Zwischen Shitstorm und Selbstmitleid – eine Antwort auf Gerhard Riedl
Vorwort
Es wiederholt sich: Eigentlich hatte ich das Thema Gerhard Riedl für mich abgeschlossen und wollte mich nicht weiter mit ihm beschäftigen. Doch seine Artikelserie, in der er immer wieder meine Texte zum Gegenstand seiner eigenen Blogbeiträge macht, setzt sich fort. Damit bleibt mir nichts anderes übrig, als erneut zu reagieren.
Dieses Mal nimmt er sogar ein ganz anderes Thema – die Anmoderation von Dunja Hayali und den darauf folgenden Shitstorm – zum Ausgangspunkt, um die Aufmerksamkeit wieder auf sich selbst zu lenken. Aus einer wichtigen Debatte über Hass und Bedrohungen gegen eine Journalistin wird bei ihm ein weiterer Beitrag über das eigene Blogger-Schicksal.
Diese Kritik schreibe ich, weil er einerseits Dunja Hayalys Einschätzung falsch als „Einordnung“ darstellt und sie andererseits für seine eigene Argumentation benutzt.
Gerade weil Riedl meine Artikel immer wieder in seine Texte hineinzieht, möchte ich hier noch einmal deutlich machen, warum ich seine Vorgehensweise problematisch finde – und weshalb ich darauf eingehen muss.
Kritik an Gerhard Riedls Hayali-Artikel
1. Hayali als Projektionsfläche
Riedl beginnt seinen Artikel mit einem bekannten Muster: Er stellt Dunja Hayali ausführlich vor, würdigt ihre Karriere und ihre Haltung. Doch kaum zitiert er ihre Anmoderation zum Tod von Charlie Kirk, lenkt er die Perspektive um. Hayali wird nicht als eigenständige Figur behandelt, sondern als Projektionsfläche. Statt ihre journalistische Leistung in den Vordergrund zu rücken, nutzt er sie als Aufhänger, um seine eigene Rolle ins Spiel zu bringen.
Dabei übergeht er, dass Hayali in der fraglichen Passage vorbildlich formuliert hat: Sie nannte Kirk klar beim Namen, kritisierte seine extremistischen Positionen – und verurteilte gleichzeitig jede Häme über seinen Tod. Das ist journalistisch sauber und menschlich anständig.
2. Der Shitstorm – und die Verschiebung ins Private
Anstatt bei diesem Punkt zu bleiben und die Dimension der Bedrohungen gegen Hayali ernsthaft zu thematisieren, biegt Riedl ab. Nach einigen schockierenden Zitaten über die Morddrohungen stellt er die Brücke zu sich selbst her: Er werde ja auch beschimpft, wenn auch harmloser.
Damit verschiebt er die Perspektive: Der massive Hass gegen eine Journalistin gerät in den Hintergrund, im Zentrum steht wieder Riedls persönliche Betroffenheit. Aus einer öffentlichen Debatte über Hetze wird eine private Selbstvergewisserung.
3. Kritik am „Belehrungsfernsehen“ – aber unpassend angewendet
Riedl nutzt Hayalis Beispiel dann, um seine alte These zu wiederholen: Nachrichten würden heute zu sehr mit Kommentaren vermischt, das Publikum werde „belehrt“, statt nüchtern informiert. Er wünscht sich „reine Nachrichten“ ohne Einordnung.
Doch gerade an Hayalis Beispiel greift diese Kritik ins Leere. Ihre Anmoderation war keine Belehrung, sondern notwendige journalistische Einordnung. Kirk war ein polarisierender Aktivist, dessen Positionen dokumentiert extremistisch waren. Und die Feststellung, dass Schadenfreude über einen Mord unangebracht ist, ist kein Kommentar, sondern schlicht eine zivilisatorische Selbstverständlichkeit.
Riedls Medienkritik wirkt hier vorgeschoben: Ein Standard-Vorwurf, der auf Teufel komm raus eingebaut wird, auch wenn er gar nicht passt.
4. Selbstinszenierung als „ehrlicher Kommentator“
Typisch für Riedl ist die Abgrenzung: Er selbst gestehe immerhin ein, dass er kommentiere, während die großen Medien ihre Wertungen als neutrale Nachricht verkauften. Das klingt bescheiden, ist aber eine Selbstinszenierung. Denn was er tatsächlich betreibt, ist nichts anderes als ein Meinungsblog – aber mit dem Anspruch, ehrlicher, mutiger und klarer zu sein als die etablierten Medien.
Hayali wird so zur Folie für seine eigene Selbstbeschreibung. Ihre Lage – die Bedrohung, die sie erlebt – wird instrumentalisiert, um seine Rolle als „unabhängiger Aufklärer“ zu unterstreichen.
5. Das eigentliche Problem
Der rote Faden durch Riedls Artikel ist nicht die Frage nach Journalismus und Hass, sondern seine wiederkehrende Opfererzählung: Er sei der Missverstandene, der Kritisierte, der sich gegen den Mainstream stemmen müsse. Dass er dabei immer wieder fremde Themen benutzt – in diesem Fall sogar die Bedrohung einer Kollegin –, macht seine Argumentation nicht stärker, sondern schwächt sie.
Das Problem ist nicht das „Belehrungsfernsehen“, sondern die beständige Rückführung jeder Debatte auf die eigene Person.
Fazit
Riedls Text über Dunja Hayali wirkt auf den ersten Blick wie eine medienkritische Reflexion. Doch bei genauerem Hinsehen ist er vor allem eines: ein weiteres Kapitel in seiner fortgesetzten Selbstinszenierung. Statt die Bedrohungen gegen eine Journalistin klar ins Zentrum zu stellen, biegt er die Geschichte zu seiner eigenen Opferrolle um.
Damit sagt sein Artikel weniger über Hayali oder über den Zustand des Journalismus – und umso mehr über ihn selbst.
Meine persönliche Meinung: Ganz mies, Gerhard!
6 thoughts on “Zwischen Shitstorm und Selbstmitleid – eine Antwort auf Gerhard Riedl”
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Inzwischen hat Gerhard Riedl einen zweiten Artikel in die „Kulturkampf-Arena“ geschickt – diesmal über Julia Ruh, die er erwartungsgemäß als Opfer einer angeblichen „Anti-Freespeech“-Haltung inszeniert. Hintergrundrecherche zu ihrer Entlassung? Fehlanzeige. Stattdessen wieder Seitenhiebe auf Schmähungen gegen seine Person – er kann es offenbar nicht lassen.
Ich habe mir die Mühe gemacht, die ersten drei Folgen von Julia Ruhs moderierter Sendung „Klar“ anzuschauen. Mein Fazit: Kritische Berichte über Missstände in Migrations- oder Agrarpolitik sind legitim. Problematisch ist jedoch die unklare Zuordnung von Verantwortung und das Ausbleiben einer direkten Konfrontation mit den verantwortlichen Politiker:innen.
Ihr Anspruch, „nur die Wahrheit zu sagen, die niemand hören will“, erinnert stark an Riedls eigenes Selbstbild – immer als Opfer, das für seine angeblich unbequemen Wahrheiten in der Tangoszene bestraft wird.
Bravo Klaus! Sehr gute Analyse.
Wieder zurück von einer Welttournee/Urlaub habe ich bei G.R. noch nicht viel gelesen, aber das, was ich gelesen habe, ist mehr als haarsträubend!
Ich werde – bei Gelegenheit – noch näher darauf eingehen. Wenn Du nichts dagegen hast, mache ich das hier auf Deinem Blog, denn bei G.R. habe ich keine Lust zu schreiben.
Herzliche Grüße,
Thomas
Danke, Thomas, und natürlich kannst Du gerne bei mir einen Gastbeitrag oder Kommentar schreiben.
Lg. Klaus
Vielen Dank, Klaus Wendel für diesen Blogbeitrag!
Um GR zu helfen, habe ich ihm gestern einen Kommentar geschrieben, damit er seine Befindlichkeiten besser einordnen kann, aber dieser Kommentar muss irgendwie verloren gegangen sein, denn er hat ihn nicht veröffentlicht. Hier ein Auszug:
“ ….
Nun muss ich Dir noch kurz bei einer Widrigkeit helfen, die dir widerfahren ist, denn Du schreibst:
》Oder auf den Knien würdigen, welche Verdienste irgendein komisches „Weltmeisterpaar“ errungen hat.《
Nein, du solltest den Maestros nicht auf den Knien einfach grundlos danken, sondern weil sie dir deinen Herzenswunsch erfüllt hätten:
》im Einzelnen erklärt zu bekommen, wie denn der verdammte Enrosque genau funktioniert《
Also, lieber Gerhard: flugs an die Tastatur, und den Beyreuther anmailen, ihn um Verzeihung bitten und ihm anbieten, dass Du nun die verpasste Weltmeisterstunde mit dem Thema „Enrosques“ nachzuholen wünschst.
… “
Ich hoffe, dass er doch noch über diese goldene Brücke, die ich ihm gebaut habe, gehen wird!
Mit fröhlichen Grüssen aus Luxembourg
P. Paal
Gerhard blockiert so einige Kommentare, die ihm peinlich erscheinen und die er nicht gut kontern kann. Also wundert mich das nicht. So nimmt er auch diesen – für ihn – unbequemen Artikel, der ihn ziemlich entlarvt, auch nicht zur Kenntnis.
Lg. Klaus
Über goldene Brücken gehen gehört nicht zu Gerhards Skillset. Er hat im Wesentlichen drei Standardmethoden, mit Kommentaren umzugehen:
1. Rotzig-trotzig, Selbstinszenierung als Rebell
2. Sich an irgendwelchen unwichtigen Details hochzuziehen und dabei hoffen, dass keiner merkt, dass er zum Inhalt nichts zu sagen hat
3. Selbstinszenierung als Opfer böser Mächte und Verschwörungen