Monokultur in der öffentlichen Tanzwelt

In der Tango-Szene prallt man erstaunlich oft auf eine merkwürdige Abwehrhaltung gegenüber anderen Tänzen – und auf dieses Bedürfnis, dem eigenen Tango-Dasein ein kleines Elite-Abzeichen anzupappen. Das Muster ist alt: Der eigene Stil wird hochgehoben, der Rest abgewertet. Und das passiert nicht nur im Tango. Auch in Salsa-, Swing- oder Caribic-Szenen herrscht eine ähnliche Allergie gegen alles, was nicht ins eigene Klangbild passt.

Früher konnte ein normaler Tänzer mehrere Tänze – heute beherrschen die meisten nur noch ihren einen Stil und vielleicht ein paar nahe Verwandte wie Tango-Vals, Milonga oder Chachachá. Die Ablehnung anderer Musikrichtungen hat dabei oft denselben Grund: Man versteht die Bewegung nicht, also versteht man den Spaß nicht. Und was man nicht versteht, wird gerne als „nicht meins“ abgestempelt.

Kurios ist, dass die Tango-Szene ausgerechnet die Chacarera ohne Murren akzeptiert – vermutlich, weil man in Buenos Aires gemerkt hat, dass viele Südamerikaner ein Grundrepertoire an verschiedenen Tänzen haben und man das deshalb als „zum Tango gehörig“ durchwinkt.

Erste Schritte statt großer Versprechen: Mein Rezept für Tango-Neugier

Ob man Freunde zum Tango-lernen überreden sollte, und wenn, wie?

Blogger-Kollege Yokoito hat einen ausführlichen Text veröffentlicht – auf Englisch, wohlgemerkt. Und ich schreibe es gleich offen: Ich verstehe nicht, warum man einen Beitrag über Tango-Einsteiger in einer Sprache verfasst, von der man weiß, dass der überwiegende Teil der Leserschaft sie nicht flüssig liest. Die Kommentarspalten sprechen eine klare Sprache: Kaum jemand reagiert, weil sich schlicht kaum jemand die Mühe macht, sich durch einen langen englischen Text zu arbeiten,  denn die meisten Kommentare sind in Deutsch. Damit schränkt man die Diskussion unnötig ein.

Aber zum Inhalt.
Er schlägt einen „SCHNELLTEST ZUR TANGO-EIGNUNG“ vor, um herauszufinden, ob Tango etwas für jemanden sei. Klingt erst mal hübsch – hat aber mit der Realität des Lernens wenig zu tun.

Gedanken über Tango Unterricht | 29. Teil

Teil 29.) | Ein persönlicher Blick auf Musikalität und Selbstüberschätzung

Ich kenn das selbst – als Tango-Lehrer steht man dauernd zwischen zwei Welten: Technik und Tanz. Und oft verliert man dabei das Wichtigste aus den Augen – den Tango als Musik.

Ich ertappe mich immer wieder dabei, zu sehr an Haltung, Schrittlänge oder Achse zu feilen, statt mich zu fragen: Hilft das meinen Schülern, die Musik besser zu hören? Oder hilft es ihnen nur, „sauberer“ auszusehen?

Viele hören nämlich gar nicht die Musik, sondern nur den Takt. Eins-zwei-drei-vier. Das ist okay für den Anfang, aber Tango ist so viel mehr. Es geht darum, die Stimmung, die Phrasen, den Atem der Musik zu spüren – und sie mit Bewegung zu beantworten.

Kommentar-Funktion wieder hergestellt

Da ich wegen eines sehr hartnäckigen Hackers die Kommentarfunktion auf registrierte User umstellen musste, konnte man auf meinem Blog eine Woche lang nicht kommentieren.Diese habe ich jedoch wieder eingerichtet – Ihr könnt also wieder ohne Registrierung kommentieren. Freue mich auf Kommentare, auch wenn Euch vom Smartphone aus gelegentlich Tippfehler passieren, traut Euch, denn die kann ich gerne für Euch korrigieren. Mit freundlichen Grüßen 

Gedanken über Tango Unterricht | 28. Teil 

Teil 28) | Der Tanz der Neuronen – über Gewohnheit, Geduld und Veränderungen im Tango

Im Unterricht zeigt sich oft, wie schwierig es ist, gewohnte Bewegungsmuster zu verändern oder zu verbessern. In der Neurobiologie spricht man in diesem Zusammenhang vom Prinzip „strong fire – strong wire“: Häufig gleichzeitig aktivierte Nervenzellen bilden verstärkte synaptische Verbindungen – ein Prozess, der als Hebb’sches Lernen bekannt ist. Dadurch verfestigen sich bestimmte neuronale Netzwerke, die Bewegungen automatisieren und ökonomisieren, aber auch deren Veränderung erschweren. Diese tief eingeprägten Bewegungsabläufe lassen sich daher nur schwer umstrukturieren. Gerade im Tango-Unterricht wird deutlich, dass es nahezu aussichtslos ist, grundlegende Bewegungen zu verändern oder zu verbessern, ohne die geduldige und beharrliche Mitarbeit der Lernenden. Nur durch kontinuierliche Aufmerksamkeit, Wiederholung und gezielte Variation können neue, funktionalere Muster entstehen – ein Vorgang, der unter dem Begriff neuronale Plastizität beschrieben wird.

Was ist Tanz? Und was macht den Tango zum Tango?

Man urteilt schnell. Ein Blick auf ein Tango-Video – und schon fällt das Urteil: „Das ist kein Tango!“ Oder, ebenso entschieden: „Genau das ist es!“ Doch woran messen wir das? An der Form, an der Mode, an bestimmten Schritten? Vielleicht lohnt sich ein genauerer Blick: Was ist eigentlich Tanz? Und wann darf sich der Tango Tango nennen? Diesen Fragen möchte ich in einem zweiteiligen Text nachgehen – jenseits von Stilrichtungen und Schrittfolgen, näher am Kern der Bewegung: Teil 1: Was […]

Keine zwei Wendel – nur eine Haltung – aktualisiert

Habe im Kommentarteil noch einen aktuellen Kommentar abgesetzt: Ein kleines Psychogramm über Riedl

Ich bin mehrmals von einer Freundin ermahnt worden, mich auf meinem Blog nicht mehr auf Gerhard Riedl zu beziehen – aber er hängt an meinem Blog wie eine Klette. Offenbar, weil er seine merkwürdigen Sticheleien immer noch für Satire hält und glaubt, seine ohnehin ideenarme Thematik mit einer Art digitaler Schulhofschlägerei aufpeppen zu können – bekanntlich ein Mittel, um den Traffic nach oben zu treiben.
Nur diesmal ist er etwas zu weit gegangen: Wenn er meine Aussagen plötzlich als identisch mit seinen eigenen ausgibt und mir bei jeder Klärung oder Differenzierung „Zurückrudern“ und „zwei Wendels“ bescheinigt, wird es Zeit, die Dinge geradezurücken.

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