
3. Kapitel | Von Hummeln, Burgern und Beurteilungs-Umwegen
https://milongafuehrer.blogspot.com/2025/04/von-experten-und-fliegenden-hummeln.html
Warum mache ich diese – eigentlich persönliche – Diskussion öffentlich?
Gerhard Riedl veröffentlicht seit Jahren Meinungen, Kritiken und Bewertungen über Personen, Paare, Lehrer:innen und Veranstaltungen der Tangoszene – und das öffentlich. Er beeinflusst damit, bewusst oder unbewusst, die Wahrnehmung anderer Tänzer:innen, vor allem jener, die neu oder unsicher sind und sich an Orientierungspunkten wie seinem Blog ausrichten.
Wer also regelmäßig öffentlich austeilt, muss damit rechnen, dass auch die Reaktionen darauf öffentlich stattfinden.
Eine persönliche Klärung im Hintergrund wäre sicher angenehmer – und das habe ich auch sehr oft auf seinem Blog in Kommentaren versucht – aber sie würde am zentralen Punkt vorbeigehen, nämlich:
Was macht jemanden glaubwürdig, der öffentlich beurteilt, ohne sich selbst überprüfbar zu zeigen?
Das ist kein rein privater Schlagabtausch – es geht um Verantwortung im öffentlichen Diskurs.
Wenn jemand eine Bühne nutzt, darf man auf dieser Bühne antworten. Und wenn jemand Einfluss auf eine Szene ausübt, ist es völlig legitim, diesen Einfluss zu hinterfragen – transparent, offen, nachvollziehbar.
Lieber Gerhard,
du hast dir wieder viel Mühe gegeben – mit allem, nur nicht mit einer klaren Antwort.
Ich habe Dich gefragt, welche Kompetenz dich dazu legitimiert, öffentlich andere Tänzer:innen zu beurteilen. Keine juristische Frage, keine Grundsatzdiskussion über Meinungsfreiheit. Sondern ganz einfach: Was qualifiziert Dich? Was macht Deine Kritik glaubwürdig?
Stattdessen eierst Du wieder herum. Erst wird’s wortklauberisch („Beurteilung ist kein Urteil“), dann philosophisch („Demokratie!“), dann zoologisch („die Hummel fliegt trotzdem“).
Alles ganz nett geschrieben – aber an der eigentlichen Frage vorbei.
Natürlich darf jeder alles sagen. Es geht nicht ums Dürfen, sondern ums Warum sollte man dir zuhören?
Du willst ernst genommen werden, wenn du Lehrer, Shows, Tanzpaare bewertest – aber wenn jemand fragt, worauf deine Einschätzungen basieren, flüchtest du dich in Allgemeinplätze.
Du vergleichst dich mit einem Restaurantgast. Okay. Nur:
Ein normaler Gast bloggt nicht tausendfach über jeden Bissen, erklärt dem Koch, wie man richtig würzt, und warnt andere Gäste davor, das Tagesmenü zu bestellen.
Wenn du deine Meinung so öffentlich platzierst, wird sie zur Haltung – und damit zur Verantwortung.
Dein letzter Satz mit der Hummel ist bezeichnend:
Die Hummel fliegt nicht, weil sie sich für klüger als Aerodynamiker hält, sondern trotzdem.
Du dagegen fliegst durch die Tango-Blog-Öffentlichkeit – mit dem Selbstverständnis eines Experten, ohne je geprüft zu haben, ob deine Flügel tragen.
Du darfst gerne ein Beispiel sein.
Nur betrachte Dich bitte nicht als Maßstab.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Wendel
PS: Gerhard hat auf diesen Beitrag mit einem Kommentar – allerdings unter seinem eigenen besagten im Titel-Link reagiert:
[…]“Ich betreibe schon mal einen Blog und keinen Podcast. Lesen würde mir reichen. Tja, warum sollte man lesen, was ich schreibe? Da kann ich nur sagen: offenbar tun es viele. Aber ich billige jedem seinen persönlichen Grund zu. Selbst Herrn Wendel.“[…] Meine Antwort:
Lieber Gerhard,
du findest also keine Antwort auf die Frage, warum man dir zuhören sollte – außer: „Sie tun’s halt.“
Aha. Reichweite als Rechtfertigung.
Dann müssten wir auch Richard David Precht für einen Philosophen halten.
Du betreibst einen Blog, kein Podcast – okay.
Aber ob geschrieben oder gesprochen: Meinung ohne Substanz bleibt Meinung ohne Substanz.
Und klar, du „billigst“ jedem seinen Grund zu – auch mir.
Wie großzügig.
Nur schade, dass du es vermeidest, selbst mal einen zu liefern.
Es ist leider diese unterschwellige Aggression, die mittlerweile das Reden (und Schreiben) über den Tango ziemlich anstrengend macht. Da ist der nämliche Herr Riedl nicht ganz unschuldig. Jetzt Klaus Wendel für den Stil verantwortlich zu machen, halte ich für verfehlt.
Zur Frage der Kompetenz würde ich ihnen, Herr Wendel, gerne eine Frage stellen:
Wie würden Sie in Puncto Tango die Kompetenz eines Bloggers einschätzen, der sich einerseits als Tango-Experte geriert und sich allerdings scheut, sein Können unter Beweis zu stellen, und weder Spanisch spricht, noch je am Rio de la Plata geweilt hat, aber eine grosse Affinität zum Belehren seiner Leser über Tango-Themen mittels Internet-Text-Fundstücke besitzt, wenn dieser
den ehemaligen argentinischen Staatschef Juan Perón mit dem bekannten Tangotänzer und Schauspieler Pablo Verón verwechselt (und diese Verwechslung als ‚Lapsus‘ bezeichnet) ?
Was kann jemand, der als einer der ersten Mitte der 80er den Tango nach Deutschland gebracht hat, über die Kompetenz jenes Bloggers aussagen?
Das ist schwer zu beantworten, weil es schnell nach Kompetenzgerangel aussehen könnte. Ich kann nur als langjähriger Tangolehrer, mit Sicht auf viel Praxis und Umgang mit diesem Thema sagen, dass alles immer viel komplexer ist, wenn man Dinge beurteilen und vor allem kritisieren möchte, als es auf dem ersten Hinblick erscheint. Ich bin oft nach Festlegungen auf bestimmte Dogmen eines Besseren belehrt worden.Ich irrte, reflektierte und korrigierte diese Irrtümer – öffentlich in Kursen und Gesprächen. Auch in meinen Blogartikeln. Dies scheint Herr Riedl nicht zu können oder wollen. Im Übrigen halte ich einen kurzen Buenos Aires Urlaub auch nicht unbedingt so lehrreich, weil es oft nur touristische Impressionen dessen widerspiegelt, was man in 2-3 Wochen dort erlebt. Für wahre Expertise über ethnologische und soziologische Aspekte reicht es dann nicht. Ich kritisiere auch viel Dinge, die mir im Tango nicht gefallen, aber ich mache es nicht in einem Blog, und wenn, bezeichne ich sie als Meinung, als persönlich Sichtweise in Hinblick auf Irrtümer. Im Übrigen gibt es in Buenos Aires zahlreiche Quellen zur Tango-Weiterbildung, z.B. die „Academia Nacional de Tango“ u.a. Die gibt es hier nicht. Insofern ist es eine Tango-Bildungslücke, wenn man nicht wenigsten diese besucht hat. Außerdem gibt es in Deutschland auch Spezialisten, die einen sehr hohen Bildungshorizont über Tango haben. Da gehören ich nicht zu, ich bin eher Praktiker, also ´“tanzpisten-affin“, habe aber auch kein besonders gute, aber – zumindest nach Urteil durch Freunde – wesentlich besser als Herr Riedl.
Und wenn man namentlich Pablo Verón und Peron verwechselt, ist es wohl ein Lapsus, wenn man es nachher richtigstellt und nicht unter den Teppich kehrt, wie eine beliebte Marotte von Riedl.
Sie beide schwindeln schon wieder: Ich habe den Namen damals nach dem Hinweis sofort korrigiert.
Lieber Gerhard,
trotz beleidigender Aussage veröffentliche ich Deinen Kommentar trotzdem, im Gegensatz zu Deiner oft praktizierten Zensur auf Deinem Blog. Leider ist sie auch justiziabel.
Deine Vernebelungstaktiken nehmen mittlerweile groteske Züge an. Machst es jetzt wie Trump: Verteidigung per Gegenangriff.