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Gedanken über Tango-Unterricht | 35. Teil

Gedanken über Tango-Unterricht | 35. Teil

Sacadas in enger Umarmung – funktioniert das überhaupt?

Ein Versuch einer Beschreibung – nur für wirklich Interessierte zu empfehlen 

Sacadas sind beliebt. Und sie wirken. Kaum ein anderes Element zieht auf Shows so viele Blicke auf sich. In allen Drehungen tauchen sie auf, oft auch rückwärts getanzt, mit spektakulärer Wirkung.

Doch ihr eigentlicher Sinn liegt ganz woanders: Sacadas sind kein Schaueffekt, sondern ein Mittel, den Platz im Paar neu zu verteilen.
Sie entstehen, wenn einer den Raum einnimmt, den der andere im selben Moment freigibt – ein präzises Zusammenspiel von Timing, Raumgefühl und Achsenkontrolle.
Musikalisch eingesetzt können sie rhythmische Akzente unterstreichen, bleiben aber immer Teil der gemeinsamen Bewegung, nicht deren Schmuck.

In letzter Zeit sieht man vermehrt gute Paare, die Sacadas auch in enger Umarmung tanzen – etwas, das ich lange für unmöglich hielt.
Und wer es selbst einmal probiert hat, weiß: Es ist schwierig. Sehr schwierig.

Zur schriftlichen Beschreibung

Bevor ich zum Technischen komme, ein paar Worte zur schriftlichen Beschreibung:
Ich weiß, dass solche Themen wie Sacadas in Drehungen nicht leicht zu erklären sind – und noch schwerer zu lesen.
Bilder oder Diagramme würden vielleicht helfen, aber die Erfahrung zeigt: Sie sind bei den meisten Lesern nicht sonderlich beliebt.
Trotzdem bleibt dieser Blog ein schriftliches Medium – kein Video-Tutorial.

Wer also keine Geduld hat, sich Bewegungen über Worte vorzustellen, oder schon beim Lesen verzweifelt, sollte besser gar nicht erst anfangen.
Ich schreibe hier für die wenigen, die es wirklich interessiert – nicht für Stil- oder Gedulds-Kritiker.

Hier nur Vorwärts- und Apertura-Sacadas – in diesem Teil leider erst nur für die Führenden

Bevor ich auf die eigentliche Schritttechnik eingehe, eine kurze Eingrenzung:
Ich beziehe mich hier zunächst ausschließlich auf Vorwärts- und Apertura-Sacadas.
Rückwärts-Sacadas sind ein eigenes Kapitel – in geschlossener Umarmung deutlich schwieriger, weil der Platz für die Beckenbewegung nahezu verschwindet und die Orientierung über die Achse komplexer wird.
Wer also mit Sacadas in enger Umarmung experimentieren möchte, sollte unbedingt mit den Vorwärts-Varianten beginnen.

Zur Umarmung

Ein weiterer Punkt betrifft die Art der Umarmung.
Sacadas gelingen garantiert nicht, wenn die Folgende ihren linken Arm um den Nacken oder Hals des Führenden legt.
In dieser Form der geschlossenen Umarmung ist der Oberkörper blockiert – die notwendige Rotationsfreiheit für Becken und Achsenbewegung geht verloren.
Wer so tanzt, schränkt das Bewegungsrepertoire des Partners massiv ein; viele Schritte, vor allem Sacadas, werden dadurch praktisch unmöglich. 

Noch dazu sollten Tänzer/innen, die in engere Umarmung Schwierigkeiten haben, stärker zu dissoziieren als üblich, sowie die „Füße“ von solchen Experimenten lassen. Denn die nötigen Räume für Sacadas entstehen unterhalb der Gürtellinie und nicht unbedingt in der Umarmung. 

Natürlich kann man die Umarmung in einzelnen Momenten öffnen – aber dann ist es eben keine geschlossene Umarmung mehr.
Ich spreche hier bewusst von einer engen, nicht von einer starren Umarmung, wie sie im sogenannten apilado-Stil getanzt wird.
Die Umarmung sollte also flexibel genug bleiben, um kleine Rotationen und Mikrobewegungen zuzulassen, die im Paar den nötigen Raum erzeugen.

„Kuschler“ sind in dieser Hinsicht meist ohnehin nicht affin für solche Tanzmanöver – sie suchen eher Nähe als Dynamik. Das ist völlig in Ordnung, aber eben ein anderer Tanzansatz.

Schritttechnik

Zuerst einmal braucht es eine saubere Schritttechnik.
Wer nicht richtig projizieren kann – also den Schritt nicht in seiner vollen Länge in den Schritt des Partners „hineinsehen“ und kontrolliert führen kann – verliert sehr schnell die Balance.

Bei Sacadas wird diese Projektion sogar noch wichtiger als bei normalen Schritten.
Denn hier geht es nicht nur um das Vorankommen im Raum, sondern um das präzise Eintreten in den Raum, den der andere gerade verlässt.
Wer dabei einfach „auf seine Schritte drauffällt“, also ohne Kontrolle in den Boden steigt, läuft zwangsläufig in die Standachse des Partners hinein – und bringt ihn aus dem Gleichgewicht.

Gerade in enger Umarmung wird das sofort spürbar.
Jede unkontrollierte Verlagerung überträgt sich unmittelbar, weil kein Abstand vorhanden ist, der kleine Fehler kaschieren könnte. Bei mir hat sich die Fähigkeit in enger Umarmung Sacadas zu tanzen erst entwickelt, nachdem ich meine Basics enorm verbessert hatte.

Wie man Projektion übt

Eine gute Projektion beginnt mit Ruhe. Der Körper muss wissen, wo er steht, bevor er sich verlagert.
Deshalb hilft es, vor jedem Schritt eine winzige Mikropause zu setzen – ein Moment der Orientierung.
In dieser kurzen Phase richtet sich die Achse nach vorne, das Standbein bleibt aktiv, das freie Bein verlängert sich wie ein Fühler in die gewünschte Richtung.
Erst wenn die Fußspitze wirklich „weiß, wo sie hinwill“, folgt das Gewicht nach – langsam, kontrolliert, ohne zu kippen.

Ein gutes Übungsbild:
Der Schritt wird gedanklich gesehen, bevor er getan wird.
Das freie Bein „sieht“ die Bewegung voraus, das Becken folgt erst dann, wenn der Partner Platz gemacht hat.
So entsteht Bewegung, die weder drängt noch zieht – sondern präzise im Gleichgewicht bleibt.

Schritttechnik – Zusammenspiel im Paar

Bei Sacadas helfen beide – der Führende und die Folgende.
Wie lässt sich das aber mit dem Grundprinzip vereinbaren, dass die Folgende „aus der Bewegung reagiert“ und nicht mitdenkt?

Die Antwort liegt im tänzerischen Instinkt und in der Erfahrung.
Wenn eine Folgende eine Bewegung wie die Sacada noch nicht kennt, kann sie auch nicht adäquat darauf reagieren – sie weiß ja noch nicht, dass Platz entsteht und wo.
Das ist ganz normal. Mit jeder neuen Technik wächst die Sensibilität für solche Mikroveränderungen im Paar.

Mit einer unerfahrenen Partnerin würde ich Sacadas ohnehin nicht tanzen – nicht aus Arroganz, sondern aus Rücksicht.
Denn wer sie nicht gewohnt ist, empfindet sie meist nicht als flüssig, sondern als Stolperfalle.
Damit sie sich angenehm anfühlen, braucht auch die Folgende eine saubere Schritttechnik – vor allem ein vollständiges Abrollen des Fußes bis zur Spitze des Beins, das sie gerade verlässt.

Nur dann entsteht jene Elastizität, die dem Partner erlaubt, in den Raum „hineinzuschlüpfen“, ohne zu stoßen oder zu drängen.
Aber dazu später mehr.
Ein verbreiteter Fehler: Eine Folgende, die in Drehungen ihren Partner nicht aktiv unterstützt, also ihre Schritte zu klein und nah an den Partner setzt, schnürt die gemeinsame  Drehung ab. 

Eines der wenigen Paare, die es verstehen, in relativ enger Umarmung gute Sacadas zu tanzen:
Edwin Espinosa & Alexa Yepes
Hier können wir beobachten, dass beide die Vorwärtskreuz-Schritte schön weit in die äußerer Kreislinie setzen, um dem Partner Platz für die Sacadas zu bieten. Sacadas werden also gemeinsam getanzt, das „Annehmen“  ist genauso wichtig wie das Tanzen einer
Sacada.

Vorwärts- und Apertura-Sacadas – der „Klappschritt“

Bei Vorwärts- oder Apertura-Sacadas sollten Führende bevorzugt sogenannte Klappschritte verwenden – also den Vorderfuß zuerst aufsetzen.
Manche rollen den Fuß dabei leicht ab, aber nicht zu stark.
Wichtiger als die Technik im Detail ist die Qualität der Bewegung: gefühlvoll, präzise und mit der nötigen Zeitreserve.

Denn während der Führende mit dem Vorderfuß in den freigewordenen Raum eintaucht, braucht die Folgende Zeit, um ihren eigenen Schritt vollständig abzuschließen – das heißt, ihren Fuß bis zur Spitze sauber abzurollen.
Steht ihr Fuß noch flach am Boden, ist kein Platz für die Sacada: Der Raum schließt sich zu früh, und die Drehung „schnürt sich zu“.

Gelingt das Zusammenspiel jedoch, entsteht eine fließende Bewegung, in der beide Schritte exakt ineinandergreifen – wie zwei Zahnräder, die nur dann funktionieren, wenn der Abstand dazwischen stimmt.

Schrittgröße und Raum in der Drehung

Viele Paare neigen dazu, in Drehungen zu kleine Schritte zu setzen.
Das führt fast zwangsläufig dazu, dass sich die Drehung „festfrisst“: Der Raum für Sacadas wird immer kleiner, die Bewegung verlangsamt sich – und am Ende rennt man sich gegenseitig in die Achse.

Das ist eines der häufigsten Probleme überhaupt bei Drehungen.
Eine Drehung so zu gestalten, dass sie offen bleibt und genügend Dynamik behält, ist eine Kunst.
Sie erfordert eine präzise Koordination der Achsen und eine deutliche Dissoziation beider Tanzpartner – also die Fähigkeit, Oberkörper und Unterkörper unabhängig zu bewegen.

Hier zeigt sich einmal mehr, wie viele Parameter bei guten Drehungen zusammenkommen müssen, damit sie gelingen – und zugleich, warum sie so oft misslingen.
Drehungen gehören zu den komplexesten Bewegungsformen im Tango – und brauchen von allen Figuren den größten Übungsaufwand.

Abrollen und Elastizität

Eine gute Drehung – und erst recht eine Sacada – lebt von Elastizität.
Sie entsteht nicht durch Kraft, sondern durch zeitlich versetzte Spannung.
Das Abrollen des Fußes spielt dabei eine entscheidende Rolle, denn es steuert die Dosierung der Energie.

Viele Tänzerinnen und Tänzer setzen den Fuß zu früh oder zu flach auf.
Damit blockieren sie den Übergang, die Bewegung „verpufft“ im Boden, und die Elastizität geht verloren.
Das Abrollen – vom Ballen bis zur Spitze – wirkt dagegen wie eine kleine Feder: Es verlängert die Bewegung, gibt ihr Weichheit und Dynamik zugleich.

Gerade bei Sacadas ist dieses feine Timing entscheidend.
Wenn die Folgende ihren Fuß noch nicht bis zur Spitze abgerollt hat, kann der Führende den Raum nicht betreten, ohne sie zu stören.
Die Bewegung stockt, die Drehung klemmt, das Paar verliert den gemeinsamen Fluss.

Das Ziel ist daher, die Überlappung der Bewegungen präzise zu spüren:
Der Führende beginnt seine Projektion genau in dem Moment, in dem die Folgende ihr Abrollen beendet – nicht früher.
So entsteht jene kleine zeitliche Verzögerung, die der Bewegung Leben gibt.

Man könnte sagen: Das Abrollen ist die „Atembewegung“ des Tangos – ein Ein- und Ausatmen im Paar.
Wer sie verliert, tanzt mechanisch.
Wer sie spürt, kann auch in enger Umarmung Raum schaffen, ohne ihn sichtbar zu vergrößern.

Bewegungsfluss

Drehungen sollte man grundsätzlich langsam üben, auch wenn das vielen schwerfällt. Nur in ruhigem Tempo kann der Körper die einzelnen Bewegungen wirklich begreifen und fein koordinieren. Die Bewegungen sollten fließend und geschmeidig verlaufen, ohne abrupte Stopps oder ruckartige Korrekturen. Nichts behindert Drehungen so sehr wie stockende Bewegungen, bei denen der gemeinsame Impuls abreißt.

Zu schnelles Üben führt fast immer zum Verlust der Aufmerksamkeit. Man reagiert nur noch reflexartig, statt bewusst wahrzunehmen, was im Paar tatsächlich geschieht. Die Qualität der Bewegung leidet, weil man das Gleichgewicht, die Dissoziation und das Abrollen nicht mehr bewusst steuern kann.

Natürlich erscheint das Ganze bei so vielen gleichzeitig zu beachtenden Aspekten schnell zu „verkopft“. Wie soll man all diese Parameter – Achsen, Projektion, Dissoziation, Schrittgröße, Abrollen und Timing – gleichzeitig im Blick behalten? Die Antwort ist einfach: gar nicht. Man kann sie nur nacheinander üben, bis sich die einzelnen Elemente im Körper verankert haben.

Mit zunehmender Erfahrung verschmelzen diese Teilaspekte zu einem natürlichen Bewegungsfluss. Dann muss man nichts mehr „beachten“ – der Körper reagiert von selbst. Was anfangs nach Denken aussieht, wird später zu einem instinktiven, flüssigen Ablauf. Und erst in diesem Zustand wird eine Drehung wirklich rund, kontrolliert und musikalisch.

Ich selbst habe Jahre gebraucht, um Drehungen in Zeitlupe tanzen zu können – ohne Schwung holen, ohne sichtbaren Impuls. Das Geheimnis liegt, wie so oft im Tango, in der Spiraldynamik – einem Thema, über das in manchen Kommentaren gern gespottet wurde, das aber in Wahrheit die Grundlage jeder organischen Bewegung bildet.

Der eigentliche Impuls für Drehungen

Der entscheidende Impuls für eine Drehung entsteht nicht aus den Beinen, sondern aus dem Oberkörper – genauer gesagt: aus dem Öffnen der Tanzrichtung für die Partnerin.
Es ist der Moment, in dem der Führende den Kopf und die Schultern leicht in die neue Richtung dreht und damit signalisiert: Hier entsteht Raum.

Diese minimale Rotation ist der eigentliche Startpunkt jeder Drehung.
Sie erzeugt die notwendige Spirale durch den gesamten Körper – vom Schultergürtel über das Becken bis hinunter in die Beine.
Das Becken folgt dabei mit leichter Verzögerung, wodurch Spannung und Energie entstehen, ohne dass Schwung „geholt“ werden muss.

Wenn die Partnerin diesen Impuls spürt, beginnt sie automatisch, ihren eigenen Schritt vorzubereiten.
Das Paar bewegt sich dann nicht mehr nacheinander, sondern ineinander, geführt durch diese feine, spiralförmige Bewegungslinie.

Damit sind wir bei dem Prinzip, das für alle natürlichen Drehungen im Tango entscheidend ist – und das gleichzeitig die Voraussetzung für Sacadas in geschlossener Umarmung schafft: die Spiraldynamik.

Das Prinzip der Drehung mit Sacadas

Das Prinzip einer Drehung mit Sacadas besteht darin, dass der Oberkörper des Führenden in die Drehrichtung der Partnerin zeigt, während seine Beine in den Raum gesetzt werden, den sie im selben Moment verlässt.
Dadurch entsteht eine außergewöhnlich starke diagonale Dissoziation – insbesondere im Vorwärtskreuz des Führenden.

Genau diese gegenläufige Spannung erzeugt die Energie, die für eine fließende Drehung mit Sacada notwendig ist.
Sie verbindet die Spirale des Oberkörpers mit der Öffnung im Becken und schafft so Platz, ohne dass das Paar auseinanderweicht.

Meist jedoch scheitern Drehungen an diesem Punkt: Statt der diagonal versetzten Spannung richten sich die beiden Transversalachsen – also die quer durch das Becken verlaufenden Linien beider Tänzer – parallel zueinander aus.
Damit geht die Spiraldynamik verloren, die Bewegung kollabiert, und die Drehung „steht fest“.

Erst wenn Oberkörper und Beine in entgegengesetzten Richtungen arbeiten – kontrolliert, aber nicht übertrieben –, entsteht jene kompakte, elastische Struktur, die Sacadas in geschlossener Umarmung überhaupt erst ermöglicht.

Das Becken

Das größte Problem bei Drehungen mit Sacadas ist die Nähe der Becken.
Gerade in geschlossener Umarmung treffen beide Partner hier auf den engsten gemeinsamen Raum.

Bei vielen Tänzerinnen und Tänzern verläuft das Becken jedoch in einer geraden, lotrechten Linie – oder es kippt zu weit nach vorn.
Dadurch entstehen bei jeder Drehung ungewollte Kollisionen.
Das Becken steht dann im Weg, anstatt den Raum zu öffnen.

Besonders kritisch wird es bei Projektionen:
Viele Führende bringen ihr Becken in der Vorwärtsbewegung zu stark nach vorn, statt es in der Achse zu halten.
Dadurch verliert der Schritt seine Tiefe und schiebt unkontrolliert in den Körper der Partnerin hinein.
Was als dynamische Bewegung gedacht war, wird so zur Blockade.

Beckenarbeit in der Drehung

Die korrekte Beckenbewegung entsteht nicht durch Vor- oder Rückschieben, sondern durch Rotationsarbeit innerhalb der eigenen Achse.
Das Becken dreht sich leicht um die Längsachse des Körpers, während das Gewicht auf dem Standbein stabil bleibt.
Diese mikroskopische Spiralbewegung ist das, was den Raum im Paar tatsächlich schafft.

Das hintere Becken des Führenden öffnet sich dabei leicht nach hinten-außen, während die gegenüberliegende Seite minimal nach vorne sinkt.
Dadurch verschiebt sich das Becken diagonal – und genau in diesem Moment entsteht der Platz, in den die Sacada hineinfließen kann.
Die Bewegung ist kaum sichtbar, aber deutlich spürbar.

Auch die Folgende arbeitet aktiv mit: Ihr Becken muss in gleicher Weise flexibel bleiben, um dem einströmenden Impuls Raum zu geben, statt ihn zu blockieren.
Wenn beide Becken gleichzeitig „atmen“, also in der Drehung mikro-rotieren, bleibt der Kontakt weich und die Achsen voneinander unabhängig.

Spiraldynamik im Becken

Hier zeigt sich die praktische Bedeutung der Spiraldynamik:
Das Becken ist nicht statisch, sondern Teil einer kontinuierlichen Drehspirale, die vom Schultergürtel bis in die Füße verläuft.
Oberkörper, Becken und Beine bewegen sich dabei nie in dieselbe Richtung, sondern leicht gegeneinander versetzt.

Diese diagonale Verschränkung stabilisiert die Achse und schafft Raum, ohne dass das Paar auseinandergehen muss.
Sie erlaubt eine kontrollierte Spannung, die sich in jeder Drehung wieder neu aufbaut und löst – wie das Ein- und Ausatmen einer Bewegung.

Erst wenn diese Spirale verstanden und verinnerlicht ist, werden Sacadas in geschlossener Umarmung wirklich möglich.
Dann entsteht Raum nicht durch Abstand, sondern durch Struktur.

Zum Abschluss

Wir sehen also: Drehungen wirken mit jedem neuen Aspekt komplexer.
Wie soll man all das gleichzeitig bewältigen – Achsen, Dissoziation, Beckenrotation, Raumgefühl und Musikalität?

Ich kann Euch sagen: Es hat Jahre gedauert, bis ich verstanden habe, wie sich all diese Elemente zu einem schlichten, organischen Bewegungsablauf verbinden lassen.
Ich habe lange an einem Konzept gearbeitet, das alle diese Schwierigkeiten in einer einzigen, klaren Bewegung zusammenführt.

Aber hier lässt sich das kaum beschreiben – man müsste es sehen.
Ich müsste es filmen, um wirklich zeigen zu können, wie sich diese Verbindung von Spiraldynamik, Beckenarbeit und Bewegungsfluss im Paar anfühlt.

3 thoughts on “Gedanken über Tango-Unterricht | 35. Teil

    • Author gravatar

      Nachtrag: Die Text-Beschreibung ist wirklich schwer verdaulich. Ich erinnere mich an einen Unterrichtsschwerpunkt vor ein paar Jahren, da haben wir wirklich im Paar die Statik, Dynamik und Verschraubung erforscht. Nicht ganz unerotisch, aber auch sehr anstrengend.

      • Author gravatar

        Schwer verdaulich – das schrieb ich ja selbst. Offenbar komme ich um Videos doch nicht herum. Aber mir ging es vorrangig darum zu beschreiben, woran es im allgemeinen hapert. Manchmal hilf auch eine Fehleranalyse und man weiß, was man bei Problemphasen beachten muss. Zu einer Unterrichtssequenz für Drehungsanfänger/innen taugt die Beschreibung ja sowieso nicht.
        Bei Lehrer-Demos liegt die eigentliche Arbeit aber gar nicht im Filmen, sondern in der Recherche: stundenlang Sequenzen durchforsten, Minuten notieren, Erklärtexte formulieren, die passenden Stellen schneiden – und am Ende noch eine KI-Stimme darunterlegen, weil ich selbst auf Videos nicht besonders deutlich zu verstehen bin.
        Das ist alles andere als schnell gemacht. Und sobald man in einem Thema steckt, reiht sich eine technische Beschreibung an die nächste – mehr, als man anfangs ahnte.
        So entstehen dann eben diese „Hirnakrobatik“-Texte.
        PS: Und wie soll ich eindeutige KI-Video-Prompts formulieren, wenn ich mich schon bei verständlichen Beschreibungen so schwer damit tue? Diese Videos möchte mancher keiner anschauen.

    • Author gravatar

      Du schreibst „Bilder oder Diagramme würden vielleicht helfen, aber die Erfahrung zeigt: Sie sind bei den meisten Lesern nicht sonderlich beliebt.“ Grafiken sind mit Sicherheit schwer zu bauen – auch wenn ich sicher bin, daß es inzwischen gute KI-Tools gibt (aber nicht mein field of expertise). Was ich manchmal für mich selbst tue: Hochaufgelöste Videos von Lehrer-Demos auf Workshops, viele machen ja inzwischen am Ende einen Durchlauf für die Kameras. Zur Technik: ich hatte dazu mal einen Artikel geschrieben, meine DJI Osmo, ist aber inzwischen fast schon Vintage. Und dann Zeitlupensequenzen daraus erzeugen, das geht mit ein wenig Übung ziemlich flott).

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