Monokultur in der öffentlichen Tanzwelt
In der Tango-Szene prallt man erstaunlich oft auf eine merkwürdige Abwehrhaltung gegenüber anderen Tänzen – und auf dieses Bedürfnis, dem eigenen Tango-Dasein ein kleines Elite-Abzeichen anzupappen. Das Muster ist alt: Der eigene Stil wird hochgehoben, der Rest abgewertet. Und das passiert nicht nur im Tango. Auch in Salsa-, Swing- oder Caribic-Szenen herrscht eine ähnliche Allergie gegen alles, was nicht ins eigene Klangbild passt.
Früher konnte ein normaler Tänzer mehrere Tänze – heute beherrschen die meisten nur noch ihren einen Stil und vielleicht ein paar nahe Verwandte wie Tango-Vals, Milonga oder Chachachá. Die Ablehnung anderer Musikrichtungen hat dabei oft denselben Grund: Man versteht die Bewegung nicht, also versteht man den Spaß nicht. Und was man nicht versteht, wird gerne als „nicht meins“ abgestempelt.
Kurios ist, dass die Tango-Szene ausgerechnet die Chacarera ohne Murren akzeptiert – vermutlich, weil man in Buenos Aires gemerkt hat, dass viele Südamerikaner ein Grundrepertoire an verschiedenen Tänzen haben und man das deshalb als „zum Tango gehörig“ durchwinkt.