ein gewisser Minimalkonsens über das Thema selbst, nämlich den Tango, herrschen müsste, hätte ich nicht gedacht.

Dabei ging es mir nicht einmal um Encuentros selbst, sondern um Entwicklungen, die mir im Bezug auf die Zukunft des Tangos allgemein Sorgen bereiten, also im Sinne aller Tangotänzer; auch die der Encuentro-Tänzer.
Dabei sehen diese anscheinend den Wald vor lauter Bäumen nicht; der allgemeine Überblick auf’s Ganze ist abhanden gekommen, „Hauptsache, ich habe meinen Spaß“. Tango als Massenphänomen für Durchlauferhitzer. Dabei geben sie oft kund, dass sie den Tango so lieben.

Dabei habe ich nur folgende Fragen gestellt, nämlich…

  • ob die gesamte traditionell orientierte Tangoszene weitere 40 Jahre mit nur ca. 1500 gut tanzbaren Musiktiteln vorliebnehmen möchte, die selbst mir hartgesottenem Fan von EdO-Tangos langsam irgendwann zum Halse raushängen,
  • ob eine in Richtung festgefahrener, standardisierter, nur der Kompatibilität vieler Tänzer, geschuldeten Tanzentwicklung dem Tango allgemein gut tut,
  • ob eine Abspaltung vieler unterschiedlicher Tango-Interessen schon erste Anzeichen einer sterbenden Kultur sind,
  • und sind Encuentros wirklich kein personen-ausschließendes Phänomen der Tangoszene?

Musik

– ohne Entwicklung? Warum wird dieses Thema nicht angefasst und in jeder Fragestellung in die Ecke der Neos gezwängt?

Dabei liebe ich viele Tangos aus dieser dieser Epoche, halte sie für die ausgebuffteste Tanzmusik überhaupt. Obwohl auch bei diesen Titel auch nicht so berauschende dabei sind, bei denen ich fragen muss, ob diese überhaupt zum tanzen geschrieben wurden. Denn die Arrangeure müssen entweder in einer Phase tiefster Depression gesteckt haben oder vielleicht nur an die Hörer – nicht an die Tänzer – als Zielpublikum gedacht haben.

Da sind zum Beispiel Vokal-Tangos, also gesungene Titel: Meistens melancholische, vor Selbstmitleid triefende Texte, die man angeblich – das ist der Gipfel – inhaltlich verstehen sollte, um sie gut tanzen zu können. Also muss ich ich erst in die Seele eines verlassenen Mannes in Buenos Aires hinein fühlen, um mich überhaupt auf die Tanzpiste wagen zu dürfen?
Nein Danke.
Selbst die die Sänger begleitende Musik steht oft im krassen Kontrast zu den traurigen Texten. Beim Hören dieser Tangos überkommt mich ein Gefühl, das mich an einem Montagmorgen, im verregneten November, in einem Fahrschacht einer Kohlenzeche, abwärts Richtung 5. Sohle wähnt; trauriger gehts nimmer.
Und das an einem Wochenend-Abend, an dem ich eigentlich „high life“ erwartet hatte. Eine Tanda lang, zwischen zwei munteren Stücken, halte ich das zwar aus, aber, wie in letzter Zeit beobachtet, scheinen solche Tandareihen von 3 Tandas mit Vokal-Tangos üblich zu sein.

Und ich will dabei auch garnicht an der Qualität der Stücke zweifeln, viele sind wunderschön. Aber zum Tanzen nicht länger als 20 Minuten zu ertragen. Die gesamte Stimmung kippt in der Milonga ab. Ich habe eine schwarze Liste von DJs, die mir in dieser Hinsicht schon ganze Abende verdorben haben. Ihr müsst mir meine harsche Kritik verzeihen und berücksichtigen, dass ich den Großteil an Tangos schon seit 36 Jahren unterrichtsbedingt fast täglich höre.
Glaubt man obendrein, in einer mittlerweile überalterten Tangogemeinde, damit vermissten Nachwuchs zum Tango animieren zu können?

Man sollte sich auch mal in vorhanden YouTube-Videos* ansehen, wie zur Zeit der EdO life von Seiten des Publikums zum Anhimmeln der Sänger vom Tanzen abgelassen und sich dem Zuhören zugewandt wurde. Auch wenn diese Filmszenen aus Spielfilmen stammen, ist die Authentizität der beschriebenen Szenerie nicht unbedingt abwegig.

(*einenLink zu diesen Videos liefere ich nach)

Die Tanzflächen wurden leerer und man lauschte den Worten dieser, meist von Frauen bewunderten Sunny-Boys, gesungenen – nein, nicht Tango-Canción genannten – Stücke. Die auf der Tanzpiste verbliebenen Tänzer tauchten in das Gefühl – tänzerisch figurenreduziert – ein. Das haben mir auch Tänzer aus dieser Zeit bestätigt. Also nix da mit „jeden Titel tanzen“.

Was haben also zum Beispiel zutiefst melancholische Tangos, deren Texte die meisten sowieso nicht verstehen, zum Abendhöhepunkt auf einer belebten Tanzpiste zu suchen? (mal abgesehen vom Herunterfahren überschüssiger Tanzenergie, meine ich.)

Ich weiß: Tango ist ein trauriger Gedanke, den man auch tanzen kann – aber auch muss? Ja, muss ich nicht, ich kann auch 3 Tandas lang sitzen bleiben.

Warum wird dabei nicht an mal Musik aus andern Tanzsparten gedacht, die auch früher schon den ganzen Tanzabend auflockerten? Ich verstehe nicht, warum viel Tangotänzer so monokulturell nur einen Tanz pflegen und sich dabei noch in einer tänzerischen Elitefraktion wähnen, weil sie Tango für den besten Tanz der Welt betrachten. Man kann andere Tänze erst dann resolut ablehnen, wenn man sie zumindest etwas gefühlt bzw. getanzt hat.

Monokultur ist tödlich.

DJs sollten da mal ein besseres tänzerischen Instinkt entwickeln und die Situation auf der Piste beobachten. Gut tanzende DJs sind meist auch die besseren. Ich werde in ein paar Monaten oder Wochen ein paar Videos von heutigen Tangoszenen mit jungen Tänzern in Buenos Aires besorgen, die zu moderner Musik sehr musikalisch und brillant tanzen, mit neuen Ideen. Ein Zeichen dafür, dass es dort weiter geht. Wegen Corona geht da momentan nichts, Milongas sind meistens zu. Tanztreffen sind meist illegal.

Standardisierte Monotonie im Tanz

– das Thema betrifft alle, nicht nur Encuentro-Tänzer.

Anscheinend ist als Tangoschritt der „rhythmische corte“ oder „rebotes“ (rebounds) auf vollen Tanzpisten das Standard-Tool schlechthin.

Dieser eigentlich als Notlösung entstandene abgebrochene Schritt ist das zumeist wiederholte Standardrepertoire der meisten Tangotänzer.
Ich schätze, das diese „Cortes“ gefühlt mindestens 10 Millionen mal getanzt wurden. Mir selbst passiert es auch noch manches Mal, dass ich darauf zurückgreifen muss, benutze ihn jedoch meist nur musikalisch zur Rhythmik oder um Unfälle zu vermeiden. Der, den ich meine, ist meist im Doppelschlag, also im 1-2-3 oder 3-4-1 Taktschlag oder als Synkope 1-2 Pause oder 3-4-Pause getanzt.

Aber wie oft beobachte ich Tänzer dabei, diese eigentlich musikalische Note im Automodus tanzend als Minimalkonsens des Tangos zu betrachten. Sie tanzen ihn auch in Musikphasen, die nicht dazu passen, zum Beispiel in halben, oder ganzen Tonlängen, im Dauerstakkato und Dauerschleife. Meist, weil ihnen nichts besseres einfällt. Das sollte jeder Tänzer mal bei sich selbst überprüfen. Ich wette mit Euch, das bei Euch spätesten nach 10 Sekunden dieses Element auftaucht; manche halten selbst keine 5 Sekunden aus.

Ich muss ironisch anmerken, dass es möglich ist, dass dieser kleine Tangoschritt zu einer Namensgebung einer Tangoschule in Nijmegen beitrug, weil hier durch die ständige Fülle an Tänzern bedingt, kein anderer Schritt möglich war.

Aber das stimmt nicht!

Dann der bekannte „ocho cortado“, der zum Mindest-Repertoire aller Milongueros zu gehören scheint. Auch dieser – missverstanden –  nicht im ursprünglich sogenannten Milonguerostil, wo er zuhause ist, sondern auch im halboffenen, nicht-gegeneinandergelehnten Umarmungsmodus. Eigentlich ist es ja kein richtiger ‚ocho‘ – also direkter Richtungswechsel der Frau, sondern eine abgebrochene Drehung im offenen Seitschritt der Frau, wobei dieser als thythmischer „corte“ fungiert. Ursprünglich von Gustavo Naveira Mitte der 90er Jahre in Buenos entwickelt, von wo er sich sprunghaft in der gesamten Tangowelt verbreitete; auch mittlerweile millionenfach getanzt.

Keine Spur von gegenläufigen Drehungen, die ja bestens auf einer baldosa – (einer Kachel) geeignet und ein Hauptbestandteil des Tango Rioplatense sind. Zugegeben sind Drehungen sehr arbeitsintensiv, und warum soll man sie mühsam lernen, wenn man doch mit weniger auskommt. Eine berechtigte Frage: Gesellschaftstänze sind nun mal nur im Minimalkonsens massentauglich.

Ich sage aber, „wenn schon Tango, dann auch möglichst guter Tango, und kein Klammerblues*-Imitat“.
Der kann nämlich auch Spaß machen. Gestern erklärte mir ein Encuentrotänzer den Aspekt des Spaßfaktors, des Totschlagarguments überhaupt – „Hauptsache Spaß“.  Er meinte, dass figurenreduzierter Tanz mehr Genuss verspricht, wohingegen komplexeres Tanzen nur der Show diene.

Als ob bessere Tänzer keinen Spaß und Genuss am Tango hätten, nur weil sie mehr Zeit in Komplexität investieren. Spaß an Vielfalt ist nämlich auch ohne die Intention „Show“ möglich. Wenn das als Argument Genuss durch Figurenreduktion gelten soll, sehe ich persönlich mehr Genuss darin, wenn ich mit einer Frau auf dem Sofa sitze und kuschle.

Wenn also Tango-Komplexität und Raffinesse keine Rolle spielen, warum dann überhaupt Tango und kein Klammerblues*?

Eines kann ich akzeptieren: Dass manche Tänzer altersbedingt oder aus anderen Gründen zu Komplexität nicht in der Lage sind, es besser zu machen, egal, wie viel sie üben.

Ich höre immer, dass doch das ständige Weiterentwickeln und Dazulernen ein Hauptgrund sei, Tango zu tanzen. Mir geht das auch so: sollte ich einmal feststellen, das ich nichts mehr dazulerne, werde ich sehr wahrscheinlich aufhören, weil ich im Lernen den größten Genuss empfinde, im Verbessern und dem Gewinn daraus. Manche scheinen allerdings im reinen Tun, ohne Lernmodus den reinen Sinn zu sehen, weil sie sich doch schon die ganze Woche bei der Arbeit genug abrackern müssen.

Naja, mit dieser Einstellung verbessert sich nichts und damit würden auch im Amateurfussball keine Tore mehr geschossen, weil das „Vor-sich-hin-spielen“ dann infolgedessen völlig ausreichend wäre.

*als Klammerblues bezeichneten wir in der Jugend den Minimalkonsens eines Paartanzes: ständige rechts-links-rechts Gewichtsverlagerung von einem Bein auf’s andere. Es war nicht unbedingt dem Bewegungsdrang dienlich, sondern der Nähe zum anderen Geschlecht. Als Musik diente meistens „Je t’aime“ von Jane Birkin & Serge Gainsborough. 

Wenn aber obendrein, eine künstlich erzeugte Fülle auf der Tanzfläche, zwecks Gewinnmaximierung oder zur reinen Deckung der hohen Komfortkosten erzeugt wird, aber die Bewegungsreduktion – (keine Boleos – Füsse am Boden, obwohl rücksichtsvolle Boleos  auf mäßig gefüllten Pisten möglich sind), mit der Begründung zur Vermeidung von Unfällen herangeführt, aber gleichzeitig zum Kult erklärt wird, wird diese Figurenreduktion hier zum Selbstzweck.

Dass dieser dargestellte Tango ein choreografierter Show-Tango ist und nichts mit Tango de la Pista zutun hat, weil er viele für andere Tanzpaare störende Elemente hat, ist mir schon klar, aber verdeutlicht, was auf kleinem Raum möglich ist. (aber natürlich auch viel Können voraussetzt)

Tango für alle?

Ich bin bei einer Anfrage auf meinen Kommentar auf einen Aspekt gestoßen (Danke, Tangopeter!), den ich noch gar nicht so in aller Deutlichkeit angesprochen habe: den Aspekt der Luxus-Kultur in Encuentros, bei denen die Encuentro-Veranstalter einem immer größer werdenden Erwartungsdruck, manchmal bedingt durch Konkurrenz an Kriterien wie Unterbringung, Essen, Tanzboden, Musikqualität, DJ-Auswahl, Umgebung usw. ausgesetzt sind. Encuentros scheinen Bedürfnisse zu befriedigen, die Milongas nicht leisten können.

Ich wünsche mir zwar auch solche Bedingungen in vielen Milongas. Das würde aber ärmere Tangotänzer ausschließen und eine Klassengesellschaft begünstigen. Die in Milongas in Buenos Aires beschworene Einheit, „zumindest hier in der Milonga sind alle gleich“ hat auch seinen Grund.

Aber erinnert Ihr Euch noch an die Diskussionen über den Geiz angesichts der meistens gut gefüllten Geldbörsen in der Tangoszene? Da wurde doch ständig an den ohnehin schon niedrigen Preisen der Milongas gerüttelt. Nur hätten teurere, exklusivere Milongas mit so einer „exklusiven“ – also Ärmere ausschließende – Ausstattung mit den entsprechenden Preisen, keine Chance im Milonga-Markt.

Deshalb gibt dieser Umstand dem Vorwurf des elitären Charakters von Encuentros Nahrung. Wir wollen aber keinen sozialistischen Tango. Aber dieses seit Jahren zu beobachtende Auseinanderdriften von Einkommensklassen musste auch im Tango zwangsläufig zu einer Spaltung im Tango führen, die ich hier in der Entstehung der Encuentros erkenne. Allein schon die Standorte der Encuentros, die oft sehr schwer ohne Auto und nur mit Fahrgemeinschaften zu erreichen sind, obendrein eine Übernachtung erforderlich machen, sind ein Hindernis für viele finanziell weniger Begünstigte.

Deshalb ist das ein altes gesellschaftliches Problem, welches die gesellschaftliche Elite in Buenos Aires immer vom Tango ferngehalten hat. Aber hier in Europa ist es eine ganz andere Gesellschaftsklasse, die Tango tanzt. Wir müssen uns also fragen, ob wir uns einkommensklassen-bedingte Diversität im Tango – schon bei Milongas – wünschen. Das können auch Liebhaber der Encuentro-Szene nicht von der Hand weisen.

Spaltung überall?

In jeder Hobby- und Kultursparte gibt es unterschiedliche Interessen und das ist auch gut so. Und dass unterschiedliche Intention von unterschiedlichen Menschen auch andere Unterarten der jeweiligen Kultur entstehen lassen, ist nur logisch.

Dass allerdings bei einer Spezialisierung der Gesamtkontext und Blick aufs Ganze versperrt wird, ist sehr kontraproduktiv für alle Unterarten. Wenn schon die Gesellschaft auseinander driftet, und sich schon Anhänger eines Tanzes inhaltlich gegenseitig nicht mehr zuhört und akzeptiert, die andere Fraktion verhöhnt wird, nicht öffentlich aber insgeheim in Gesprächen mit Gleichgesinnten, dann ist das sehr bedenklich.

Nochmal, ich wollte mit meiner Kritik nicht verurteilen, sondern mal einen Blick aufs Ganze öffnen. Der Grund für Zerwürfnisse zwischen verschiedenen Interessengruppen scheint mir aber begründet durch mangelndes Verständnis für die jeweilig andere zu sein.

Das ist eigentlich das Ziel meiner Beiträge, nämlich dass man darüber redet und diskutiert, aber nicht immer nur eine vernichtende Kritik am eigenen Tun darin sieht. Allein schon, dass ein neuer Aspekt der Einkommensklassen durch einen Diskussionsbeitrag Einzug in diese Debatte gefunden hat, beweist den Diskussionsbedarf. In der Hinsicht war eine weiterer Versuch wichtig, festgefahrene Themendiskussionen wieder aufzunehmen und neu zu beleuchten.

14 thoughts on “Bäume und Wälder

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      Anreise und Übernachtung sind m.E. der gravierende Kostenblock und für viele finanziell weniger Begünstigte sicher ein Hindernis. Was das aber speziell mit Encuentros zu tun hat, die ich als eher preiswerte weil abgemagerte Tangoevents kenne, erschließt sich mir nicht.
      Und überhaupt – wer ist denn alles nach oder kam von Buenos Aires geflogen?

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        wieso, die kosten doch.

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          Klar, Klaus, aber bei mir wird das Ticket für einen Tangoevent, egal welchen Formates, praktisch immer von den Kosten für Anreise und Hotel übertrumpft.
          Ein abgeschottetes Encuentro in der Uckermark scheint mir also erschwinglicher als ein offenes Festival an der Côte d’Azur.

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      Lieber Klaus, danke für dein neues Blog. Etwas langatmig. Du machst dem Riedl ernsthafte Konkurrenz. Leider bin ich nicht deiner Meinung. Geschmäcker sind verschieden und darüber lässt sich schwer streiten. Ich geniesse seit Jahren die Edo Druckbetankung auf Encuentros und bin ehrlich froh, keine modernen. Versionen alter Tangos zu hören. Sonst gehe ich an die Bar und trinke etwas. Ja ich war im Jan 19 in Buenos Aires und tanzte ein paar Nächte und hörte moderne angesagte Orchester live, zb als Romantica Milonguera das neue Album vorstellte.(…ich blieb 3 h sitzen, so langweilig). Danach zog es .ich erst wieder auf die Piste, als der DJ klassisch auflegte. Ich finde die neuen Sachen einfach nicht so gut und musikalisch gespielt wie die alten Sachen. Und so progressiv wird in BA auch nicht immer getanzt. Auf Encuentros gibt es auch hervorragendes Tanzniveau von Tänzern, die Ihr Können nicht immer zur Schau stellen. Deswegen sieht man das auf Videos nie und nimmer. Es wie .ist einem guten Balsamico, der braucht auch Zeit zum Reifen. Und ich empfehle dir den Besuch eines solchen Events. Tänzer in deinem Alter, nette Leute, gerne treffe ich mich mit dir an der Bar und empfehle dir ein paar Ladies. Das gibt dann deinen nächsten Artikel….Grüsse Gunnar

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        Lieber Gunnar, wenn Du meinen neuen Artikel über Epoca de Ooro liest wirst Du einen Bestätigung Deiner These finden. Aber Danke für Deine Antwort.
        Ein Beitrag über zeitgenössische Tangos in einem Gastbeitrag ist in Planung. Lg. Klaus

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      Hi Klaus, Du eröffnest diesen Artikel mit der Bemerkung, Du hättest ein „heißes Eisen“ angefasst, „bei dem die Nerven [sowieso] blank liegen“. Das ist Deine Wahrnehmung des bisherigen Diskussionsverlaufs. Es gibt m. E. noch eine zweite Deutung: Du hättest gerne, dass es ein „heißes Eisen“ wäre, es ist aber möglicherweise gar keines. Die Menschen, die gerne Encuentros besuchen, reiben sich vermutlich angesichts Deiner Argumentationsweise eher ungläubig die Augen.

      Es ist schon etwas befremdlich, wenn Du jetzt schreibst, Dein Vergleich mit „Discos“, „Gästen“ und „Eliten“ wäre von Anfang an ein „missglückter Vergleich“. Dafür hast Du ihn in epischer Breite dargelegt und zusätzlich mit dem Detail des Ausgrenzens von Minderheiten gewürzt. Warum machst Du so etwas, wenn es nicht Deine Gedanken sind? Kannst Du nicht zu Deinen eigenen Gedanken stehen? Deine Argumentationsweise verstehe ich nicht.

      Du schreibst, Du hättest „Respekt für die Tänzer“ um in den nächsten Absätzen Deine (!) Wertungen über Mitmenschen im Tango erneut auszurollen und – so empfinde ich es jedenfalls — versuchst Deine Vorstellungen zur Musik, zur „Monotonie im Tanz“, zu Deinen Phantasien bezüglich der materiellen Situation einer Gruppe von Tanzenden und schließlich zur „Spaltung“ im Tango vorzutragen. Dabei fällt mir auf, dass Du es für meine Begriffe nicht deutlich genug als Deine Meinung kennzeichnest. Du versuchst Deine Kritik zu objektivieren. Das macht es über weite Strecken schwierig, mit Dir zu diskutieren.

      Ein weiterer Punkt, der die Diskussion mit Dir erschwert, ist der Umstand, dass Du noch nie eine solche Veranstaltung besucht hast. Du genehmigst Dir aber schon, zu kritsieren, wie es dort vermeintlich zugeht; mit anderen Worten: Deine (Vor-)Urteile zu kultivieren. Es ist phasenweise schwierig mit Menschen zu debattieren, deren Erfahrung „rein akademisch“ ist. Du berufst Dich auf E-Mail-Zuschriften, ohne dass es konkreter wird. Damit wird die Diskussion unmöglich. Nein, es sind keine „verhärteten Fronten“ … zumindest bei mir entsteht der Eindruck, da möchte irgendjemand, der ein subjektives Problem mit diesen Veranstaltungen hat, nun scheinbar objektive Argumente in den Diskurs einführen, warum diese Veranstaltungen nicht mehr so durchgeführt werden sollten. Das verstehe ich nicht. Warum lehnst Du Dich gegen etwas auf, was Dich eigentlich gar nicht betrifft oder einschränkt?

      Was kümmert es Dich, wenn bei Veranstaltungen, deren Besuch Du ablehnst, Musik gespielt wird, die einer besonderen Auswahl unterliegt? Warum stört Dich das so?

      Warum schreibst Du gegen eine von Dir vermutete „Monotonie im Tanz“ an, wenn Du gar nicht in die Sphäre dieser Soziotope gerätst? Es kann Dir doch eigentlich vollkommen egal sein, was Deine Mitmenschen machen, Du aber musst den Kampf mit den Windmühlen aufnehmen. Kannst Du mir erklären, warum? Selbst wenn auf Encuentros „Klammerblues“ getanzt würde, es beträfe Dich nicht, weil Du diese Veranstaltungen ja nicht besuchst, da Du eine elitäre Discowarteschlange etabliert siehst (oder auch nicht – siehe oben). Warum ziehst Du über andere Tangotanzende her? Bekommst Du nicht genug Aufmerksamkeit für Deinen Tango?

      Wieso reibst Du Dich an den finanziellen Möglichkeiten Dritter, bzw. deren Gewohnheiten ihr Geld auszugeben? Es könnte Dir doch eigentlich vollkommen gleichgültig sein und Du könntest Dich einfach wohlwollend mit Deinen Mitmenschen freuen. Das würde vieles erheblich leichter machen. Knackig formuliert: Wir leben in einer Gesellschaft, in der unterschiedliche Individuen unterschiedliche materielle Möglichkeiten haben. Soll ich mich nun darüber aufregen, dass ich beispielsweise nur gebrauchte Autos kaufe und andere sich einen nagelneuen Porsche rauslassen können? Wenn sich andere einen Porsche leisten können, dann kann ich mich doch für sie freuen. Ich kann (und will) mir eben kein neues Auto leisten.

      Es wäre erheblich leichter mit Dir zu argumentieren, wenn Du (anstatt gegen etwas) für Deine eigenen Ideen schreiben würdest. Im Moment erinnert mich Deine Argumentationsweise an andere neidische Zeitgenossen, die Mitmenschen ihren Tango nicht gönnen können. Solche Ideen gibt es bereits im Tango und ich finde die Wiederholung nicht nur überflüssig (weil redundant), sondern eher bedenklich.

      Nichts für ungut …

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        Lieber Cassiel,
        ich begrüße Deine Einwände und kann sie gut nachvollziehen.

        Und natürlich wünsche ich mir, ein „heißes Eisen“ angefasst zu haben, weil daraus ein Diskurs entsteht, eine Diskussion, in der alle Punkte der Kritik angesprochen werden, die auch Leute darin sehen, die keine Encuentros mögen. Denn die Leute, die sie besuchen, sehen ja kein Problem darin. Denn dadurch ist es absurd, aus dem Blickwinkel eines Encuentro-Tänzers zu verurteilen, was ich hier kritisiere.
        Deshalb wird mir ja vorgeworfen, nur zu meckern. Aber das stimmt nicht: die eigentliche Arbeit fängt erst nach dem Artikel an, mit so langen Kommentaren und Antworten darauf. Wer also glaubt, es sei mit dem Artikel getan, hat sich geirrt.

        Ein Blog-Artikel allein kann also nicht alle Aspekte, auch nicht die Pros & Kontras beschreiben, dafür würde man ein Buch schreiben müssen. Wenn Du das von mir verlangen würdest, hättest Du den Sinn von Blogs nicht verstanden: die Kommentarfunktion unterscheidet Blog-Artikel von reinen Essays in gedruckten Zeitungen. Erst die anschließende Diskussion durch die Kommentare, eröffnen alle Seiten und Argumente. Insofern ist die Provokation durch gewagte Thesen gewollt, um solche Kommentare zu verursachen.

        Als Beispiel sehe ich da Sascha Lobos Kommentare (er ist ein bekannter Journalist beim Spiegel) Er schreibt Artikel über Themen und Missstände. Da aber eine Diskussion zu Leserbriefen wegen des Druckumfangs nicht möglich sind, macht er aus den resultierenden Online-Leserbriefen einen Podcast, in dem er auf viele relevante Einwände eingeht.
        Erst da erschließt sich die Komplexität des behandelten Themas.

        Wer als nur Blog-Artikel liest, aber nicht die nachfolgenden Kommentare, macht es sich zu einfach. Auch sollte man die Themen auch sachlich, aus Sicht des Betrachters verstehen wollen und nicht grundsätzlich als „ad hominem“ Angriff, also persönlich.

        Und so reden wir ständig aneinander vorbei, weil Du meine Kritikpunkte aus Sicht auf’s Ganze nicht sachlich, sondern gegen Personen gerichtet betrachtest. Also lies Dir bitte auch meine Argumente und meine Antworten zu Kommentaren durch, weil ich keine Lust habe, jeden Aspekt doppelt und dreifach für jeden einzelnen Kommentator extra zu beantworten. Ich gehe also jetzt nur auf Deine Themen an, die ich noch nicht in anderen Antworten beschrieben habe.

        Es ist also so, dass Du oft bei meiner Kritik an gesamtheitlichen Fehlstellungen mit einer Kritik an Personen verwechselst, die solche Fehler machen.
        Beispiel: Wenn ich also den Tatbestand Opfer im Strassenverkehr kritisiere, verurteile ich nicht jeden, der Auto fährt. Also müsste man in der Kritik Handlungsbedarf erkennen, Opfer zu vermeiden, also nicht einzelne Autofahrer für den Missstand verantwortlich macht, sondern die Verkehrspolitik, die durch fehlende Geschwindigkeitsbegrenzungen Verkehrsunfälle begünstigt.

        Noch ein anderes Argument:

        Wenn ich SUV-Fahrer wäre und man allgemein kritisiert, das SUVs fahren eine Umweltsünde ist, könnte ich mich auch angegriffen fühlen. Kann ich nachvollziehen.
        Man kann einerseits nachvollziehen, dass ich das aus bestimmten Gründen tue, weil SUVs für komfortabel halte und mich das viele Blech vor Unfällen schützte, also nicht mehr darauf verzichten möchte.

        Ich könnte auch Autoherstellern einen Vorwurf machen, diese herzustellen.
        Ist auch Quatsch, weil diese es aus Gründen der Konkurrenz bauen müssen.
        Vorwürfe bringen auf beiden Seiten nichts.
        Aber: SUVs sind umweltschädlicher als andere Autos.
        Und der Tatbestand, dass irgendjemand mit SUVs angefangen hat, ist schon kritikwürdig.

        Man kommt aber mit Vorwürfen nicht weiter. Aus der allgemeinen Kritik muss man Lösungen suchen und um die geht es mir hier.
        Kritik und Vorwürfe sind nämlich nicht das selbe!
        Man kann solche Autos nicht verbieten, sondern muss das Problem anders angehen.

        Übertragen möchte ich das Projekt vom „Space Lab und Chained Salon“ im „El Corte“ nicht als einzigen Ort anpreisen (ist ja auch für viele zu weit), sondern als Modell für Alternativen zu Milongas und zu Encuentros, wo alle Interessen in einem Paket gelöst werden.

        Wenn Du also Deine Einwände nochmal durchliest und unter diesem Aspekt betrachtest und reflektierst, wirst Du vielleicht verstehen, warum ich nicht mehr darauf eingehe, weil meine Antwort darauf obsolet wäre.

        Meine Kritik ist also garnicht speziell gegen Personen gerichtet, sondern gegen die Umstände, die die Missstände oder Fehler dieser Betroffenen – in diesem Fall die Besucher von Encuentros – begünstigen. Fehler ist vielleicht auch im Fall von Encuentros das falsche Wort, aber ich hoffe Du verstehst die Analogie.

        Ich werde also in Zukunft auf keinen Vorwurf von Dir mehr eingehen, wo Du dies übersehen hast.

        Da Du aber nun mal die persönliche Ebene betreten hast, kann ich auch hier nur persönlich kontern.

        Apropos Beurteilungskompetenz:
        Da sind aber Kritikpunkte, die ich in Deinem Brief diesbezüglich als sehr bedenklich betrachte:

        Zitat: „[…] Ein weiterer Punkt, der die Diskussion mit Dir erschwert, ist der Umstand, dass Du noch nie eine solche Veranstaltung besucht hast […]“

        Diesen Vorwurf kenne ich. Ich brauche aber auch nicht meine Hand in kochendes Wasser zu halten, um zu beurteilen können, ob es heiß ist.
        Das Wissen, das man braucht um die Spezialität von Encuentros beurteilen zu können, ist nun auch wieder nicht so spezifisch, dass man als langjähriger Tänzer unbedingt einen besuchen müsste.

        „[…]Du genehmigst Dir aber schon, zu kritsieren, wie es dort vermeintlich zugeht; mit anderen Worten: Deine (Vor-)Urteile zu kultivieren. […]“

        Ja klar, genehmige ich mir das, wer sonst?
        Aber ich kultiviere nicht meine Vorurteile, dann würde ich diese nämlich nicht diskutieren, sondern spreche über allgemein bekannte Vorurteile, um sie zu durchleuchten zwecks Klärung, aber nicht, um sie zu bestätigen.

        […]Es ist phasenweise schwierig mit Menschen zu debattieren, deren Erfahrung „rein akademisch“ ist. Du berufst Dich auf E-Mail-Zuschriften, ohne dass es konkreter wird.[…]“

        Durch die Allgemeinheit Deiner Formulierung wirst Du zwar nicht direkt persönlich, aber zielst auf mich.
        Mir als Person mit über 35 Jähriger Tanz-, Unterrichts- und Veranstalterpraxis, „rein akademisches Wissen“ vorzuwerfen ist schon ein Witz, im Gegenteil: ich kann durch meine Erfahrungen aus Blickwinkel des Veranstalters, Tanzlehrers, Tänzers und erfahrenen Beobachters von außen Missstände eines Encuentros viel besser beurteilen, als aus Sicht eines Encuentro-Tänzers, der nichts anderes macht und sieht.
        Differenzierung aus distanzierter Sicht, wenn man auch die internen Gegebenheit kennt, ist oft viel objektiver (aber nicht objektiv – wirklich objektiv kann niemand sein. Du, nämlich nur aus Sicht eines Protagonisten, erst recht nicht!)

        Ein Musikkritiker muss übrigens auch nicht besser spielen können als der kritisierte Musiker, um die Interpretation beurteilen zu können; er zieht nur andere Konzerte als Vergleichskriterium heran.

        Weitere Themen, meine Kritik an Musik, Exklusivität , Ausgrenzung von Ärmeren betrachtest Du nur als persönlich Angriffe und nicht als reine Darstellung von Missständen im Allgemeinen.

        Als letztes Neid! Oder in einem anderen Blogartikel Frustration! Das ist eine beliebte Masche, bei Fehlen von sachlichen Argumenten, die persönliche Ebene zu betreten. Eine Unverschämtheit.

        Worauf soll ich übrigens neidisch sein, wenn ich doch Missstände beklage und sie umgehe, indem ich nicht hingehe? Und dabei leide ich nicht einmal darunter, weil ich mich ja für bekloppt erklären müsste, auf eine überfüllte Tanzfläche zu gehen, wo ich meinen Spaß an Komplexität nicht befriedigen kann.

        Ich stelle fest: Deine Kritikpunkt sind durchwegs persönlicher Natur und Unterstellungen, weil Du Dich in Deinem Tun kritisiert fühlst und – das muss ich Dir anhand Deiner Vorwürfe eindeutig vorwerfen – weil Du meine Beiträge und Kommentare nicht genau durchliest; oder sie vielleicht nicht verstehen willst. Da das aber andere offensichtlich tun, möchte ich einen daraus erwachsenen Verdacht nicht äußern.

        All Deine angesprochenen Punkte sind am Thema und an meinem Beträgen vorbei argumentiert.
        Das habe ich auch in vielen anderen Diskussionen mit Dir beobachtet.

        Fazit: Du wirfst anderen, die sachlich kritisieren, persönliche Angriffe vor, wirst aber in Deiner Erwiderung der „Kritik an der Sache“ persönlich.

        Deshalb sehe ich bei so einem „Aneinandervorbeireden“ keinen Sinn mehr an diesen „Frage-Antwort-Strohmann-Argument-Hütchen-Spielen“, solange Du diese Eigenschaft nicht änderst.
        Wenn Du zur Sache antwortest dagegen gerne. Ich hätte auch eine Alternative zu diesem aneinandervorbeigerede: Ein Anruf! 0175 7780822 Würde mich freuen, weil, das glaube ich, vieles klären würde. Du kannst aus Gründen der Anonymität auch eine Rufnummerunterdrückung machen. Ich gehe dran!

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          Hi Klaus, persönlich wende ich mich nur gegen Deine Versuche, Deine subjektiven Vorbehalte (um den Begriff Vorurteile zu vermeiden) in einer pseudo-objektiven Form als Kritik vorzubringen. Es gibt genügend Tänzerinnen und Tänzer, die ihren persönlichen Tango auf Encuentros finden. Sie wollen genau das, was Du kritisierst. Sie wollen kleinräumig mit dem Fokus auf die Umarmung tanzen. Was ist daran falsch? Ist das Deiner Meinung nach kein Tango?

          Du schreibst in Deiner Anmerkung: „Insofern ist die Provokation durch gewagte Thesen gewollt“ gleichzeitig hälst Du mir aber vor, ich würde Dich persönlich angehen, wenn ich auf Deine provokanten Thesen antworte und meine Gedanken dazu schreibe. Das empfinde ich als ein wenig paradox.

          Ich habe „rein akademisches Wissen“ als Etikett für den Hintergrund Deiner Encuentro-Kritik verwendet. Da Du offensichtlich eine solche Veranstaltung noch nicht erlebt hast, finde ich die Wortwahl durchaus gerechtfertigt. Weißt Du, ob es 35 Jahre Praxis sind, 25, 20 oder 15. Die Anzahl der Jahre im Tango halte ich nicht für so wesentlich. Viel mehr interessiert mich die Frage, was sucht mein jeweiliges Gegenüber im Tango. Ich vermute stark, wir beide suchen vollkommen unterschiedliche Aspekte. Mir geht es zunächst und hauptsächlich um die Begegnung mit einem Mitmenschen in der Umarmung, dann um die Musik und schließlich um die Gruppe der Milongabesuchenden. Ich tanze sehr gerne mit neuen, mir noch unbekannten Tanzpartnerinnen. Du hast geschrieben (in Deinem ursprünglichen Encuentro-Artikel), Du tanzt nur mit wenigen anderen Partnerinnen. Da unterscheiden wir uns offensichtlich fundamental. Möglicherweise lege ich meinen Fokus auf die Umarmung und Du legst Deinen Fokus auf die Bewegung; auf Schritte, Figuren (oder Sequenzen) – dazu hatte ich einmal vor Jahren einen Artikel geschrieben.
          Ebenso, wie ich Dir nicht Tipps für Deinen Tango geben werde, erwarte ich von Dir, dass Du respektvoll von meinem Tango sprichst bzw. schreibst (und dem Tango hunderter anderer Tänzerinnen und Tänzer, die in den Encuetros das finden, was sie in der heimischen Milonga vermissen). In dieser Diskussion sind Begriffe wie „Elite“, „Monokultur“, „Friede-Freude-Eierkuchen-Sicht“ usw. vollkommen überflüssig und ich erlaube mir Deine Wortwahl zu kritisieren. (Das gilt übrigens auch für diese m. E. vollkommen verunglückte Verwendung des Beispiels der „Disco-Einlasskontrollen“ – aber dazu habe ich Dir ja bereits hier geschrieben.)

          Es tut mir sehr leid, wenn Du Dich persönlich angegriffen gefühlt hast, als ich gewagt habe zu fragen, ob Du nicht „genug Aufmerksamkeit für Deinen Tango“ bekommst. Klar, im ersten Moment ist das eine sehr direkte Frage. Ich musste sie stellen, weil ich tatsächlich immer noch nicht verstanden habe, wie Du als Person in Deinem Tango durch das Veranstaltungsformat Encuentro beeinträchtigt bist. Du schreibst dagegen an, als würde es Dich unmittelbar betreffen und ich kann nicht erkennen, wie Du durch solche Veranstaltungen beeinträchtigt sein könntest. Das ist jetzt eine ernsthafte Frage um deren Beantwortung ich Dich bitte.

          Und vielleicht zur Klarstellung: Für mich ist die alte Tangomusik unerreicht. Ich kann beispielsweise (etwas übertrieben formuliert) 100 mal einen Biagi-Titel tanzen und nachdem ich mit unterschiedlichen Tangueras und in unterschiedlichen Umgebungen tanze, werden da 100 verschiedene Tänze entstehen. Mir reicht das. Ich will das nicht ändern. Warum versuchst Du meinen Tango zu verändern. Das mache ich mit Deinem Tango schließlich auch nicht. Wie hast Du es formuliert? Du würdest Dich ja „für bekloppt erklären“ müssen, wenn Du auf „eine überfüllte Tanzfläche“ gehen würdest, auf der Du Deinen „Spaß an Komplexität nicht befriedigen kann[st]“. Vielleicht bleiben wir jeder in unserem Tango-Soziotop und alles ist gut.

          Lustigerweise wird mir üblicherweise von meinen Kritikern vorgeworfen, ich würde den Tango „reglementieren“. Das finde ich insofern bemerkenswert, weil ich i.d.R. nur von meinem Tango schreibe. Wie wirkt eigentlich – mit etwas Abstand betrachtet – Deine Fundamentalkrtik an einem Tangoformat auf Dich? Kann es sein, dass Du versuchst, den Tango Deiner Mitmenschen zu „reglementieren“ indem Du das Veranstaltungsformat Encuentro stark kritisierst und für Veränderung plädierst? Ich mache Dir einen Vorschlag: Vielleicht gestaltest Du eine Veranstaltung, die Deinen Vorstellungen entspricht anstatt anderen Veranstaltern ihre Veranstaltungen madig zu machen. Wie wär’s?

          So und zum Abschluss meiner Anmerkung führe ich vielleicht noch einen neuen Aspekt ein: Die Encuentros sind ja nicht ohne Grund – also quasi im luftleeren Raum – entstanden. Die Tangueras und Tangueros, die solche Formate schätzen und besuchen, haben in ihren jeweiligen lokalen Milongas keine Heimat mehr gehabt. Ich könnte Bände mit den Rücksichtslosigkeiten in den lokalen Milongs füllen. Irgendwann war bei mir Punkt erreicht, dass ich mich auf die Suche nach Alternativen begeben habe. Mit anderen Worten: Die Entstehung und die ungebrochene Popularität von Encuetros hat ihre tiefere Ursache in manchen Unzulänglichkeiten von lokalen Milongas. Wenn mir in der lokalen Milonga nichts fehlen würde, dann müsste ich nicht reisen und könnte viel Geld sparen.

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            Du verwechselst oft Vorwürfe mit Kritik. Auch hier mein gleicher Vorwurf: Du liest oder verstehst meine Beiträge oder Kommentare nicht richtig.
            Ich finde es auch lustig, dass du mit Deiner Argumentation den Wahrheitsgehalt meines Artikels bestätigst: nämliche den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen.
            Lass uns telefonieren. Sehe keine andere Möglichkeit der Verständigung mehr, ich könnte mir hier auch den Wolf schreiben.

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              Lieber Klaus, danke für dein neues Blog. Etwas langatmig. Du machst dem Riedl ernsthafte Konkurrenz. Leider bin ich nicht deiner Meinung. Geschmäcker sind verschieden und darüber lässt sich schwer streiten. Ich geniesse seit Jahren die Edo Druckbetankung auf Encuentros und bin ehrlich froh, keine modernen. Versionen alter Tangos zu hören. Sonst gehe ich an die Bar und trinke etwas. Ja ich war im Jan 19 in Buenos Aires und tanzte ein paar Nächte und hörte moderne angesagte Orchester live, zb als Romantica Milonguera das neue Album vorstellte.(…ich blieb 3 h sitzen, so langweilig). Danach zog es .ich erst wieder auf die Piste, als der DJ klassisch auflegte. Ich finde die neuen Sachen einfach nicht so gut und musikalisch gespielt wie die alten Sachen. Und so progressiv wird in BA auch nicht immer getanzt. Auf Encuentros gibt es auch hervorragendes Tanzniveau von Tänzern, die Ihr Können nicht immer zur Schau stellen. Deswegen sieht man das auf Videos nie und nimmer. Es wie .ist einem guten Balsamico, der braucht auch Zeit zum Reifen. Und ich empfehle dir den Besuch eines solchen Events. Tänzer in deinem Alter, nette Leute, gerne treffe ich mich mit dir an der Bar und empfehle dir ein paar Ladies. Das gibt dann deinen nächsten Artikel….Grüsse Gunnar

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      Lieber Klaus,

      ich muss nochmal widersprechen. Der Raum gibt nicht das langweilige Tanzen vor – auch wenn es auf vielen Encuentros und auf vielen Milongas in Buenos Aires vorherrscht, da stimme ich dir zu.

      Ich betreibe ja selbst eine eher kleine Milonga, in der oft wenig Platz ist und das Raum-Management zusätzlich durch eine nicht mittige Säule erschwert ist; und ich achte als Veranstalterin sehr darauf, dass die Leute rücksichtsvoll und in ihrer Spur tanzen. (Dass es voll ist, hat keine geschäftlichen Gründe, sondern die Leute kommen einfach ;-)) . Trotzdem ist viel mehr Raum für Kreativität als viele denken. Mit etwas Training kann man sehr gut Drehungen auf engem Raum tanzen; und wenn wirklich nur Vierteldrehungen und Ochos cortados gehen, kann man das auf vielerlei Weise rhyhtmisch und stilistisch ausgestalten, es muss wahrlich nicht immer 1-2-3 oder 3-4-1 sein; z.B. mal eine Synkope oder eine genüssliche Pause einbauen geht immer. (Und offene Unterrichtseinheiten, die ich gelegentlich vor der Milonga anbiete, zielen oft darauf ab, solche Fertigkeiten einzuüben).

      Ich sage ganz ehrlich: wenn auf den Encuentros wirklich alle so stereotyp tanzen würden wie viele es tatsächlich tun, würde ich mich dort auch langweilen. Aber es gibt viele viele tolle Gegenbeispiele.

      Und ebenso, was die Musik betrifft. Ein Repertoire von 1500 Titeln ist wirklich sehr eingeschränkt. Aber es gibt etliche DJs auf Encuentros, die aus einem wesentlich größeren Repertoire schöpfen, ohne abseitig und schlecht tanzbar aufzulegen.

      Ja, es gibt inzwischen eine große Szene zeitgenössischer Orchester, einige von ihnen sind exzellent. Andere leider gar nicht, und das sind leider die, die bevorzugt aufgelegt werden; dann bevorzuge ich die Klassiker, selbst die abgenudelsten. – Ich nenne jetzt erstmal keine Namen.

      Herzlichst! Theresa

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      Lieber Klaus,

      ich freue mich über deinen neuen Blog und danke dir für den Encuentro-Artikel.
      Mit einer Aussage darin – die du hier wiederholst – bin ich aber überhaupt nicht einverstanden: die „tänzerische Monokultur“, die sich aus den vielen Partnerwechseln als „kleinster gemeinsamer Nenner“ notwendig ergeben würde. Wie Cassiel betonte, ist die Vorgabe, dass die Bewegungen auf engem Raum getanzt werden können und in der Ronda in mehreren Spuren, deshalb fliegende Beine, beliebige Richtungswechsel und Riesenschritte ausscheiden. Diese Vorgabe verbietet aber jedenfalls nicht Drehungen und vielfache Variationen davon, andere komplexe Bewegungen in enger Umarmung, und auch nicht rhythmisch komplexere Muster und Variationen der Schrittqualität passend zur Musik. Das alles ist Encuentro-kompatibel und wird von den interessanteren Tänzern und Tänzerinnen auch getanzt. Und ich sehe auch keine Notwendigkeit, wegen der häufigen Partnerwechsel das Repertoire von vornherein einzuschränken; wenn etwas mit einem Partner / einer Partnerin wirklich mal nicht geht, kann man immer noch spontan einfacher tanzen.

      Dass die Mehrheit der Encuentro-Tänzer tatsächlich nur aus einem engen Bewegungs- und rhyhtmischen Repertoire wählt, ist wahr – leider -, folgt aber nicht zwingend aus dem Format Encuentro. Ich hatte schon die aller-spannendsten, komplexesten, musikalischsten Tanzerlebnisse auf Encuentros, zugegebenermaßen mit sehr ausgewählten Tänzern.

      Demnächst noch mehr zur Musik ….. mit herzlichen Grüßen! Theresa

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        Liebe Theresa,
        vielen Dank für Deine Gratulation.
        Zum Thema: Ich habe nicht gesagt, dass diese Figurenvielfalt nicht möglich sind und zum Teil auch nicht getanzt wird, sondern habe auch geschrieben, dass das Repertoire durch die Enge der Tanzfläche geschuldet im Allgemeinen nicht sehr groß ist. Überall, wo ich hinschaue, sehe ich diese Monotonie an Bewegungen, bin ja auch konkreter geworden. Das liegt aber an der Natur der Sache. Ich bin der Meinung, dass nicht nur Encuentros das bewirken. Wenn man bewußt oder unabsichtlich große Mengen an Tänzern auf eine Tanzpiste packt, leidet automatisch die Bewegungsvielfalt. Wenn man dagegen noch viele Bewegungen wie Boleos der Enge wegen ausspart und dies zum Markenzeichen deklariert, aber gleichzeitig aus geschäftlichen Gründen möglichst viele Tänzer einlädt, ist das doch nur eine Kopie aus vollen Milongas aus dem Stadtkern in Buenos Aires, wo die Milongas immer voll sind. Draußen in der Peripherie wird doch viel abwechslungsreicher getanzt. Platz ist dort Luxus. Ein künstlich, geschäftlich erzeugter Zustand wie in Encuentros und Milongas, eine Platznot, wird neben dem erforderlichen begrenzten Tanzstil hier zum Kult erklärt. Deshalb gehen da auch junge Tänzer nicht mehr hin und suchen sich eigene Räume, wo sie zu frischer Musik und mit neuen Bewegungsformen für Entwicklung sorgen. Naja, einen Vorteil hat das: Wenn irgendwann Milongas total leergefegt sind, kann man wenigstens ungestört tanzen. Ich verstehe das kultige Gedrängel auf Tanzpisten sowieso nicht, es geht doch da nur um möglichst viele Tanzpartner:innen und nicht ums Tanzen selbst.

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          Liebe Theresa,
          Deine Einwände sind gut geeignet, um bestimmte Problematiken zu beleuchten, welche allgemeine Themen betrifft. Zu Beispiel Raummangel.
          Das gibt’s ja überall. Wenn ein Milonga wenig Platz bietet, kann man dort nur eingeschränkt tanzen. Wenn ich viele Leute um herum möchte, und auf viele Tanzpartner hoffe – das ist das Hauptargument für gefüllte Milongas – gehe ich auch in eine volle, verzichte auf raumgreifende Schritte und beschränke mein Repertoire.
          Wenn ich das nicht möchte oder kann, verzichte ich drauf.
          Andersrum könnte ich auf Schrittkomplexität verzichten, (aber nicht auf die Möglichkeit der musikalischen Tanzens), dann kann ich in „Klammerblues-Manier“ auf der Stelle auch musikalisch tanzen, wenn’s zu voll wird.

          Wir sind uns einig, dass man mehr oder weniger, je nach Können, sehr eingeschränkt ist. Ich bewundere Tänzer, die auch auf engstem Raum fast jede beliebige Partnerin führen können und dort tanzen kann. Die sind aber deutlich in der Minderheit und die begehrtesten Tänzer. Solche Tänzer, die ich meine, haben dafür meistens 15 Jahre gebraucht und bedienen sich außerdem nicht der von mir beschriebenen stereotypen Tanzschritte wie „ocho cortado“ oder „Dauerschleifen-cortes“. Es gibt auch auf Encuentros gute Tänzer, die das können und es werde sicherlich mehr. Wenn ich aber auf einer vollen Tanzfläche schaue, entdecke ich selbst die nicht mehr, sie gehen im Getümmel unter.
          Ich gehe also jetzt ausdrücklich auf die Sicht eines Betrachters und nicht in die eines Tänzers auf der Tanzfläche, beides sind getrennt Blickwinkel. Meine Kritik als Außenstehender ist zwangsläufig anders als die eines Tänzers mittendrin.
          Wenn man mir jetzt vorwirft, ich könne garnicht beurteilen, weil ich nicht mittanze, ob dort komplex getanzt würde, weil ich nicht mitmache, ist das ein wenig absurd.
          Denn als Außenstehender sehe ich ja, dass dort begrenzt getanzt wird und kann auch darauf schließen, dass es gemacht wird, weil wenig Platz ist.

          Und sehe ich das Problem, warum wir aneinander vorbei reden: Ich weiß doch warum, so getanzt wird und kritisiere nicht die Menschen, die das tun, sondern den Umstand, dass so wenig Platz herrscht. Dies ist in beliebten öffentlichen Milongas der Fall, und der Tatsache geschuldet, dass man keinen außen vorlassen möchte.
          Kein Veranstalter traut sich, angereiste Besucher abzuweisen, die kommen nie wieder.
          Aber hier habe ich aber Eric’s „Chained Salon“ mit „Space Lab“ als Beispiel herangezogen, eine Alternative für Encuentros: für alle offen, die rechtzeitig anreisen. Wenn jemand zu spät kommt, muss er warten, bis Platz durch Abreisende entsteht.
          Obendrein ist das Publikum sozial geschult und betritt nur die Tanzfläche, wenn noch ausreichend Platzt herrscht, wenn dies nicht der Fall ist, beschränken die Tänzer den Zugang, in dem sie dazukommende nicht drauf lässt. Die Tanzpiste ist aufgeräumt, jeder hält Abstand, es ist genauso, wie auf einem Encuentro. Du kennst all diese Vorzüge auf Encuentros. Das ist hervorragend organisiert, weil alle mitmachen. Aber: es ist eine offene Milonga und ich liebe es dort zu tanzen, weil es dort auch Platz für komplexere Tanzbewegungen gibt.
          Übrigens ist Eric auch ein Gegner des geschlossenen Systems von Encuentros, aber er meckert nicht drüber, sondern bietet eine Alternative, bei der er beide Vorzüge zusammenbringt. Nur ist Eric ein Vollprofi, ein super, charismatischer Lehrer, der jahrelang an dieser Sache gearbeitet hat. Daran sollten sich alle Milonga-Veranstalter, auch Encuentro-V, ein Beispiel nehmen. Nur ist es leider auch dort sehr voll, sodass ungeübte Tänzer dort fast nur „cortes“ tanzen können.
          Da Eric freien Eintritt anbietet und das ganze Wochenende über die vorherige Práctica finanziert, kann er es sich leisten, Zuspätgekommene auf Eintritt warten zu lassen. Er kann sich das also nur durch die Tatsache leisten, dass er mit Unterricht Geld verdient. Keiner fühlt sich pikiert, wenn er 1-2 Stunden in einem Café Einlass warten muss, weil der Eintritt frei ist. Obwohl es dort auch Leute gibt, die enttäuscht wieder abreisen, weil sie nicht wissen, dass sie nur ein wenig warten müssen. Nur ist dieses System für Private Veranstalter nicht zu leisten und sich nicht einen so großen Andrangs erwehren müssen.
          Und hier sehe ich noch ein Problem der Konkurrenz für Tangoschulen, weil Encuentro-Veranstalter auf Gäste, also auf Tänzer zugreift, die sie nicht selbst ausgebildet haben. Ein Problem, das Eric frühzeitig erkannt hat.
          Also zurück zum Platzmangel:
          Da sehe ich den Grund, warum sich manche Leute eine private Möglichkeit suchen.
          Aber hier finde ich eine Paradoxie, denn wenn man schon die Probleme eines Platzmangels umgehen könnte, warum mache ich dann die Tanzfläche so voll?
          Ich weiß warum: Geld!
          Klar, zur Kostendeckung, muss ich eine Mindestzahl annehmen. Und durch die Anforderungen der Konkurrenz getrieben, muss ich auch Komfortstandards erfüllen, eine Mindestzahl an Gästen haben. Aber wenn einige Abzocker aus der Fülle einen Kult machen, ist das bedenklich. Aber das scheint kaum jemand zu beachten oder kommt entnervt nie wieder. Ich weiß, es gibt solche und solche, gute und schlechte Veranstalter.
          Ich verstehe nur nicht, wie man zu einem Encuentro oder Milonga gehen kann, wo nicht einmal durch ausreichend Platz die Mindestanforderung an Tango gewährleistet ist: das musikalische Tanzen, wo Ausweichen und Rücksicht nicht zur Hauptbeschäftigung auf der Piste wird.

          Musik:
          Na gut, mag das Repertoire auch bei 2000 Titeln liegen, das macht keinen großen Unterschied. Und glaub mir, ich habe auch mal DJing gemacht, und ich weiß wie schwierig das ist, selbst diese 2 Vorgaben zu erfüllen: eimal als 1 DJ Abwechslung auf vielen Milongas zu erreichen und gleichzeitig Schwung in in die Bude zu bekommen, jeder DJ hat seinen Geschmack und hat zwangsläufig irgendwann eine „Handschrift“ die jeder erkennt und als monoton empfindet.
          Und es geht auch garnicht darum, ob wir die Zahl 2000 potenziert durch die Kombinationen abwechslungsreicher machen, sondern wie lange wir noch aus diesem Repertoire schöpfen können, ohne diese beklagte Milonga-Müdigkeit, bedingt durch Eintönigkeit und immer wieder die selben Menschen, die ja offensichtlich ist, zu verhindern können und wieder leben in die Buden bekommen.

          Es gibt Leute, die jahrelang tanzen und an allem meckern, weil sie garnicht merken, dass die Monotonie logisch ist, wenn man Jahr für Jahr die selbe Musik hört.

          Ich habe geschrieben: „Das ist eigentlich das Ziel meiner Beiträge, nämlich dass man darüber (in diesem Fall über Musik im Allgemeinen) redet und diskutiert, aber nicht immer nur eine vernichtende Kritik am eigenen Tun darin sieht.“ Das wird immer bei meinen Beiträgen übersehen. Auch bei Cassiel, der steht auch schon mit einem Kommentar auf der Matte, der genau diese Problem offensichtlich macht.

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