
Encuentros? Nicht schon wieder!
Mit dem Thema „Encuentros“ werde ich sicherlich erstmal thematisch in der Ecke der Vorgestrigen geortet, weil meinem Artikel schon etliche Diskussionen darüber vorangingen und sich viele fragen werden, was Klaus Wendel dazu noch beisteuern möchte, wenn dieser noch dazu bekanntlich kein Freund dieser Events ist; denn es ist doch schon alles besprochen und oft durchgekaut worden. Vieles ja, aber noch nicht alles.
Etwas möchte ich gleich zu Anfang klarstellen: Ich möchte hier keinen verurteilen oder angreifen, weil er/sie Encuentros, Marathons oder Neo-Milongas oder anderes besucht. Im Gegenteil: Ich möchte erklären, warum ein näheres Verständnis aller Interessen vorteilhaft für alle sein kann. Verständnis ist nicht trennend, sondern verbindend, also nix neues.
Die Frage, ob Encuentros dem Tango Schaden zufügen könnten, ist schon oft diskutiert worden. Aber ich möchte, mit dem Vergleich zu E.s auch Themen ansprechen, die ich in der gesamten Tangoszene kritisiere und als Grund dafür ansehe, dass Encuentros überhaupt entstanden sind. Denn nichts entsteht einfach so. Und wir könnten die Entwicklung sich selbst überlassen, oder Dinge gesamtheitlich angehen, wenn wir die Problematik offen ansprechen. Auch möchte ich hier keine geschlossenen Tangotreffen generell verurteilen.
Ein missglückter Vergleich: Discos, Gäste und Eliten
Meine Intention, einen Beitrag über Encuentros und Marathons zu schreiben entsprang ursprünglich einer Abwehr durch meine Vorurteile: Ich hatte von privaten Tango-Tanz-Treffen gehört, zu denen die Teilnehmer Referenzen zur Registrierung einreichen sollten um daran teilnehmen zu können.
In meiner ersten Assoziation dachte ich an Disco-Einlasskontrollen, bei denen man sich als Besucher zur Begutachtung durch muskelbepackte, kleiderschrankgroße Männer einer Sichtkontrolle, sortiert nach ethnischer Zugehörigkeit, Alter und modischer Kleidung, unterziehen musste.
Ich habe diese Kontrollen immer als menschenunwürdig betrachtet und die freiwillige Akzeptanz der Gäste als äußerst devot veureilt. Die Gründe der Veranstalter dafür waren für Eingeweihte zwar nachvollziehbar, aber ich war mir zu stolz mich dieser Prozedur zu unterwerfen. Fazit war, dass ich solche Veranstaltungen gar nicht erst in Betracht zog und damit entzog ich mich – nicht ganz freiwillig – einer eventuellen beschämenden Abweisung.
Die Opfer dieser Auswahl waren meist Ausländer oder Männer mit dunkler Hautfarbe, weil man dort als Veranstalter das größte Potential an Gewalt vermutete. Dass man dabei auch ganze Freundschaftskreise in disco-tauglich-oder-untauglich Menschen wie an einer Rampe vorsortierte, wobei die abgelehnte Gruppe menschlich verletzt wieder abziehen musste, während die andere – meist unsolidarisch – als akzeptierte und damit elitär fühlende Gruppe hinein durfte, nahmen alle damit in Kauf.
Diese Einlasskontrollen bewirkten paradoxerweise obendrein einen noch größeren Zulauf an Gästen, weil die Einlasskontrollen für viele Akzeptierte als Nagelprobe für eine Aufnahme in die Eliteklasse der Discogänger fungierte. Die Türsteher genossen diese Macht und verleitete manche abgelehnte Gäste zu einem Trinkgeld oder anderen Schmeicheleien.
Ähnliches hat man Encuentro-Besuchern- und Veranstaltern unterstellt, aber das – glaube ich – war selten oder hat auch abgenommen, weil viele den Braten gerochen haben.
Auswahlkriterien bei Encuentros
Also: meine Beurteilung über Tango-Marathons oder Encuentros zog ich allein aus der Tatsache, dass diese Veranstaltungen geschlossen sind und einer Referenz oder eine Anfrage zum Einlass verlangen, ähnliche Kriterien wie bei Discos.
Ich habe viele Argumente Pro und Contra Tango-Marathons oder Encuentros gehört, hab mit Gästen gesprochen und mir einiges erklären lassen. Warum ich nicht selbst einen M. oder E. besucht habe, war der selbe Vorbehalt wie bei Discos: Ich will mich erstens ohne spezifische Einladung nicht einer Kontrolle oder Beurteilung eines anderen Menschen aussetzen, der mich nicht kennt. Das Zweite ist, dass meine Motive zu tanzen, ganz andere sind als die der Encuentro-Besucher: Ich tanze nicht gerne Nächte durch und tanze mit nur wenigen anderen Partnerinnen, weil ich das in meinen Kursen tue. Außerdem bevorzuge ich tänzerische Qualität statt Quantität, wobei ich den E.-Tänzern Qualität nicht absprechen will und kann. Bezweifle aber, dass man konzentrationsbedingt längere Zeit die Qualität des Tanzes aufrechterhalten kann, ohne in einer Wiederholungsschleife des Automodus-Tanzens zu landen; tranceähnlich: hat ja auch was.
Encuentros und Tango-Marathons – nicht das selbe
Dann sind da zuerst die Namen der Events, die mich ein wenig beschäftigten:
ein Tango-Marathon bezieht seinen Namen aus der Länge der Veranstaltung über mehrere Tage. Der gelegentlich vernommene Vorwurf der Bezugnahme auf Tanzmarathons während der Wirtschaftskrise in den USA, eine sehr brutale Epoche der Ausbeutung, ist abwegig. Filmliebhaber sollten den Film „Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss“ mit Jane Fonda kennen, dort wird die harte Realität der Tanzmarathons erzählt. Ich glaube, dass den Urhebern des Namens Tango-Marathon diese Geschichte zwar geläufig, ein Bezug auf diese Missstände deshalb nicht beabsichtigt war. Ich halte also einen Vergleich damit für absurd. Die Kriterien für Marathons sind sehr unterschiedlich, ich sehe da keinen generellen Grund zur Kritik.
Ein Encuentro – ein Treffen, ist schon mal ein akzeptablerer Name.
Wo sich Menschen treffen und ein gemeinsames Hobby und Regeln nach ihren Vorlieben teilen, ist an sich nichts schlechtes. Dass man obendrein mit Bekannten, Freunden, untereinander vernetzten Menschen, die man kennt und mag, tanzen, essen und reden möchte, ist nachvollziehbar.
Es gibt aber noch erkennbare Unterschiede zwischen beiden Veranstaltungstypen, die Musik, Regeln, Altersstruktur und andere Besonderheiten betrifft, auf die ich hier aber nicht eingehen möchte; beide haben zwar unterschiedliche Aufnahmeregeln, was Akzeptanz der Teilnehmer angeht, aber sind geschlossenene oder teils halb-offene Veranstaltungen.
Die Veranstalter versuchen oft alle Auswahlkriterien zu berücksichtigen, um Ungerechtigkeiten oder Monokultur zu vermeiden, die Events werden in Hinsicht auf Auswahl der Gäste nach Kriterien Geschlecht, fremd oder bekannt, bei Internationalen Encuentros die Zahlenverhältnisse der Länder usw. entsprechend gefüllt. Die Gäste brauchen nicht unbedingt langjährige Tanzkenntnisse haben, aber zumindest fähig sein, eine Ronda rücksichtsvoll zu tanzen und mit allen anderen Regeln der Encuentros vertraut sein. Ein wichtiges Kriterium ist die unbedingte Bejahung eines Encuentros als Einlassbedingung; ist auch logisch.
Wochenend & Sonnenschein
Encuentros & Tango-Marathons finden oft an schönen Orten statt. Da kann die normale Milonga-Kultur scheinbar nicht mithalten.
Wenn man sich am Wochenende ausgiebig dem Tango hingeben möchte, kann das mit netten Leuten, die man nicht immer, wie in jedem Milonga-Abend wiedersehen „muss“, obendrein an einem schönen Ort, sehr erholsam sein. Das mag der Hauptgrund für diese Veranstaltungen sein, der nur eine Alternative bietet: Man sollte Milongas in anderen Städten besuchen, auch da gibt’s auch nette Leute.
Wenn man nämlich in seiner Milonga keine Gäste aus anderen Städten mehr sieht, weil diese reisewillig in Encuentros tanzen gehen, wird jede Milonga irgendwann langweilig.
Also sollten sich die Milongabetreiber besser vernetzen, um Publikumstausch zu organisieren, das würde, statt über Encuentros zu jammern, auch helfen, die gelangweilte Milonga-Welt zu beleben. Allerdings sollte man diese Besucher auch besser in die Veranstaltung einbinden.
Rituale, Regeln & Codigos
Mein Eindruck nach Betrachtung mehrerer, längerer Encuentro-Videos ist, dass die Teilnehmer sich einem strengen Ritus unterwerfen, mit einer Genauigkeit, die für mich befremdlich wirkt. Natürlich sind Regeln sinnvoll und ich sehne mich auch oft auf normalen Milongas nach so einer rücksichtsvollen Ronda. Auch kann ich gut verstehen, dass man so Tango wirklich entspannt genießen kann, ähnlich, wie man in Niederlande bei Tempolimit stressfrei Autofahren kann. Dass sich viele Teilnehmer, einmal durch solche Gegebenheiten verwöhnt, nur noch solche Events wünschen, ist durchweg nachvollziehbar. Aber es ist eine synthetische Tangowelt, in der man sich der Unzulänglichkeiten unerfahrener Tänzer entledigt. Bis sich so eine Disziplin in öffentlichen Milongas durchsetzt, können Jahre vergehen, aber Freigeister, die diese Vorteile nicht erkennen wollen und von der Wildheit des Tangos – auch auf gefüllten Tangopisten – fantasieren, machen eine Entwicklung in Hinsicht der Rücksichtnahme schwer.
Denn eine Milonga ist eine Symbiose aus allem: Aus milonga-unkundigen Anfängerpaaren, rücksichtslosen „Freitänzern“, aus allen Altersgruppen, allen Stilen und anderen Typen. Wenn man diese ganzen Typen ausschließt, nimmt man der gesamten Tangoszene Entwicklungschancen und beides für sich isoliert, kann nicht bestehen bleiben. Monokultur ist immer ein Entwicklungsstop; nicht nur in der Natur.
Es gibt dabei auch seltsam wirkende Rituale, wie das sehr lange Herumstehen der Paare bei Beginn der Musikstücke auf der Tanzfläche mit Smalltalk, die ich auch aus Buenos Aires kenne.
Sie erscheinen wie – nur abgeschaute – Rituale aus Buenos Aires, die man ohne Grund nur kopiert zu haben scheint. Aber auch das stimmt nicht, hier sehe ich eine sinnvolle Möglichkeit, dass sich die Tanzpartner bei den häufigen Partnerwechseln wenigstens bekannt machen können. Dass allerdings diese Warte- und Smalltalk-Zeit bei jedem Musikstück wiederholt wird, erschließt sich mir nicht, zumal es hier nicht so heiß ist wie in B.A., wo diese Tanzpause auch zur Abkühlung genutzt werden. Auch, dass diese Sitte auf normalen Milongas um sich greift, nervt mich besonders, weil sich dort Paare bereits oft gut kennen. Diese Redepausen verschwenden viel Zeit, die ich lieber mit tanzen verbringen möchte. Das Reden und die Bekanntmachung untereinander kann man doch auf die Pausen beschränken, außerhalb der Tanzfläche.
Alle Gäste, die Encuentros besuchen möchten, sollten allerdings bedingungslos Encuentros bejahen. Wer diese Voraussetzung als Mittel zur Kritikunterdrückung politisiert und darin eine Unfreiheit wittert, sollte sich mal fragen, ob er/sie sich ein teures Wochenendvergnügen durch Miesepeter vergraulen lassen möchte; in Schwimmbädern und anderen öffentlichen Einrichtungen gibt es auch Regeln. Die Freiheit besteht doch schon da, wo man sich überhaupt zu einem Besuch entscheiden kann.
Keine Solo-Frauen?
Das Argument, dass keine Frau allein längere Zeit herumsitzt, kann ich nicht beurteilen, denn ich habe auch mit Frauen gesprochen, die auf Encuentros schlechte Erlebnisse hatten. Ich schließe hier auf eine altersstruktur-bedingte Ausgrenzung in der jeweiligen Veranstaltung, die es ja überall gibt.
Aber auch sollen einige Frauen, die sonst üblicherweise in Milongas rumsitzen, in einem Encuentro erstmalig viele tolle Tänze auch mit guten Tanzpartnern genossen haben. Die Frauen schwärmen fast ausnahmslos davon, aber nur, wenn sie allerdings einmal akzeptiert sind. Es gibt aber auch negative Ausnahmen, weil nirgendwo alles perfekt ist.
Ich könnte hier noch auf viele nützliche Gegebenheiten aufmerksam machen, die es auf freien Milongas nicht gibt, denn ich wollte hier nur bestimmte Kritikpunkte ansprechen, die ich zu unrecht bei vielen Einwänden gegen Encuentros gehört hatte, aber den Kern der Sache nicht treffen.
Mein Vorwurf, dass sich hier eine Gruppe von Tänzer:innen isoliert, um sich ein kuscheliges Nest zu bauen, während die offene Tangowelt kleiner wird und diejenigen verliert, die in chaotischen Milongas eigentlich Vorbild sein müssten, ist berechtigt.
Ein existierendes Modell als Alternative
Dass man nämlich all diese Vorzüge auch ohne Vorauswahl in einer öffentlichen Milonga erreichen kann, beweist Eric Jœrissen mit seinem monatlichen „Chained Salon“ und der der Veranstaltung vorangehenden Práctica, die er „Space Lab“ nennt. Diese Prácticas, in der er ronda-unkundige Tänzer einweist und ihnen das Tanzen auf vollen Tanzpisten beibringt, sind einmalig und ein Super Event. Ein internationales Publikum lernt gemeinsam Rücksicht und sinnvolle Regeln. Die Wochenenden in seinem
„El Corte“ in Nijmegen haben Encuentro-Charakter, aber ohne Vorauswahl; jeder kann kommen, aber muss sich nur rechtzeitig anstellen. Wenn es zu voll ist wird dichtgemacht, bei der nächsten Salonetappe um Mitternacht kann man dann reinkommen.
Dass er damit ein überzeugendes Argument gegen Encuentros vor Augen führt und gleichzeitig eine Alternative praktiziert, ist genial. Auch die Finanzierung ist sehr durchdacht: die Einnahmen für das ganze Wochenende bezieht er durch diese Práctica.
Tänzerische Monokultur auf Encuentros & Milongas
Mein zweiter Vorwurf ist die dadurch erreichte tänzerische Monokultur, denn ich beobachte eine Einöde hinsichtlich Kreativität, persönlichem Stil der Tänzer, und der Vielfalt der Altersgruppen.
Ich möchte zum Anschluss diese drei Videoschnipsel von Encuentros anfügen, damit sich jeder ein Bild darüber machen kann, was ich meine.
Ich möchte für mich nur feststellen: Wenn ich zu Beginn meiner Tangozeit diese Videos als Vorbild für Tango gesehen hätte, wäre ich heute kein Tangotänzer.
Bestimmt gibt es dort auch gute und kreative Tänzer, die man in normalen Milongas nicht mehr findet, aber die Vereinheitlichung, die allein der tänzerischen Kompatibilität der Teilnehmer untereinander geschuldet ist, weil man dort nach jeder Tanda die Partner wechselt, ist dem Tango kontraproduktiv.
Die Monokultur der Musik und Tanzkenntnissse
Ich vermisse auch auf vielen traditionellen Milongas musikalische Vielfalt in Bezug auf Dynamik, wenn BPM (beats per minutes) der Musikstücke über 3 Tandas hindurch fast identisch sind, auch vermisste Modernität durch Fehlen von zeitgenössischeren, gut tanzbaren Musikstücken. Aber diese Eingrenzung hat man ja in der offenen Tangowelt durch Neo- und Non-Tango-Events umgangen. Aber leider auch dort: Monokultur.
Eine Monokultur, die sich nicht nur durch Vielseitigkeit der Musik verhindern ließe, sondern, indem man zum Beispiel mal andere Tänze als Tango lernen würde. Denn nur Chacarera allein erzeugt auch keine Vielfalt, zumal dieser Tanz ein choreographierter Folkloretanz ohne Variabilität ist.
Die oft vermisste Diversität in der Tangosszene ist auch der Einseitigkeit der Tanzkenntnisse in der Tangoszene geschuldet. Warum man dieses Scheuklappendenken auch noch zum Kult erklärt und noch nicht mal zur Durchsetzung gleicher politischer Interessen nutzt, ist erst bei Nichtzustandekommen der proTango-Petition aufgefallen. Ist denn niemals den Tangotouristen bei ihrem Besuch in Südamerika aufgefallen, dass zumindest ein Großteil der Tangoszene dort auch andere tango-fremde Tänze wie Salsa, Cumbia, Swing und Rock&Roll beherrscht oder zumindest bei Nichtkönnen versucht?
Diversität ist nämlich nicht das Abtanzen von diverser Musik mit nur zwei Tänzen, also Tango oder Milonga. Damit ist auch die Neo-Szene gemeint.
Auch wenn Tangos aus der Zeit des Epoca de Oro die ausgebuffteste Tanzmusik neben Swing, BeeBop und anderen ist, müssen wir uns fragen, ob EdO-Tangos für weitere 70 Jahre zukunftsträchtig ist. Das Beharren ausschließlich auf diese Musik, schadet der Entwicklung des Tanzes und dem Tango selbst. Dass nur noch Konserve gespielt wird und kein Zusammenspiel mit zeitgenössischen Tangogruppen auch nur annähernd versucht wird, lässt den Tango sterben. Dass das Tanzen ausschließlich dieser Musik seit Anfang der 90er Jahre dem Ritt auf einem toten Pferd gleicht, weil zwischen den 60er und 80er Jahren kein tanzgemäßer Tango mehr komponiert wurde, war den meisten nicht klar. Dass sich aber musikalisch nach über 30 Jahren immer noch nichts getan hat, ist nicht nur den Tänzern zuzuschreiben, sondern auch den europäischen Musikgruppen, die Tanzmusik anfangs verpönten, weil sie ausschließlich Piazzollas Stücke spielten, womit Tänzer nichts anfangen konnten.
Warum verschläft die deutsche Tangoszene jede Entwicklung in Buenos Aires und beruft sich trotzdem auf das Weltkulturerbe?
Dass man also in Encuentros und ausschließlich traditionellen Milongas eine Musik-Monokultur als elitäre Besonderheit pflegt und es als alternativlos bezeichnet, ist rückwärtsgewandt.
Heute tut sich da eine neue Sparte auf: In Buenos Aires entstehen nach und nach neue Gruppen und junge Tänzer finden neue Wege musikalisch dazu zu tanzen; auch hier werden wir irgendwann wieder von der Entwicklung aus B.A. überholt, während hier viele versuchen, alles beim Alten zu lassen und viele Tänzer sehr entwicklungsfaul geworden sind. Dazu zähle ich mich aber auch.
Wer darüber etwas erfahren möchte, kann sich ja mal das Interview mit Ines Muzzopappa durchlesen.
Fazit:
Was mir in Bezug auf die vielen Möglichkeiten im Tango einfällt, ist, dass der Versuch des Vereins proTango, die Interessen aller Tango-Gruppierungen unter einen Hut zusammenzubringen zwar richtig ist, aber durch die unterschiedlichen Interessen der Gruppen zum Scheitern verurteilt ist, wenn man diese unterschiedlichen Interessen einer Eigendynamik überlässt.
Dass man zum Beispiel keinem Tangolehrer vorschreiben möchte, wie er unterrichtet, aber dadurch in Kauf nimmt, dass er seine Tanzschüler nicht dahingehend unterrichtet, auch auf vollen Tanzpisten klarzukommen, ist dem Tango gesamtheitlich nicht förderlich. Wenn man das nur ignoriert, um keinen auszuschließen, ist das Kopf-in-den-Sand-Politik. Diese Friede-Freude-Eierkuchen-Sicht ist out.
Eine Spaltung der Tangoszene in hyper-milonga-konforme Tänzer:innen auf der einen und Tanzrüpeln, Anfänger:innen, Solotänzerinnen auf der anderen Seite ist nicht gut. Eine Entwicklung in diese Richtung können wir schon erkennen, sonst würden nicht so viele Tänzer in die Encuentros abwandern.
Dass diese natürlich sein sollen, sehe ich nicht so. Spaltung entsteht erst durch Unverständnis und durch Vorurteile. Um diese Diskussion kommen wir in der Tangoszene nicht herum. Hören wir Kritikern lieber zu und nehmen ihre Kritikpunkte ernst und grenzen wir sie bitte nicht nur auf Grund Ihrer Persönlichkeit aus.
Das ist nämlich Schulhofdenken: „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern!“
Diese einmalige Chance, jetzt über diesen entstandenen Verein proTango e.v. endlich mal offen und ehrlich gewisse Themen anzugehen, sollten wir nicht verpassen.
Hallo.
Da ich nicht alle Kommentare gelesen habe, mag vieles schon gesagt worden sein, aber:
Als eine der Personen, die das Format Encuentro bekannt gemacht haben und jemand, die recht viele Encuentros besucht hat, kann ich nur sagen: Jeder Versuch, Encuentros über einen Kamm zu scheren, macht für mich keinen Sinn. Encuentros sind so unterschiedlich, wie ihre Veranstalter*innen.
Auf manchen gibt es getrennte Sitzordnung, auf anderen wird bunt gemischt. Einige sind nur auf persönliche Einladung, andere werden frei beworben und nicht auf allen wird „Encuentro-Erfahrung“ abgefragt. Bei manchen gibt es lecker Essen, bei anderen gar nix. Die Preise liegen zwischen 60-140€. Auf manchen tanzen nur alte Leute, bei anderen ist das Publikum sehr gemischt. Auf einigen mag der Stil und das Niveau sehr homogen sein, aber auf den meisten wird doch extremst divers getanzt. Wenn man/frau erstmal auf einem Encuentro getanzt hat, wird man/frau feststellen, dass manche nur Figuren abgehen, andere anspruchsvoll improvisieren. Es gibt Leute in V-Haltung, paralleler Umarmung und auch noch vereinzelte Exemplare, die Apilado tanzen. Und nirgends gibt es einen Zwang zum andauernden Wechseln der Partner oder zum Schwätzen zwischen den Tangos. Und inzwischen hört man/frau total häufig neuere (ab 60er) und zeitgenössische Orchester. Oder eben nur ganz altes Geschrammel. Je nach DJ halt. Auf manchen Encuentros ist das Publikum sehr international, auf anderen sind hauptsächlich Tanzende aus der Region. Manche Encuentros haben 300 Besucher*innen, andere 80. Auf manchen Encuentros sind Geschlecht und Rolle zu fast 100% traditionell, auf anderen gibt es mengenweise (meist weibliche) double-role-dancers.
Noch was? Jo…. ich könnte hunderte Dinge aufzählen, in denen sich Encuentros unterscheiden.
Fazit: Alles saumäßig unterschiedlich, genau wie bei den Marathons, nehme ich an. Nur weil irgendwo Encuentro draufsteht, garantiert das noch lange nicht, dass es jedem/r Close-Embrace-Liebhaber/in gefällt.
Manche Encuentros find‘ ich super und ich gehe dort hin, weil ich meine Freund*innen und/oder Schüler*innen dort vorfinde und seit Jahren wiederkehre. Andere find ich echt blöd und eine Rückkehr meinerseits ist ausgeschlossen, nocgh nicht mal wenn ich als DJ eingeladen werde. Auf manchen Encuentros höre ich grossartige DJs und tanze die ganze Zeit. Auf anderen laufe ich fast Amok und tanze kaum, da die Musik so schlecht ist.
Die einzigen Faktoren, welche Encuentros formell definieren sind:
= Event mit den gleichen Gästen über mindestens 3 Tage (inzwischen oft 4 Tage und am letzten Tag wird manchmal für lokales Publikum geöffnet)
= Gleiche Anzahl von Führenden und Folgenden (leider in der Mehrzahl der Encuentros nicht mehr garantiert)
= Überwiegend klassische Musik in Tandas und mit Cortinas
= Aufforderung mit Mirada und Cabeceo (aber niemand zwingt dich, das mit der Person zu machen, die genau neben Dir sitzt)
= Von der Piste gehen nach der Tanda. (Heisst nicht, dass man/frau nicht wieder mit der gleichen Person direkt danach wieder tanzen darf.)
= Verzicht auf das öffnen der Umarmung und raumgreifende Bewegungen (was nicht heisst, dass jede Umarmung schön ist und dass nicht auch Rempler dabei sind).
ALLES ANDERE IST GESCHMACKSACHE.
Wir organisieren z.B. zwei Encuentros:
– Eine geschlossene Veranstaltung mit Menschen, die überwiegend schon länger tanzen. 200 Leute, in normalen Jahren sehr international. Dieses Jahr natürlich nicht so sehr…
– Eine offen beworbene Veranstaltung, die explizit neue Leute und auch Anfänger*innen in die „Szene“ einführen will. Damit dies auch gut gelingt, gibt es dort zu Beginn einen Aperitif und Kennenlernspiele. Und immer auch zwei Workshops, die soziales Tanzen ins Zentrum stellen. Deswegen ist es eigentlich auch ein FESTIVALITO Milonguero.
Auf allen unseren Events gilt: NIE getrennte Sitzordnung, garantiert nie zu viele Folgende und dafür ein hoher Anteil echter Double-Role-Dancers, Altersmäßig relativ gemischt. Und auf keinem unserer Events wird Varela, Racchiati, Neokram oder sonstwas gespielt, was die Veranstalterin (also ich) nicht mag. Immerhin lad ich die DJs ein und bestimme damit den Charakter der Veranstaltung.
Wie das die anderen Organisator*innen auch tun oder tun sollten. Damit die Besucher*innen gezielt Events nach ihrem Geschmack aussuchen können.
Ein Wort noch zur Voranmeldung: Wenn man/frau Leute aus Übersee einlädt ist dies unverzichtbar. Niemand will einen Flieger und Hotel buchen und dann vor der Tür stehen, weil leider schon voll ist. Der Vergleich mit El Corte hinkt daher.
Liebe Melina,
nachdem ich diesen Artikel schon sehr lange als obsolet betrachtet hatte, weil ich eben – wie auch mit Deinem Kommentar – nachträglich viele Korrekturen und Einzelheiten über Encuentros gelesen, bzw. gehört hatte, wollte ich ihn schon offline nehmen. Du schreibst, dass mein Artikel zu oberflächlich ist: Das stimmt.
Ich danke Dir für Deinen ausgiebigen, aufschlussreichen Kommentar.
Es geht etwas vom Thema weg lieber Klaus, trifft aber den Kern der Sache:
„Die Schuld bei den anderen suchen und sich selbst in der Verantwortung
ausblenden scheint sich immer mehr auszubreiten!“
Es sind die anderen. Oder keiner. Auf keinen Fall aber ich alleine.
Das Zeigt die Coronakrise: Geheimmilongas, Coronaleugner, Coronabefürworter.
Klimakrise: Konsum, Wachstum und Reisen.
So ist es (leider)
Als Antwort auf cassiel.der.echte@gmail.com
Wir haben uns missverstanden.
Sorry, das Beispiel mit dem Reset – Knopf finde ich nicht angebracht. Wenn Du das im Encuentro so machst, na gut.
Ich dachte Entwicklung schreitet voran auch mit Erfahrungen/Enttäuschungen und Hindernissen. Wir Menschen sind weit vom Computer entfernt, Erinnerungen/Erlebnisse bleiben… das Leben lang. Ein Korb beim Auffordern ob ohne oder mit Blickkontakt wird sich tief einprägen in das Gefühlszentrum. Da hilft kein Reset.
Wir Menschen können daraus lernen und uns verändern, das kann der Computer mit Reset nicht.
Nicht nur das, jetzt fühle ich mich persönlich angegriffen:
Zitat:
Dazu müsstest Du vielleicht einmal ein gutes Encuentro besuchen (ich will gar nicht bestreiten, dass da sehr viel unter dem Namen Encuentro unterwegs ist, was den Namen nicht verdient).
Woher weißt Du was ich wann besucht habe?
Ich zähle mal einige Orte auf: Berlin, Bremen, Nijmegen, Saarlois, Stuttgart, Lüttich….
Ist an diesen Orte ein guter Encuentro zu erwarten?
Wie bitte ist Deine Definition: Wann ist ein Encuentro gut? Welche Veranstalter bieten gute Encuentros? Und warum?
Weiter zu dieser Frage: Was bringt mich/Dich weiter?
Zitat:
Und natürlich bringt eine Tanda (womöglich in einem Encuentro) mit einer guten Tänzerin einen Tanguero weiter … das bezweifelst Du hoffentlich nicht … diese Weiterentwicklung bringt der Tanguero mit in die lokale Milonga (es ist ja nicht so, dass diese Tänzerinnen und Tänzer für die lokale Szene für immer verloren wären).
Bringt (nur) der Tanz mit einer guten Tänzerin Dich weiter?
Ich finde das etwas arrogant?
Was ist mit den nicht so guten Tänzerinnen, bleiben diese dann sitzen?
Behindern sie Dein Weiterkommen?
Meine Meinung ist: Entwicklung ist für beide ist auch möglich, wenn der Mann gut tanzt und die Frau nicht so gut und umgekehrt.
Wenn beim Encuentro nur gute TänzerInnen eingeladen werden, wie kann sich dann eine homogene Gruppe entwickeln?
Zur Entwicklung sind meiner Meinung notwendig:
Veränderungen
Anpassungen
Neuerungen
Neue Kombinationen
An alle:
Bei den Ecuentros gibt es kein Unterricht, keine Praktikas, keine Live-Musik, keine modernen Kombinationen….Boleos….Hebefiguren. Keine ausgefallene Variationen. Was soll sich dann entwickeln. Oder ist es nur eine innere Entwicklung?
Zurück zum Encuentro und Milongasterben:
Führt ein Überangebot zum Sterben der kleinen Milongas: Ja.
Die TänzerInnen sind nicht verloren, aber sie fehlen lokal und das führt zum Sterben.
Aber dazu habe ich schon etwas geschrieben.
Ich bin in etwa ein Wochenende im Monat weg – Tangounterricht, Windsurfen, Encuentro, Tangokonzert – so mein derzeitiger Plan.
Die Überlebensfähigkeit der lokalen Milongas ist dabei kein Kriterium, meine persönliche Weiterentwicklung oder kulturelle Vielfalt schon eher, aber nicht das Ziel. Was ist denn wenn jemand einige Wochen in den Urlaub fährt – ist das dann ein Milonga-Massenmörder?
Also nein – Encuentros sind diskussionswürdig, aber solche Hilfsargumente beeindrucken mich wenig.
Auch wenn Deine Kommentar als Antwort zu Sonjas Kommentar stehen sollte, antworte ich Dir zusätzlich, weil ich in Deiner Begründung ein typisches Verhalten entdecke, das oft zu beobachten ist:
Du versuchst eine Gesamtsituation, eine statistische Gegebenheit, nämlich dass insgesamt Milonga-Besuche zurückgegangen sind, während die Zahl der Encuentro-Besuche ansteigt, anhand Deines Verhaltens zu widerlegen. Wie ein SUV-Fahrer, der sagt, dass sein eigener SUV natürlich nicht zur Klimakrise führen könne. (Jetzt aber bitte kein Strohmannargument wie „Klimakrise ist nicht gleich Milongakrise!“ das ist mir schon klar, aber es ist eine Analogie.)
Dieser Trugschluss, jeden Missstand nur auf Beobachtung seines eigenen Verhaltens stützend beurteilen zu können, ist der Kern des Problems dieser Diskussion.
Auch bin ich gern bereit, auf viele Kommentare (auch Deine) einzugehen, habe mit Dir telefoniert, diskutiert, habe mich immer bemüht, dabei ruhig und besonnen zu bleiben, aber das fällt mir bei Deinen Kommentaren immer schwerer, weil es sich bei Deiner offensichtlichen „Kurzschlüssigkeit“ in allen Fachbereichen, Themen gesamtheitlich betrachtet um eine Marotte von Dir zu handeln scheint, Dich bei Begründungen und Widerlegungen von Argumenten als das Zentrum der Welt zu betrachten. Dein Blickwinkel ist selten von außen entweder auf Dich, oder auf das Gesamte, reflektierend, gerichtet.
Womit ich aber nicht behaupten möchte, dass du insgesamt als Person nicht reflektierst und Du egozentrisch seist! Nein, aber Du argumentierst so!
Beispiel: „Ich bin in etwa ein Wochenende im Monat weg …Die Überlebensfähigkeit der lokalen Milonga ist dabei kein Kriterium…“
Mal etwas überspitzt könnte man daraus schließen: Du denkst, wenn Du mal ein Wochenende fehlst, überlebt die Milonga nicht?
Und „wenn ein Mensch einige Wochen in Urlaub fährt … ist das dann ein Milonga-Massenmörder?“ Mit Verlaub, eine absurde Frage. Denn hat das irgendjemand behauptet?
Eine Urlaubsfahrt mit einem SUV führt ja auch nicht zum befürchteten Kipppunkt bei der Erderwärmung.
Hier wird auch wieder ein Umstand, das Sterben einer Milonga, nur durch das eigene Tun beurteilt, und nicht am Tun vieler Menschen.
Auch in diesem Kommentar weigerst Du Dich beharrlich eine Korrelation zwischen Milonga-Besuchen und Encuentro-Besuchen anzuerkennen, obwohl diese sehr naheliegend erscheint. Die ganze Diskussion entlang versuchst Du mit recht fragwürdigen Argumenten diese Korrelation zu widerlegen. Dabei stellst Du Dein eigenes Verhalten in fast jedem Kommentar als maßgeblich und beispielhaft für das Ganze dar. Lies sie nochmal durch.
Ich habe aber meine Begründung nochmals überprüft und festgestellt, dass sie auch auf recht dünnen Füssen steht. Es liegen nämlich keine Daten vor, wie etwa vergleichbar einer Datenabfrage zu Wählerabwanderungen bei Landtags-oder Bundestagswahl, wie sich die Zahl der Tangotänzer auf die Veranstaltungen verteilt.
Deshalb habe ich intern beim Verein proTango e.V. vorgeschlagen, endlich einmal eine Umfrage über die gesamte Tangowelt in Deutschland in gang zu setzen, woran sich dann zum Beispiel solche Daten ablesen lassen. Solange es diese nicht gibt, tappen wir beide im Dunkeln. Deshalb ziehe ich bis zur wirklichen Bestätigung anhand einer Umfrage meine auch recht oberflächliche Begründung zurück und warte die Ergebnisse ab, damit endlich Friede ist. OK?
Moin Klaus, belastbare Daten gibt es ja praktisch keine, ich stelle es mir auch schwierig vor solche zu erheben.
So oder so bleiben hier eher die „eigene Erfahrung“ und der „gesunde Menschenverstand“. Beides ist individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt, keine Frage. Und natürlich sollst Du Deine eigene Ansicht dazu offensiv vertreten.
Meine eigene Ansicht ist, dass regionale Milongas die entscheidende Konkurrenz regionaler Milongas sind, neben ganz anderen Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung und dem „Kostendenken“ der Teilnehmer. Das kann richtig oder falsch sein und damit kann hoffentlich jeder leben.
Mir sagt mein „gesunder Menschenverstand“, dass die aufkommenden Encuentros und Marathons spürbar am Segment anderer überregionaler Events, insbesondere Festivals, geknabbert haben müssen. Können wir uns auf den Part schon mal einigen?
Ich nehme aus dieser Diskussion mit, dass Encuentros in gewissen Regionen und Segmenten für lokale Milongas durchaus spürbar sind. Ob eine Kausalität mit der Verödung lokaler Milongas existiert ist unklar, während Encuentros aufkamen war ja parallel der Tangoboom insgesamt vorbei.
Und ich nehme mit, dass ich das El Corte anschauen sollte. Okay – ich kann also entweder von Münster 200km nach Westen (Nijmegen) oder 200km nach Osten (Kassel) reisen, wenn ich lokale Milongas besuchen möchte, deren Qualitäten an die von Encuentros heranreichen. Gleiches gilt wenn ich Lehrer für den sogenannten „Milonguero-Stil“ suche.
Jede Art Tangoreisetätigkeit ist negativ für lokale Milongas – Festivals und Konzerte und Tangoreisen geraten aber nicht in den Fokus. Daraus schließe ich, dass es im Hintergrund um den disruptiven Angriff auf das Geschäftsmodell von Tangolehrern und Tangomusikern geht, zumal nach meinem Eindruck die meisten Encuentroveranstalter auch lokale Milongaveranstalter sind.
Offen bleibt der Punkt der Auswahl/Ausgrenzung von Teilnehmern (und Geschlechtern). Für mich kann ich das lösen indem ich mir die Encuentroveranstalter gut aussuche. Aber generell ist die Problematik offenkundig und ungelöst, vielleicht auch innerhalb der Rahmenbedingungen unlösbar.
Der von Dir genannte Milonguero-Stil, ist nicht der vorwiegend in Encuentros getanzte Stil in enger Umarmung, sondern der von Lehrern wie zum Beispiel Susana Miller (früher Teté Rusconi) vermittelte, also mit der im Paar gegeneinander gelehnten Haltung und sehr engen Umarmung.
Ja, klar – wenn ich „Kassel“ schreibe meine ich „Casa de Tango“, Suer Ünal. Seine Lehrerin Susana Miller unterrichtet dort einmal im Jahr, Maria Plazaola auch.
Und in welcher Haltung andere auf Encuentros tanzen ist doch nicht meine Sache.
@ çassiel
Sorry dieses Argument ist aber nicht schlüssig:
„Warum begreift man eigentlich immer Encuentros als Konkurrenz zur loklaen Milonga? Wenn Tänzerinnen und Tänzer einer lokalen Szene mal aus ihrer Komfortzone hinausgehen und neue Dinge probieren, dann kann es ja auch sein, dass sie wachsen und positive Impulse in ihre Heimatmilonga zurückbringen …“
Denn Encuentro TänzerInnen fehlen auf den kleiben Milosgas (Mathematik)
TänzerInnen buchen den Encuentro als Komfortzone. (Kuschelevent)
Im Encuentro bibt es wenig Entwicklung (bitte alles lesen)
Trotzdem wer zum Encuentro möchte – bitte sehr.
@Sonja da haben wir uns wohl prächtig missverstanden. 🙂 Für Dich ist ein Encuentro ein „Kuschelevent“ und damit „Komfortzone“. Lass‘ Dir versichern: Dem ist bestimmt nicht so (gerade bei den ersten Encuentros nicht – wie oft habe ich schon gestandene Tänzer an der Bar getraffen, die verzweifelt waren … da wende ich dann gerne meinen Trick vom unsichtbaren Reset-Knopf zwischen den Schulterblättern des betroffenen Tänzers an; damit beginnt man die Milonga noch einmal von vorne … der Trick klappt erstaunlich oft).
Und natürlich bringt eine Tanda (womöglich in einem Encuentro) mit einer guten Tänzerin einen Tanguero weiter … das bezweifelst Du hoffentlich nicht … diese Weiterentwicklung bringt der Tanguero mit in die lokale Milonga (es ist ja nicht so, dass diese Tänzerinnen und Tänzer für die lokale Szene für immer verloren wären).
Du glaubst gar nicht, wie viel Entwicklung des eigenen Tangos in einem Encuentro möglich ist. Dazu müsstest Du vielleicht einmal ein gutes Encuentro besuchen (ich will gar nicht bestreiten, dass da sehr viel unter dem Namen Encuentro unterwegs ist, was den Namen nicht verdient).
Ein bischen Mathematik:
Die Anzahl (A) der Tangotänzer/Innen ist konstant /begrenzt.
Encuentros (E) sind finanziell lukurativer, planbarer
und psychologich interessanter (Da gehen alle guten TänzerInnen hin)
Milonga Besucher bekommen ein M (=konstant)
Mathematik – bitte nicht die hemdsärmlige Formel kritisieren
A – konstant – viele besuchen (E)
E – steigt
M – muss fallen
oder M fällt aus wegen E
Und das bleibt so.
Einige finden das gut –
andere nicht.
Gegenkonzepte sind schwierig…..
Nee, Sonja, ich glaube mathematische Modellierung ist schon komplexer als A-E=M.
Tangotanzen ist keine Pflicht, die Zahl der Tangotänzer hängt also vom Angebot ab.
Und ein Encuentro kann auch zusätzlich besucht werden, es geht also nicht um die Tangotänzeranzahl sondern deren Besuche (und Budgets).
Und die überschaubaren Encuentros haben m.E. weniger Einfluss als um das wesentlich größere Segment der überregionalen Festivals und Marathons
Und auch einige Encuentros sind mangels Nachfrage weggefallen.
Vielleicht würde auch noch mehr einfallen – aber wozu das?
Mathematik und Daten sind aber ein wichtiger Bestandteil von statistischen Erhebungen. Da es diese aber nicht gibt, weil du darüber keine Umfragen gemacht hast, sind all Deine Thesen reine Spekulation. Fakt ist aber, dass Milongabesuche rückgängig sind, anhand von Umsätzen bei Milongabetreibern. Die Zahl der Encuentros steigen aber. Also Korrelation. Alles was Du dagegensetzt ist auf so dünnen Eis gebaut, sodass ich da keinen Diskussionsbedarf mehr sehe.
Nee, Klaus, ich will keinesfalls ein faktenloses Modell entwickeln, zumal Korrelation ja noch lange keine Kausalität bedeutet. („Mit dem Rückgang der Störche in den 60’ern sind auch die Geburten zurückgegangen“.)
Klar sind die Milonga-Einnahmen zurückgegangen. Und ich habe Theresas Einwand zur Kenntnis genommen, dass in München auf den Milongas die „encuentro-tauglichen“ Tänzer dann durchaus fehlen.
Aber mich würde trotzdem interessieren woran Du die Zunahme an Encuentros festmachst?
Durch Zahlen. Oder glaubst Du, die zieh ich mir so aus dem Ärmel? Das Konzept „Encuentro“ hat Eric Joerissen als Vorbild genommen, weil er mit dem selben Angebot eine Abwanderung von seinem sonst in der internationalen Tangogemeinde beliebten „El Corte“ hin zu Encuentro verhindern wollte, allerdings ohne Anmelde-Brimborium. Wie lange gibts schon Chained Salon? Seitdem , nein, vorher gibt es schon Encuentros. Ich will Dir nicht zu nahe treten, aber mit Deinen 5 Jahren Tanzerfahrung hast Du nicht gerade einen großen Erfahrungswert über Entwicklungen in der Tangowelt. Ich weiß, das kommt wieder wie der große „Erfahrungshammer“ „du kannst nicht mitreden“ usw. Aber mal ernsthaft: Glaubst Du wirklich, dass Du anhand ein paar Encuentro- oder Milongabesuchen eine gesamtheitliche Entwicklung in der Tangoszene, noch dazu ohne Daten, belegen und hinterfragen kannst? Worauf beruht hier Deine Expertise?
@Klaus Ich bin mir nicht so ganz sicher, ob es schlau ist, hier den Martin so abzumeiern … schließlich hast Du Dir ja auch herausgenommen, ohne den Besuch eines Encuentros, darüber zu schreiben. Deswegen finde ich Deinen Umgang mit Martin nicht ok.
In den letzten 35 Jahren hat sich ein Vielfalt an Schattierungen im Tango entwickelt. Die von Dir favorisierte Schattierung ist womöglich 35 Jahre alt. Die von Martin favorisierte Schattierung ist eben 5 Jahre alt. Beanspruchst Du nun die Autorität des (Tango-)Alters? Wie passt das mit der von Dir propagierten Forderung nach alternativen Formaten zusammen?
Ich möchte auch noch kurz auf die Idee der Mathematik (oben) eingehen und einen Gedanken ergänzen: Warum begreift man eigentlich immer Encuentros als Konkurrenz zur loklaen Milonga? Wenn Tänzerinnen und Tänzer einer lokalen Szene mal aus ihrer Komfortzone hinausgehen und neue Dinge probieren, dann kann es ja auch sein, dass sie wachsen und positive Impulse in ihre Heimatmilonga zurückbringen …
Hallo Cassiel,
Dein Einwand, ich würde Martin abmeiern, kann ich nicht so ganz nachvollziehen.
Wir beiden, Martin und ich, mit Beteiligung von Theresa eine Gegenüberstellung von
Fakten anhand eines Beispiels: Encuentros und Milongas Anzahl an Gästen im Vergleich in München. Ich muss auch nicht die ganze Diskussion hier noch mal wiederholen – einfach mal nachlesen. Ich glaube allerdings, dass Martin an diesem Wochenende nicht in München war, Theresa allerdings schon und ein anderer lieber Freund, Gunnar Schmid, ein Encuentrotänzer, der mir das erzählt hat, auch.
Fakten sind Fakten, Spekulationen sind Vermutungen.
Fakt ist, dass der Zulauf von Tänzern zu Encuentros die Besucherzahlen von Milongas reduziert, denn es fallen ja keine Tänzer vom Himmel.
Das kann ich auch feststellen, ohne einen Encuentro besucht zu haben. Und meine Beurteilung beziehe ich nicht aus Sicht von vor 35 Jahren, da gab es nämlich noch keine E.s, sondern aus Sicht von vor 5 Jahren, da hat Martin noch nicht getanzt und kann den Abstieg der Milongas nicht so beurteilen, weil er die Situation davor nicht gekannt hat. Das beziehen auf Jahre ist hier kein Abmeiern, sondern Deine Unterstellung, ich läge mit meiner Sichtweise von vor 35 Jahren, so wie ein Opa über den Krieg erzählt, Jahre zurück.
Ich habe mein Geschäft aber heute, rede mit vielen Menschen aus der Szene, recherchiere, überprüfe Vorurteile. Manchmal irre ich auch, na gut dann steh ich auch dazu: wenn mich Theresa sachlich über die Musikauswahl bezüglich Encuentros widerlegt, dann sage ich o.k., ich habe mich geirrt. Aber die kommt wenigstens mit sachlichen Argumenten und nicht mit Vorwürfen.
Bei anderen Argumenten habe ich bei Dir das Gefühl, ich befinde mich in einer Art Dauerschleife des ständigen Wiederholung:
Man braucht nicht in kochendes Wasser fassen um festzustellen, das Wasser heiß ist.
Im Übrigens bin ich mal in einem Encuentro gelandet, von der ich gar nicht wusste, dass es einer ist, weil ich von anderen eingeladen wurde.
Mir hat’s nach 3 Stunden Gewühl auf einem Fleck auf einer Kachel gereicht.
Und noch etwas: Selbst nach einem Encuentro soll ich, laut Deiner Forderung nach Objektivität, jetzt mehr wissen als durch gar keine?
Es gibt in anderen E.s bestimmt mehr Platz. Ich gewinne meinen Endruck hier nicht auf ein Erlebnis, sondern auf viele Daten, Gespräche und Abwägungen.
Glaubst Du ernsthaft, man könnte sich einen besseren Überblick machen über so viel unterschiedliche E.s wenn man nur eine gesehen hat. Das glaubst Du doch selbst nicht.
Die Einwände von Martin sind Vermutungen und Rechnungen ohne Datenbeleg.
Wo besteht da ein Abmeiern, wenn ich das sage?
Was ich aber jetzt wieder ganz offen sage: Dass du meine Antworten nicht richtig liest und deshalb meine jetzige Antwort wieder mal für die Katz sein wird. Das ist keine Spekulation, sondern Erfahrung mit Dir nach 40 Statements.
Okay, ich habe keine hilfreiche Anwort darauf bekommen, woran man die Zunahme an Encuentros festmachen kann. Kann ich mit leben.
Der erste „Chained Salon“ war 1991:
http://www.elcorte.com/what-else/history-of-el-corte
Eine szenebekannte Veranstalterin reklamiert das erste „Encuentro Milonguero“ für sich in 2011:
https://melinas-two-cent.blogspot.com/2019/12/festivalitos-encuentros-milongueros.html
Es fehlen also auf dem Papier glatte 20 Jahre.
Kann ich auch mit leben, ich sag’s ja nur…
Ich möchte Encuentros keinesfalls glorifizieren. Meines Erachtes ist die Musik Geschmackssache, das tänzerische Können ausgeglichen aber nicht überirdisch, die Organisation auch nicht anders als bei Festivals und Marathons, die Auswahl/Ausgrenzung problematisch.
Aber Encentros nun als zukünftige(!) mögliche Totengräber des Tangos hellzusehen halte ich für kompletten Nonsens. Da hätte man ja auch die „letzten alten Milongueros“ dafür haftbar machen können, dass sie den Tango der 60’er (fast) haben sterben lassen. Oder eine Rentner-Prellball-Betriebssportgruppe für den Niedergang des Prellballs im Schulsport.
Nein, Innovationen müssen schon von den neuen, jungen „Wilden“ kommen. Vielleicht(!) stirbt der Tango andernfalls aus. Vielleicht ist es irgendwann dann auch gar nicht so tragisch.
Naja, da kann man anderer Meinung sein, für mich keine Problem. Aber Deine Beurteilung, dass meine Befürchtung, die ich übrigens nie so krass dargestellt habe, als Nonsens zu bezeichnen wäre, weil sie hellseherisch in der Zukunft läge, ist ein wenig absurd, weil nämlich Deine Beurteilung darüber genauso hellseherisch ist; Du kannst es nämlich genauso wenig wissen wie ich. Bemerkenswert ist nur, dass meine Prognosen, was alles den menschlichen Bedürfnissen entsprechend, in der Tangoszene passieren wird, in der Vergangenheit immer genauso eingetroffen sind. Das bet,rifft auch Tanzstile in der Vergangenheit und auch in Gegenwart.
Im Übrigen bist Du bei mir mit solchen schnoddrigen Beurteilungen ja schon aufgefallen und hast Dir damit bestimmt keine Freunde gemacht.
PS: bei mir hat gerade ein Tangofreund, selbst Encuentro-Besucher angerufen, und mir bestätigt, dass im Raum München an einem Wochenende vor der Corona-Krise die Milongas wegen 5 konkurrierenden Encuentros sehr leer waren. Aber für Dich ist das ja Nonsens. Wenn öffentliche Milongas sterben, ist das ein Alarmsignal.
Vielleicht war das zu „schnoddrig“ formuliert. Und sicher hast du ein gutes Gespür für Entwicklungen.
Der Tango kann meines Erachtens nur „sterben“ wenn kein Interesse besteht bzw. Erwartungen nicht erfüllt werden.
Also ich nehme da nicht die Bewertung vor, jedes Angebot von dem die Leute glücklich nach Hause kommen ist „gut“, auch für den Tango.
Aber fünf Encuentros rund um München? Bedeutet das von Wien bis Frankfurt?
Die Encuentros die ich besucht habe waren eine fortwährende Übung in Aufmerksamkeit beim Auffordern, im eigenen Paar, mit anderen Paaren.
Ein Nischensegment, das kann eher nicht die Besucher von lokalen Milongas abziehen. So wenig wie eine Synchronschwimm-Formation die Badestrände leert.
Und wenn doch? Was sagt das dann über die lokalen Milongas aus?
Doch! Wir haben in München recht viele interessante und encuentro-taugliche Tänzer. Und die fehlen dann schmerzlich in den Milongas am Wochenende, wenn Encuentros „in der Nähe“ sind.
Encuentro = weniger Vielfalt im Tanz: Ja
Denn die Musik und der Platz und die Regeln geben Grenzen.
Weniger Vielfalt heißt weniger Entwicklung.
Ja, sehe ich auch so, gut ergänzt, Danke! Manche, wie ich, brauchen eine ganzen Beitrag dazu, was Du mit einer Formel auf den Punkt bringst.
Aber die wollen keine Entwicklung, für sie ist alles gut wie es ist und wollen einfach vor sich hintanzen. Warum nicht auch?
Reicht vielleicht auch „sie wollen einfach tanzen“?
Für ich als männlichen Führenden sind die Vorteile von Encuentros nicht sonderlich gewichtig, sollen das ruhig andere unter sich ausmachen, zumal ich keine Glaskugel besitze die mir die Zukunft zeigt. Na und ich sehe auch wenig Sinn darin, über meinen Musikgeschmack zu diskutieren.
Was ich aber definitiv nicht machen werde, ist gut zwei Stunden Fahrt auf mich zu nehmen um vor dem El Corte in einer ungewissen Schlange zu stehen…
Schlange stehen muss man ja auch nicht mehr, nur anfangs zur Space Lab Práctica, die gut zum Eingewöhnen an die voll Tanzpiste ist. Tagsüber kommt man locker zwischendurch rein, direkt vom Auto ins Getümmel. Die Zeiten, wo man bis abends auf die zweite warten musste sind längst vorbei.
Danke für die Info – setze mich dann baldmöglichst ins Auto!
Ich möchte wieder zum Thema kommen und etwas zu eigenen Erlebnissen von Encuentro-Besuchen schreiben.
Erlebnis: Encuentro im Deutschland
– von erfahrenen bekannten Gesichtern organisiert
– Wenig getanzt
– schlechtes Timing bei der Essenausgabe
– langweilig
– Damenüberschuss (die Damen waren alle als Helfer eingetragen)
Erlebnis: Encuentro Grenze Deutschland/Frankreich
– von erfahrenen bekannten Gesichtern organisiert
– viel getanzt
– sehr voll und viel Platz
– international
Erlebnis: Encuentro Belgien
– von erfahrenen bekannten Gesichtern organisiert
– viel getanzt
– gutes Timing bei der Essenausgabe
-spontanes anmelden möglich
Fazit: Encuentros sind mal gut mal schlecht, immer etwas teurer, Spaßgarantie gibt es nicht
Nicht gut finde ich die Bewerbung und das elitäre Gehabe.
@ Cassiel
Danke für Deine Begründung.
Ich verstehe Dich trotzdem nicht. Klaus ist bekannt und schreibt öffentlich mit Impressum.
Jeder, der nicht mit dem Thema/Menschen klarkommt kann ihn kontaktieren, persönlich.
Das mit dem Medienbruch ist doch schon alltäglich, leider.
Diskussionen laufen über Blogs, parallel unstrukturiert über Facebook und Whats Ap.
Ich bin gespannt wie es hier weiter geht. Lass uns wieder zum Thema kommen.
Und vor allen die andere Meinung respektieren.
@Sonja
Wenn Du es nicht verstehst, dann will ich versuchen, es dir zu erklären. Warum sollte ich Klaus privat kontaktieren, wenn er hier öffentlich Dinge behauptet, die ich anders sehe? Das wiederum kann ich nicht verstehen. Er schreibt hier und beansprucht fachliche Autorität aus 35 Jahren im Tango. Gut, diese 35 Jahre habe ich nicht auf meiner Tango-Uhr; aber auch ich bringe etwas Erfahrung mit.
Wenn nun Klaus öffentlich etwas anprangert, was ich entschieden anders sehe, dann finde ich es zumindest nicht vollkommen fernliegend, dass ich meine andere Sicht der Dinge vortrage … höflich aber klar … und zwar in der ursprünglichen Umgebung. Das nenne ich eine Diskussion.
So, wie ich Dich respektiere (und Dir antworte), so respektiere ich ebenfalls die Meinung von Klaus; sonst würde ich hier gar nicht schreiben. Kann er meine andere Meinung respektieren?
Hallo Cassiel
in Deinem Kommentar an Sonja erklärst Du, warum Du eine vorgeschlagene Kontaktaufnahme per Telefon mit mir ablehnst:
Du schreibst „[…]Warum sollte ich Klaus privat kontaktieren, wenn er hier öffentlich Dinge behauptet, die ich anders sehe? Das wiederum kann ich nicht verstehen.[…]“
Das lese ich so: Solange man anderer Meinung ist, meidet man Kontakt. Auch den zur Verständigung.
Man redet nur mit Meinungsgegnern, wenn man auf einer Linie ist?
Das aus meinem Standpunkt eine seltsame Sicht der Auseinandersetzung.
Mein Vorschlag eines Telefonats war ja dafür gedacht, dass man zu einer Einigung kommt. einer Einigung, bei der man zwar unterschiedlicher Meinung ist, aber die Einwände des anderen akzeptiert. Am Telefon kann man durch Stimme und Nuancen der Betonung viel besser kommunizieren. Das schriftliche Medium ist künstlich und führt oft zu solchen sinnlosen Diskussionen wie unsere. Da wir in unserem Fall garnicht auseinander liegen, also ich Deinen Standpunkt verstehen kann, aber Du meinen Blick aufs Ganze nicht verstehst, also aus anderem Blickwinkeln betrachtet, aneinander vorbeigeredet wird, wäre eine mündliche Aussprache besser als dieses Geschreibe.
Also bin ich immer noch der Hoffnung, dass Du anrufst.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus
Lieber Klaus,
bitte schreibe mal was über dieses Thema:
—Aber hier in Europa ist es eine ganz andere Gesellschaftsklasse, die Tango tanzt. Das sollte man nicht übersehen, weshalb bestimmte Vergleiche auch nicht dienlich sind. Aber ich werde dieses Thema in einem weiteren Beitrag berücksichtigen.
@ Cassiel sag mal hast Du den Klaus schon mal angerufen?
Schön wäre ein direkter Kontakt.
Seine Telefonnummer hast Du.
Meist lässt sich vieles einfacher + direkt beseer klären als über das Internet.
Tango verbindet – wenn man will!
LG
Hi Sonja, ich bin da zunächst mal intuitiv zurückhaltend. Ich mag eigentlich keinen Medienbruch (von Web auf Telefon). Klaus hat für mein Empfinden hier robust vorgelegt … ich habe beschrieben, womit ich meine Schwierigkeiten habe. Ich fände einen Wechsel des Mediums (gerade in der momentanen Situation) schwierig.
Ich komme mit der Argumentation von Klaus überhaupt nicht klar; ich weiß gar nicht, wo er hin will. Ich warte erst einmal ab.
Und überhaupt … die Meinung eines Provinzbloggers ist vollkommen unmaßgeblich … das ist eher meinem Gerechtigkeitsempfinden zu verdanken … deswegen schreibe ich gerade etwas mehr.
Es kommen auch wieder andere Zeien … dann kann Klaus seine Erkenntnisse unwidersprochen veröffentlichen … ich habe dann einfach zu viel um die Ohren … trotzdem Dank für Deine Nachfrage …
Viele Grüße
Hallo Sonja, den Aspekt Gesellschaftsklassen habe ich im Folgebeitrag „Bäume und Wälder“ eingefügt.
Hallo Klaus,
Was ist denn, wenn es Menschen gibt, die sich einfach ganz elitär den Wunsch
nach besserer Musikqualität erfüllen wollen? So viele sind das nicht…
Was wirfst Du Kunden vor, die ein besseres Produkt wollen,
und „Enquentro“ oder wie auch immer, die genau das anbieten?
Musikalische Entwicklung spielt sich zwischen den Ohren der Hörer ab.
Vorher muss sie aber erst in die Ohren gelangen! Was da ankommt,
bestimmt die Veranstalterin.
Milongas sind Orte des Grauens, dort hat in den letzten 25 Jahren
tatsächlich so gut wie keine Entwicklung stattgefunden.
Musikalische Entwicklung bedeutet beim Tango am allerwenigsten,
dass z.B. Künstler was neues, stilbildendes komponieren,
sondern dass Milongabesucher Originalaufnahme der Jahre 1927 – 1954
(so in etwa) in BESTmöglicher Qualität geniessen können.
Das kostet aber Geld und ist bei Eintrittspreisen von 4-6 Euro illusorisch.
Die Entwicklung seit 1995:
Tangomusik gelangt auf verschiedenen Wegen zum Kunden, Mitte der
90er gab es sie im Plattenladen – meine erste Tango-CD erwarb ich
1996 bei Canzone in Berlin. Damals war Danza y Movimiento
der Marktführer, das Angebot recht überschaubar. Produzenten
waren u.a. EMI Reliquias, EU Records, Altaya und wenige andere.
Aber alle haben eins gemeinsam:
Sie existieren heute nicht mehr, ebensowenig wie der grösste Internetshop:
Zivals tangostore aus Argentinien.
Die Zielgruppe ist so winzig klein, dass es sich für diese Firmen nicht lohnt,
Ausserdem kam damals das Internet in Fahrt – ein Kapitel für sich…
Momentan treiben also kleine Unternehmen wie Tangotunes und
Tango Time Travel die musikalische Entwicklung voran,
unterstützt von DJs wie Jens Brodesser, Christian Tobler und
natürlich Michael Lavocah, die mit ihren Publikationen
viel zum Verständnis technischer und musikalischer Aspekte
beigetragen haben.
Tangotunes ist es gelungen, mit seiner Kollektion erstaunlich hohe
akustische Standards zu setzen – ein Genuss – oft ein Muss, leider verlangt
ihr Material oft ebensolche _technischen_ Standards und DJs,
die damit umgehen können.
Insofern hat es doch viel positive Entwicklung gegeben, oder?
Was also ist falsch daran, wenn Milongabesucher die akustische
Umweltverschmutzung ihrer Stammpisten leid sind und nach
Veranstaltungen suchen, wo Tango als klassische Musik verstanden
und umgesetzt wird? Wie das Ganze heisst – Enquentro, Festivalito,
Maratoneando, wenn jemand noch eine gute Idee hat – her damit ,-))
Achja, wenn’s meine Gesundheit zulässt, mache ich einfach selber
eine Tangobegegnungssstätte auf! Wie wär’s damit:
Herzlich willkommen beim Teutoburger Weekend – Tango vom Feinsten!
Es erwartet die Gäste:
– Feinstes Tanzparkett mit über 200qm Schwingboden
– Hervorragende DJs des traditionellen Tango
– Erlesenes Musikprogramm vom Allerfeinsten in bestmöglicher Qualität
– Eine erstklassige PA, die auf klassische, akustische Instrumente abgestimmt ist
– Vielfältiges, sehr leckeres Gastronomieangebot im Hause.
– Eine edle Wandermöglichkeit beginnt vor der Tür:
Nach 800m zu Fuß ist man oben auf dem Kamm des Teutoburger Waldes,
direkt auf dem Herrmannsweg! Tolle Aussichtspunkte direkt in der Nähe!
Und? wär das nix für Dich?
Hallo Peter,
Du hast völlig Recht, gut, dass Du das so betonst und gut rüberbringst. Ich wünsche mir auch solche Bedingungen in vielen Milongas. Das würde aber ärmere Tangotänzer ausschließen und eine Klassengesellschaft begünstigen. Die in Milongas in Buenos Aires beschworene Einheit, „zumindest hier in der Milonga sind alle gleich“ hat auch seinen Grund.
Aber erinnerst Du Dich an die Diskussionen über den Geiz angesicht der meistens gut gefüllten Geldbörsen in der Tangoszene? Da wird doch ständig an den ohnehin schon niedrigen Preisen der Milongas gerüttelt. Nur hätten teurere, exklusivere Milongas mit so einer „exclusiven“ – also Ärmere ausschließende – Ausstattung – mit dem entsprechenden Preisen, keine Chance im Milonga-Markt. Deshalb gibst Du hier dem Vorwurf des elitären Charakters von Encuentros Nahrung. Wir wollen aber keinen sozialistischen Tango. Aber dieses seit Jahren zu beobachtende Auseinanderdriften von Einkommensklassen musste auch im Tango zwangsläufig zu einer Spaltung im Tango führen, die ich hier in der Entstehung der Encuentros erkenne. Allein schon die Standorte der Encuentros, die oft sehr schwer ohne Auto und nur mit Fahrgemeinschaften zu erreichen sind, obendrein eine Übernachtung erforderlich machen, sind ein Hindernis für viele finanziell weniger Begünstigte.
Deshalb ist das ein altes gesellschaftliches Problem, das die gesellschaftliche Elite in Buenos Aires immer vom Tango ferngehalten hat. Aber hier in Europa ist es eine ganz andere Gesellschaftsklasse, die Tango tanzt. Das sollte man nicht übersehen, weshalb bestimmte Vergleiche auch nicht dienlich sind. Aber ich werde dieses Thema in einem weiteren Beitrag berücksichtigen.
Na schön! Also noch einmal zu Encuentros …
Eigentlich – so dachte ich jedenfalls – wäre dazu schon alles gesagt. Aber es gibt neue Gedanken, dann schreibe ich dazu. Ich finde den Vergleich mit einer Disco und den möglichen Einlasskontrollen vorab schlicht unglücklich. Wenn dann im Beipack noch Assoziationen zur Diskriminierung von Minderheiten erwähnt werden, dann wird es für mein Empfinden abenteuerlich. Vergleichen wir ein Encuetro mit einem Theater oder einem Kino mit beschränkter Platzanzahl, dann sieht es schon gleich viel weniger dramatisch aus.
Niemand wird von Kulturveranstaltungen erwarten, dass sie einfach komplett die Tore öffnen und ein Gerangel um die vorhandenen Plätze entsteht. Da kann man Karten vorab kaufen und anschließend die Darbietung besuchen.
Die meisten Encuentros werden von Amateuren organisiert und es ist eine Menge Arbeit. Insofern habe ich Verständnis dafür, dass die Organisierenden auf eine harmonische Gruppe großen wert legen. Sie werden die Menschen einladen, die den eigenen Tangobegriff teilen und die rücksichtsvoll im Umgang sind. Es gibt leider Menschen (in diesem Fall Führende), die nicht in der Ronda tanzen wollen. Ob es nun zum Tango gehört (oder auch nicht): Die Grundidee vom sozialen Tango in der Ronda besagt, dass der Platz vor einem Tanzpaar in Tanzrichtung genau diesem Tanzpaar gehört. Wenn man als anderer Führender da hineinwill, dann ist es höflich, vorab Kontakt aufzunehmen und sich erst dann in diesen Platz zu begeben (deswegen sucht man auch beim Betreten der Tanzfläche den Blickkontakt zum Führenden in dessen Raum man treten will).
Die Encuentros werden so organisiert, dass Rollenparität herscht. D. h. die Anzahl von Führenden und Folgenden ist möglichst gleich (Double-Role-Tanzende werden einfach nicht gezählt, die können ja beide Rollen tanzen und sind damit ein Sonderfall). Durch diese Gepflogenheit wird sichergestellt, dass jede und jeder zumm Tanzen kommt. Nachdem es viel mehr Solo-Frauen im Tango als Solo-Männer gibt, kann es sein, dass Frauen in der Folgenden-Rolle keinen Platz in einem Encuentro bekommen können.
Inzwischen gibt es europaweit eine große Zahl von Encuentro-Besuchern, die sich fast nur dort treffen. Insofern finde ich es vollkommen natürlich, dass man vielleicht etwas länger spricht. Auf dem gezeigten Video kann ich nicht erkennen, dass da irgendein Tanzpaar behindert wurde, weil man noch gerade gesprochen hat.
Der nächste Vorwurf ist die „tänzerische Monokultur“ (ein komischer Begriff). Auf Encuentros wird nun einmal rücksichtsvoll und kleinräumig getanzt, d.h. es gibt keine Figuren mit gefährlich hohen Beinen und wenn es entsprechend dicht wird, dann werden die Bewegungen eben kleiner. Der Schwerpunkt liegt auf der Begegnung in der Umarmung. Für die Menschen, die einen anderen Tangobegriff favorisieren, gibt es andere Veranstaltungen. Amateur-Organisierende legen also vorab fest, wie sie ihre Veranstaltung haben wollen. Ich kann daran nichts Verwerfliches finden.
Und noch ein Vorwurf … die „Monokultur der Musik“ wird ins Feld geführt. Was heißt denn das? Natürlich gibt es unterschiedliche DJs mit unterschiedlichen Akzenten. Grundsätzlich wird die Musik im TVTTMT-Zyklus gespielt (Tango-Vals-Tango-Tango-Milonga-Tango) und gute DJs bemühen sich, einen Querschnitt aus den ungefähr 25 Orchestern aus dem damaligen Bs As zu präsentieren. Salsa wird dann auf Salsa-Parties gespielt … nicht in der Milonga. So jedenfalls haben es die Organisierenden festgelegt und kommunizieren es bei der Ausschreibung ihrer Veranstaltung. Wem schadet dies?
Und noch eine Wertung lese ich: Es sei eine „elitäre Besonderheit“, die als „alternativlos“ bezeichnet würde und rückwärtsgewandt ist. Selbstverständlich gibt es Alternativen zu Encuentros. Warum also darf es keine Encuentros geben? Wen stört es, wenn eine nicht geringe Anzahl von Tanzenden ihre Veranstaltungen genau so organisieren? Wem wird dadurch etwas weggenommen?
Schade! Ich hatte mir mehr von dem Text erhofft. Leider reitet er auf den alten Vorurteilen herum … sehr bedauerlich.
Lieber Cassiel,
schon das zweite Mal habe ich nach einem Kommentar von Dir nach einem meiner Beiträge das Gefühl, dass Du einen anderen Beitrag gelesen haben musst, um so etwas zu schreiben. So unterschiedlich kann doch ein Verständnis meiner Aussagen nicht sein, das zwei Personen, etwas völlig anderes daraus interpretieren.
Wenn ich nämlich genau all das, was Du beschreibst, nochmals in einem Artikel erklärt hätte, wäre Deine Kritik „nichts neues“ berechtigt gewesen. Viele Sachen waren mir bewusst, habe ich auch geschrieben, weiß aber nicht, ob Du sie wahrgenommen hast, es sieht nämlich nicht so aus.
Der Spruch – „man sieht oft den Wald vor lauter Bäumen nicht“ – erklärt den Umstand, dass man aus dem Blickwinkel, wenn man mittendrin steht, nur Bäume sieht und ihn nicht von außen gesamtheitlich mit anderen Bäumen als Wald erkennt.
So ist meine Kritik als Gesamtkritik gegen Encuentros – den Baum, aus Blickwinkel der gesamten Tangowelt – Wald zu betrachten.
Natürlich sehe ich alle Punkte, die Veranstalter, die Gäste, die Musik, die Regeln, die Arbeit der DJs, alle Vorzüge nicht kritisch, sondern als Gewinn an. Das kritisiere ich auch garnicht.
Beispiel: Und natürlich gibt sich ein DJ viel Mühe aus der ohnehin kleinen Auswahl an tänzerisch guten Tangos, die konserviert wurden, das Programm abwechselnd zu gestalten. Aber ist Dir nicht aufgefallen, das die traditionelle Tangotänzer auf der ganzen Welt auf das immer gleiche, kleine Musikrepertoire zurückgreifen?
Natürlich erschien diese begrenzte Zahl eine Zeit lang alternativlos, aber nicht gerade innovativ.
Das Phänomen „Encuentro“ im Gesamtkontext hat also auch Nachteile, auch wenn vielen das Konzept gefällt.
Übrigens die Alternative, alle Gäste ohne Vorauswahl anzunehmen – nach dem Prinzip „wer zuerst kommt, mahlt zuerst“- gibt es schon, und zwar im beschriebene Beispiel El Corte in Nijmegen, welches alle Kriterien eines Encuentros erfüllt, aber ohne Vorauswahl. Aber wahrscheinlich hast Du auch das nicht gelesen.
Lieber Klaus, ich schätze Deinen Beitrag sehr und denke noch weiter darüber nach. Eine Beobachtung die ich noch hinzufügen möchte und die meines Erachtens sowohl die Vielfalt und Interpretationsmöglichkeiten des Einzelnen, als auch das gemeinsame und rücksichtsvolle Tanzen miteinander betrifft. Oft fällt mir ein eklatanter Mangel an bewußter Bewegung und geschulter Wahrnehmung auf. Als Lehrer war es für mich weniger wichtig den Schülern ausschließlich die exakte Funktionsweise der Ronda zu erklären, als ihnen zu vermitteln wie der Körper im Allgemeinen bzw. ihr eigener im Speziellen funktioniert. Vergleichbar mit einem Auto, mitfahren ist etwas anderes als selbst fahren, ebenso wie Autobahn etwas anderes als Geländetour ist, man kann es nicht auf Anhieb und muss den adäquaten Umgang lernen. In Kombination mit geschulter Wahrnehmung ein Gewinn. Das ermöglicht Sicherheit, Freiheit und Kreativität. Speziell letztere wird durch abwechslungsreiche Musik und verschiedene Bewegungserfahrungen außerhalb des Tangos getriggert und sorgt für abwechslungsreichen Tanz miteinander. Das Reden vor Beginn des Tangos in BS. AS. hatte nicht nur die Funktion des Kennenlernens, es war vor langer Zeit die einzige Möglichkeit sich ohne Anstandsdame oder Ehepartner zu unterhalten. Das machte damals Sinn, heute ist es nicht mehr notwendig. Es bleibt jedoch, für mich, ein klarer Beweis, das es nicht zwangsläufig sinnvoll ist alles und für immer andere Kulturen in unsere zu übertragen. Wir können und sollten Dinge hinterfragen und ggf. anders machen, das darf den Respekt vor anderen Kulturen nicht schmälern, sollte aber generell möglich sein.
Liebe Sophia,
Dein Einwand in Bezug auf Bewegungsschulung ist die eine Sache, die andere die Rücksichtnahme auf der Tanzpiste. Beides bedarf für sich viel Übung, Erfahrung und Schulung, und stehen beide auch in Korrelation. Aber in einem Encuentro wird ja doch meines Wissens nicht unbedingt die tänzerische Qualität des einzelnen beurteilt, sondern in erster Linie die Fähigkeit rücksichtsvoll zu tanzen; es sei denn, viele Tanzpartner:innen fühlen sich mit ihr/ihm unwohl.
Das Reden auf der Tanzfläche mag ja geschichtlich so entstanden sein – Deine Version einer Erklärung ist mittlerweile die dritte, die ich höre – aber heute dient sie doch eher dem Kennenlernen ei häufigen Partnerwechseln, zu Beginn einer Tanda, nach dem ersten Tanz, sinnvoll, aber im Verlauf von 4 Musikstücken erscheint sie dann obsolet. Mich stört sie in einer Milonga, wenn sie nur obligatorisch, ohne Sinn, aufrechterhalten wird.
Aber zu codigos werde ich auch noch etwas schreiben.
glückwunsch zum blog!
ich habe eine verständnisfrage. was verstehst du unter „Monokultur“?
du schreibst: „Ich vermisse auch auf vielen traditionellen Milongas musikalische Vielfalt in Bezug auf Dynamik, wenn BPM (beats per minutes) der Musikstücke über 3 Tandas hindurch fast identisch sind, auch vermisste Modernität durch Fehlen von zeitgenössischeren, gut tanzbaren Musikstücken. Aber diese Eingrenzung hat man ja in der offenen Tangowelt durch Neo- und Non-Tango-Events umgangen. Aber leider auch dort: Monokultur.“
unterteilst du in edo und alle andere existierende musik? und da auf „Neo- und Non-Tango-Events“ sehr selten edo gespielt wird, handele es sich um eine „Monokultur“?
Wenn man zu jeder möglichen Musik nur einen Tanz bemüht, ist das tänzerische Monokultur. Tangotanz als Multitool für jede Musik zu benutzen, ist nicht gerade vielseitig.
Diese tänzerische Einöde sehe ich auch auf Encuentros, wo man sich bewegungstechnisch, durch die vielen Partnerwechsel bedingt, auf den kleinsten gemeinsamen Nenner aller Tänzer einigen muss, um möglichst kompatibel tanzen zu können. Dabei schrumpft das benutzte Bewegungsspektrum auf wenige, immer wieder sich gleichende, wiederholte Muster. Aber das ist eben so bei Gesellschaftstänzen: Je mehr ihn tanzen, um so einfacher wird er in der Gesamtheit. Aber eigentlich eignet sich dieser Tanz dazu, facettenreicher zu werden.
das ist wäre ein anderes thema, was ja auch später im text angesprochen wird.
„Ich vermisse auch auf vielen traditionellen Milongas musikalische Vielfalt in Bezug auf Dynamik, wenn BPM (beats per minutes) der Musikstücke über 3 Tandas hindurch fast identisch sind, auch vermisste Modernität durch Fehlen von zeitgenössischeren, gut tanzbaren Musikstücken. Aber diese Eingrenzung hat man ja in der offenen Tangowelt durch Neo- und Non-Tango-Events umgangen. Aber leider auch dort: Monokultur.“ dass es bei „Milongas“ um die musik gehen soll und bei „Neo- und Non-Tango-Events“ um den tanz, geht in keiner weise aus dem text hervor.
da ich beide veranstaltungsformen besuche habe ich einen guten überblick darüber was und wie dort getanzt wird. die vielfalt der tänzerischen ausdrucksformen hat bei „Neo- und Non-Tango-Events“ eine wesentlich größere bandbreite und wird nicht reglementiert. so sieht man dort auch allein tanzende und bewegungen aus anderer tanzformen. sich gegenseitig umarmend die musik in bewegung zu genießen ist aber auch möglich. warum sollte man sich trennen um ein übliches bewegungsbild zu der musik darzustellen?
Ich kann das nicht für alle Neo-und Nontango Events behaupten, auch ist das tänzerische Niveau auf diesen N.s sehr diffus. Wenn man jetzt in den Bereich der Wertung geht, wird es dann schwieriger. Die Frage ist dann: Wertung ja oder nein. Wenn man Non-Tango so auslegt, alles ist möglich, ist das natürlich mehr Vielfalt. Beim Contact doch auch. Ich kenne aber Non-Tango Events wo das Gegenteil der Fall ist: Vielfalt der Musik und wenig Bewegungsvielfalt.
was verstehst du unter tanzniveau? die beurteilungskriterien der wertungsrichter bei tanztunieren? sicher mag es den einen oder anderen geben, der sich für so etwas interessiert.
spielt für die meisten nicht anderes eine viel größere rolle? was ist es, dass sie nach einem abend oder einem wochenende überglücklich nach hause fahren läßt? oder was vermissten sie, wenn es nicht so ist?
noch immer schaue ich gern auf die tanzflächen um nach tanzer*innen zu suchen, deren tanz mich berührt. ich finde immer nur wenige, manchmal auch keine. tendenziell sogar mehr bei neotangoevents.
Unter Niveau verstehe ich das tänzerische Niveau und dieses ist kein Kriterium, ob jemand Freude daran hat. Fast alle haben Spaß, gute Tänzer oder schlechte. Das Tanzniveau ist für mich auch kein Kriterium, ob eine Person tanzt.
Wenn wir aber über das Kriterium Bewegungsvielfalt reden, bei der die Bewegungen das Kriterium Ästhetik und Funktion verlassen, redet man aneinander vorbei.
Wenn ich eine Anfängerpaar beim Tanzen beobachte, ist das mehr Bewegungsvielfalt – auch an nicht-funktionalen Bewegungen -, als bei einem geschulten Tanzpaar, das effizient und funktional, und dadurch bewegungsreduziert tanzt. Beide haben aber Spaß.
Im Kontext zu meiner Kritik, ist diese nicht-funtionale Bewegungsvielfalt nicht die, die ich meine, sondern das Spektrum an geschulten, musikalischen Ausdrucksformen, das mir dort oft fehlt. Natürlich gibt es dort auch sehr „gute Tänzer“, aber auch schlechte, wie überall. Meine Kritik Monokultur bezog sich nur auf das eine benutzte Multitool eines Tanzes, nämlich das Bewegungsrepertoire des Tangos, zu vielen Musiksparten, die in Non-Tangos oft zu hören sind. Und auch hier viele oft wiederholte, stereotype Bewegungsmuster.
da stellt sich mir noch eine verständnisfrage. du schreibst: „Im Kontext zu meiner Kritik, ist diese nicht-funtionale Bewegungsvielfalt nicht die, die ich meine, sondern das Spektrum an geschulten, musikalischen Ausdrucksformen“
etymologisch setzt im künstlerischen bereich das geschult sein den meister als bedingung voraus. https://www.dwds.de/wb/schulen. möchtest du durch die verwendung des begriffs „geschult“ andere prozesse der weiterentwicklung ausschließen?
Nein, „Können“ setzt doch immer viele Lernerfahrung voraus, ob nun autodidaktisch oder als Schulung, meisten beides.
Encuentro ist auf deutsch „das Treffen“. Das dass mit Tango zu tun hat, wissen wohl nur eingeweihte. So wie diese Treffen geschildert werden, mit Gesichtskontrolle, sind mir als Tango Anfänger äußerst suspekt. Ich brauche auch keinen ständigen Partnerwechsel. Ein anderes Thema sind die Tangorüpel auf den Milongas. Denen sollte man vielleicht tatsächlich eigene Veranstaltungen ermöglichen. Grundsätzlich schreckt die hier geschilderte Aufspaltung der Tangogemeinde diejenigen die einfach nur tanzen wollen ab und ist der Tangoszene nicht förderlich.
DANKE für das bedächtig tiefe Ausleuchten dieses langjährigen Konfliktfelds! Ich schätze deine Verständnis suchende Umsicht und den respektvollen Umgang mit widersteitenden Positionen sehr. Das ist vielleicht journalistisch nicht so professionell und verkaufsfördernd einprägsam zuspitzend wie Thomas es vermisste, aber ich schätze genau das: es polarisiert nicht, reflektiert verschiedene Ideenwelten und bereichert so die weitere Entwicklung eigener Positionen zu den Fragen. Jedenfalls bei mir! Ich fühle mich da jedenfslls sehr nah bei dir. Danke für die Bereicherung Klaus! Guter Start in den auch optisch tollen neuen Blog! Ich werde bestimmt ein interessierter Leser.
Danke Tom, für dieses sehr genaue, und zustimmende Feedback. Ich fühle mich und meine Intention sehr verstanden.
Links sitzen Die Damen, rechts die Herren, strikt getrennt. Da bleibt nicht viel Raum um sich auszutauschen,
außer dazwischen auf der Tanzfläche.
Nicht nur optisch gut vorbereitet. Auch der neue Artikel ist wohl präpariert und sicher nicht erst gestern begonnen. Das merkt man auch am Thema. Es steht nicht eben im Focus. Aber Du gibst Dir Mühe, an die aktuelle Debatte anzudocken. Dazu brauchst Du allerdings sehr lange. Für meine Begriffe: zu lange. Wie viele Leser werden wohl bis zum Ende durchhalten? Ich bin nicht sicher, dass ich die Kondition aufgebracht hätte, wäre ich nicht grundsätzlich an dem neuen Blog interessiert. Aber auf diese Weise schlägst Du gleich deinen eigenen Ton an. Mich erinnert er an so manche Grundsatzrede von Angela Merkel, die ich als Journalist zu verfolgen hatte. Schwere Kost. Keine Polemik. Keine Pointen. Es den Zuhörern, in diesem Fall: Lesern bloß nicht leicht machen. Unter den Eigenschaften, die an ihr geschätzt werden, stehen die rhetorischen Fähigkeiten nicht an erster Stelle. Ich bin gespannt, ob ein Blogger sich diese Zurückhaltung leisten kann, wenn er will, dass seine Argumente wahrgenommen werden.
Das ist doch mal ein sehr konstruktiver Kommentar aus der Hand eines Journalisten, mit der ich als Blog-Anfänger durchwegs etwas anfangen kann. Danke!