Das Phänomen Nicole Nau – Ein Medien-Profi (bearbeitet)
Wenn ich jetzt über dieses Thema schreibe, höre ich schon die Rufe: Jetzt kommt die persönliche Abrechnung. Ich muss aber alle enttäuschen: Es wird keine, zumindest keine persönliche. Denn ich will hier nicht auf persönliche Geschichten eingehen, sondern auf ihre Werbestrategie, auf ihre Fähigkeit, alle Felder des Tango zu bedienen. Darin ist sie schlicht genial – solange man nicht hinter die Fassaden schaut. Denn was äußerlich wie eine perfekte Inszenierung wirkt, ist in Wirklichkeit eine unfreiwillige Selbstdemontage. Ich bewundere ihren […]
Antworten auf „Das Phänomen Nicole Nau – Ein Medien-Profi (bearbeitet)“
Lieber Klaus,
ich habe den Text jetzt mehrmals gelesen und frage mich, was der Tenor des Textes sein soll bzw. der Beweggrund war, diesen Text zu verfassen, denn eine „persönliche Abrechnung“ soll es ja gerade nicht sein. Dennoch bleibt genau das bei mir hängen oder weshalb sind die Spülgewohnheiten im Hause Nau/Pereyra erwähnenswert?
Das möge man doch bitte den beiden überlassen und wenn sie in Luis ihren Herzensmenschen gefunden hat, so what?
„Ich beobachte sie seit 37 Jahren, seit unserer beruflichen Trennung als gemeinsames Tanzpaar. Auch diese Verbindung verheimlicht Nicole […]
Seltsam ist auch, wie sie mich als Person und unsere gemeinsame Zeit, immerhin war ich ihr erster Tango-Lehrer und Tanzpartner, in ihrem Narrativ lediglich auf einen „am-Schuh-kleben-geblieben-Werbezettel“ reduziert.“
Sorry aber das klingt für mich sehr nach gekränktem Ego, obwohl ihre Art zu tanzen keinen bleibenden Eindruck bei Dir hinterlassen hat (ich frage mich, warum man einen Tanzpartner hat, dessen Art zu tanzen „beliebig“ ist).
Ricardo steht offenbar über den Dingen, denn von ihm habe ich noch nie eine negative Äußerung über Nicole gehört, obwohl er komplett aus ihrem Leben gelöscht worden ist, so zumindest der Eindruck. Ich kann das menschlich nicht nachvollziehen aber mir steht es nicht zu, dieses Verhalten von Nicole zu beurteilen, weil es eine private Angelegenheit ist, die man meiner Meinung nach nicht an die Öffentlichkeit zerren muss.
Ich kenne nur Ricardo, insofern bin ich alles andere als parteiisch, was Nicole angeht aber ich finde solche persönlichen Artikel sehr befremdlich.
LG
Anja
Liebe Anja,
…und ich habe deinen Kommentar mehrfach gelesen und bin ehrlich gesagt erstaunt über die Verdrehungen, die dich offenbar zu einer Verteidigung von Nicole verleitet haben. Deshalb möchte ich einige Dinge klarstellen:
1. Persönliche Abrechnung?
Deine erste Frage: Den Beweggrund oder Tenor meines Artikels habe ich bereits im Eingangstext beschrieben. Aber meine Abrechnung ist keine persönliche, sondern eine mit ihrer etwas verschobenen Selbstdarstellung, mit Ihrer Pose. Wenn Nicole zum Beispiel in einer Fernsehsendung über „Kämpfernaturen“ ihre ganz persönliche Geschichte offen erzählt, ihr Leben als Kind mit der Alkoholkrankheit ihrer Mutter öffentlich macht, dann sehe ich darin keine ehrliche Läuterung, sondern eine Selbsterhöhung mittels Erniedrigung ihrer Mutter. Sie stellt nämlich darin ihre Geschichte als Kind, mit dem heimlichen Einschließen in einem stillen Raum, um darin traurige Geschichten zu tanzen, in den Kontext der späteren Karriere als Tango-Tänzerin, lässt aber dabei wieder 15 Jahre Entwicklung als Tänzerin aus. Dann stellt sie ihre beginnende Bühnenkarriere in Buenos Aires als Solo-Überlebenskampf mittels Casting-Agenturen dar, und lässt die Geschichte, denn Grund ihres Erfolges, nämlich Ricardo total aus. Mal abgesehen davon, dass sie wirklich was durchgemacht hat, aber in einer Fernsehschau die eigene Kämpfernatur mittels Lügen darzustellen, ist etwas anderes als eine Therapie und Verarbeitung ihrer Lebensgeschichte.
Du wirfst mir vor, ich hätte meinen Text zu einer „persönlichen Abrechnung“ gemacht – weil ich im Schlusssatz nach 37 (!) Jahren einen einzigen Satz über unsere gemeinsame Vergangenheit erwähnt habe? Und zwar im Zusammenhang mit einer ziemlich miesen Herablassung meiner Person.
Gegenfrage: Ist es keine „persönliche Abrechnung“, wenn Nicole mich (und Ricardo) seit Jahren in Interviews, Shows, Fernsehsendungen und sogar in ihrer Biografie konsequent ausblendet oder – wenn überhaupt – mich als Person auf einen „am Schuh klebenden Werbezettel“ reduziert? Ist dieses Schweigen, diese Auslassung nicht mindestens ebenso persönlich verletzend?
Ich habe das einmal in einem Nebensatz erwähnt. Nicole dagegen zieht es seit Jahrzehnten durch. Und du nennst meine Bemerkung eine Abrechnung? Da verrutscht dir die Perspektive.
Was du hier nämlich als meine persönliche Kränkung beschreibst, ist bei mir in Wirklichkeit mehr eine Verwunderung über ein tragisches, persönliches Scheitern einer erfolgreichen Person – etwas, das ich eher mit einem Gefühl des Bedauerns betrachte.
2. Die Sache mit dem Spülen
Du kritisierst, ich hätte Nicoles „Spülgewohnheiten“ unnötig öffentlich gemacht. Aber hier verdrehst du Ursache und Wirkung: Diese Anekdote stammt nicht von mir, sondern von Nicole selbst. Sie bringt sie immer wieder in Interviews vor – und zwar im Kontext von Tango, Partnerschaft und Rollenverständnis.
Wenn ich das aufgreife, dann nicht, um ihre Zweisamkeit lächerlich zu machen, sondern um zu zeigen, wie selektiv sie ihre Privatsphäre öffnet: Unwesentliches (Hausarbeit als devoter Dankesgestus) wird groß in Szene gesetzt, Wesentliches (z. B. frühere Partnerschaften, künstlerische Weggefährten) wird ausgeblendet.
Meine Kritik richtet sich gegen diese kalkulierte Außendarstellung. Wenn banales Spülen zur rituellen Metapher für Partnerschaft und gar für das Ideal des Tangopaars hochstilisiert wird, dann ist das nicht „meine Indiskretion“, sondern ihre Pose. Und genau diese wollte ich sichtbar machen.
3. Die Briefmarke und Ricardo
Ricardo selbst hat in einem eigenen Artikel die Wahrheit über diese berühmte Briefmarke öffentlich gemacht – eine Geschichte, die Nicoles Verhältnis zur Wahrheit in ein sehr schlechtes Licht rückt.
Natürlich gibt er keine „Abrechnung“ von sich. Warum? Weil Nicole jede Darstellung ihrer gemeinsamen Zeit mit rechtlichen Schritten unterbunden hat – und er mit weiteren rechnen müsste. Er darf nicht einmal seine eigenen Tanzvideos zeigen, die doch einen wichtigen Teil seiner Laufbahn dokumentieren.
Was du also als „Coolness“ oder „Gentleman-Gelassenheit“ interpretierst, ist in Wirklichkeit vielleicht alles andere als gelassen. Das ist mein persönlicher Eindruck – Ricardo ist Ricardo, ich bin ich. Aber wie ich von Ricardo weiß, war auch er sehr, sehr verletzt.
Darum mein Rat an dich: Äußere dich nicht über persönliche Dinge, die du gar nicht beurteilen kannst. Mit deiner Unterstellung meiner persönlichen Kränkung riskierst du, genau den Schmutz an die Oberfläche zu bringen, den eigentlich niemand öffentlich sehen möchte – der aber im Zweifel der Klarstellung dienen müsste. Deine Eindrücke kannst du gern teilen, das ist legitim. Aber deine Perspektive ist in diesem Punkt schlicht verrutscht. Es ist nämlich so, dass viele Menschen und Wegbegleiter um ihre persönliche Dinge aus der Vergangenheit wissen, aber ihnen Nicoles Schweigen darüber unverständlich erscheint. Denn würde Nicole zu ihrer tänzerischen Entwicklung stehen, wäre es angesichts ihrer Bekanntheit und ihrer Leistung überhaupt kein Problem und würde alles in einem menschlicheren Licht erscheinen lassen. So, wie sie jetzt versucht es unter den Tisch zu kehren, macht sie es nur schlimmer und für sie peinlicher. Im Übrigen betrachte auch ich unseren damaligen Bühnen-Tanz vor 37 Jahren als selbstüberschätzenden Makel meiner tänzerischen Laufbahn, – auch schäme mich etwas dafür, aber ich stehe zu meiner Vergangenheit.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Wendel
Man muss doch zugeben, dass Nicole auch ein gutes Gespür für den Tango hat, denn das Foto zu diesem Artikel zeigt sie doch beim wohlwollenden Betrachten des Videos eines bekannten bayrischen Tangobloggers. Oder?
Fröhliche Grüße aus Luxembourg
P. Paal
Wenn Du das Tuch als Reaktion auf das Video meinst, könnte man das so auslegen. Aber das wäre etwas weit hergeholt.
> „wenn das Gehen getanzt werden soll, ist es kein natürliches gehen mehr, also von A nach B.“
Warum nicht? Es wäre hilfreich, wenn du deine Feststellungen/Behauptungen begründen würdest und sei es nur mit einem Link z.B. auf einen Artikel, in dem du dich mit dem Thema schon mal beschäftigt hast.
Das folgende Gehen finde ich völlig „natürlich“: https://www.youtube.com/watch?v=azfamJ_7jA0
Aber man kann natürlich auch das Bein übertrieben durchstrecken, den Fuß nach außen drehen und mit dem Ballen bzw. den Zehen zuerst aufsetzen, dann ist es UNnatürliches Gehen: https://www.youtube.com/watch?v=3JnOO0dPbXo
Hallo Jochen,
gerne, hier mein Artikel zum Thema „Gehen“. https://www.tangocompas.co/gedanken-ueber-tangounterricht-teil-4/
Ist natürlich ein schwieriges Kapitel, weil man oft den Unterschied zwischen tänzerischer Intention und rein technischer Ausführung für etwas Belangloses hält. Aber das Gehen bekommt einen völlig anderen Ausdruck, wenn man die „Qualität des Aufsetzens“ der Füsse nicht als vorletzte Konsequenz einer Fortbewegung betrachtet, sondern als die eigentliche, musikalische Möglichkeit benutzt, die Taktschläge zu akzentuieren, weil ich ja dafür nur die Füße habe, denn die Hände stehen ja dafür in der Urarmung nicht zur Verfügung.
Ob nun natürlich oder unnatürlich, spielt hier keine Rolle, es ist nur ein qualitativer Unterschied. Ich bevorzuge natürlich die natürliche.
Es ist aber genau die Schwierigkeit eine tänzerische Bewegung wie den Tango-Gang natürlich wirken zu lassen. Aber es ist nicht damit getan einfach nur, wie auf der Straße, sich gehend fortzubewegen. Obwohl es so wirkt.
Habe selbst lange gebraucht, dahinter zukommen, das kann auch kaum jemand gut erklären. Hatte letztens Masterclass und habe das dort bestätigt bekommen.
Kann es auch so ausdrücken: Wenn Du in Deinem natürlichen Tango-Gang die Füße bewusster aufsetzt, ob weich, flach, schnell, je nach Musik, wirst Du einen anderen, tänzerischen Ausdruck bekommen.
Hallo Klaus,
ich habe jetzt mehrmals deine Antwort auf Jochens Kommentar gelesen und werde einfach nicht schlau draus. Geht Adam Cornett in dem von Jochen verlinkten Video „natürlich“, oder nicht? Das ist eigentlich eine einfache Frage, die man mit wenigen Sätzen beantworten könnte. Stattdessen schreibst du von „tänzerischer Intention“, „rein technischer Ausführung“ (?) und „Qualität des Aufsetzens“ ohne auf die eigentliche Frage einzugehen.
Ich habe keine Ahnung, worauf sich „Ob nun natürlich oder unnatürlich, spielt hier keine Rolle“ bezieht. Falls es sich auf das Gehen in dem Video bezieht, spielt es sehr wohl eine Rolle, denn genau darum geht es.
„Ich bevorzuge natürlich die natürliche.“ ist komplett sinnloser Wortsalat, denn es fehlt das Objekt, das dem ganzen erst eine Sinn geben würde: „die natürliche WAS“? Der naheliegende Bezug wäre „Urarmung“, aber das ergibt auch keinen Sinn.
„das kann auch kaum jemand gut erklären.“ Natürliches (?) Gehen ist also so kompliziert, dass man es gar nicht in Worte fassen kann. Das ist eine originelle Feststellung von jemand, der angeblich seit Jahrzehnten erfolgreich Tango unterrichtet.
Hallo Thomas,
Viele Dank für Deine Nachfrage. Ich muss zugeben, es ist nach einem Überprüfen ds Textes wirklich nicht gut formuliert – da hast Du völlig Recht – und ich tue mich schwer, in einem Kommentar-Zusammenhang eine Bewegung zu erklären, die durch eine Intention, von einer rein technischen Beschreibung zu einer Meta-Beschreibung wird.
Ich habe versucht, das Gehen beim Tango zu beschreiben in einem extra Blog-Artikel: „Wie das Gehen zum Tanz wird“. Wenn Du dann nicht verstehst was ich meine, bitte melde Dich, dann muss ich das nochmal präzisieren. Ich bin wirklich interessiert daran es Dir zu erklären. Ich kann Dir nur eines schon mal verraten: Es hat nur wenig mit einer technischen Beschreibung zu tun.
Aber ich kann bestätigen, dass mir das Gehen beim Tango durch eine tänzerische Intention zur leichtesten Übung, zum reinsten Genuss geworden ist und ich mich frage, warum habe ich da nicht früher mal drüber nachgedacht und habe im Unterricht damit einen durchschlagenden Erfolg, auch bei Anfängern.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Wendel
Hallo Thomas,
Seltsam! Erst beschwert Du Dich hier darüber, aus einem Text nicht schlau zu werden, darauf antworte ich Dir, sende Dir einen Link für meinen Artikel übers „Gehen“. Obendrein antworte ich Dir ausführlich per Email, weil man „natürliches Gehen“ nicht so einfach beschreiben kann, bitte um ein Feedback – und es kommt… NICHTS!
War Dein Kommentar jetzt eine ernstgemeinte Frage mit bitte um Klärung? Oder nur ein Schnellschuss aus der Hüfte?
Eine Antwort kann ich ja wohl auch jetzt nicht erwarten.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Wendel