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Tango – ein Social Dance? Oder: Wann wird etwas wirklich sozial?

Tango – ein Social Dance? Oder: Wann wird etwas wirklich sozial?

In der Tango-Welt müsste ich mich wohl als Egoist bezeichnen – zumindest, wenn ich all das ernst nehme, was man so hört oder liest, was man in Milongas oder Tanzschulen angeblich „zu tun“ oder „zu leisten“ hat. Im Laufe meines Tangolebens sind mir viele Idealvorstellungen begegnet. Wenn ich sie alle erfüllt hätte, wäre ich heute ein wahrer Messias: ein Tango-Altruist, ein Retter der Damenwelt über 50, ein pausenlos beschäftigter, ehrenamtlicher Tangolehrer ohne Unterrichtsraum – vor allem aber: pleite, ausgebrannt und tänzerisch leer.

Was man von Teilnehmern einer Milonga erwartet – insbesondere von denen, die Zeit, Geld und Energie in ihre Ausbildung investiert haben – lässt mich regelmäßig innerlich zusammenzucken:
Wer sagt das? Wer verlangt das? Wo steht das geschrieben? Gibt es darüber überhaupt Vereinbarungen?

Ich habe nie welche gefunden.

Nur in den Köpfen… 

Aber dann fällt mir ein Zitat von Yuval Harari ein: Alle Regeln, Religionen, Gesetze, gesellschaftlichen Normen, Landesgrenzen, Geschlechterrollen – all das sind menschliche Gedankenkonstrukte. Keine göttlichen Wahrheiten. Sie existieren nur in unseren Köpfen. Manchmal stehen sie in Gesetzestexten, manchmal in Vereinsordnungen, oft aber eben nur in Köpfen – unsichtbar, aber wirkungsmächtig.

Ich weiß, das war ein philosophischer Umweg, nur um Folgendes zu sagen:
Ich tanze mit den Partnerinnen, mit denen es mir Freude bereitet.

(Im Unterricht tanze natürlich auch mit Schülerinnen – aber das ist kein Tanzen, das ist Unterrichten.)

Meine Tanzpartnerin Esther handhabt das anders: Sie tanzt mit jedem.
Aber sie hat das freiwillig entschieden.
 
Und das ist genau das, was ich meine: Sozial sein beruht in der Milonga auf persönlichen Entscheidungen, nicht aus Zwang. 
(Die „Reichensteuer“ hingegen hoffentlich bald doch!)

Von sozialen Zwängen, gesellschaftlichen Normen und stillen Erwartungen

Doch irgendwann kam der Moment, in dem ich innegehalten habe und mich gefragt habe:
Warum mache ich das eigentlich alles? Für wen? Und wer schreibt mir eigentlich vor, was „sozial“ oder „richtig“ in einer Milonga ist? Warum fühle ich mich schuldig, wenn ich mich weigere, etwas zu tun, das mir selbst keinen Genuss bringt?

Die eigentliche Übersetzung von „Social Dance“ ist nur „Gesellschaftstanz“. Aber im englischen Sprachraum bezeichnet Social Dance alle Tänze, die im sozialen Kontext getanzt werden, also zur Begegnung, Unterhaltung oder spontanen Teilnahme.

Der deutsche Begriff „Gesellschaftstanz“ meint eine regulierte Form des Paartanzes – meist Standard, Latein oder Tango Argentino – bei dem soziale Funktion (z. B. Begegnung) im Vordergrund steht, nicht moralische oder solidarische Bedeutung.

In Argentinien wird unterschieden, ob man Tango sozial tanzt oder Auftritte oder Wettbewerbe. Manche Milongueros betonen, dass sie nur „sozial“ tanzen gehen, also in Milongas. Und das bedeutet auch wohl, dass man mit allen Gepflogenheiten und „codigos vertraut ist. 

Aber, dass man sich in einer Gesellschaft „sozial“ verhält, wird wohl erwartet. Dem Tango wird manchmal nachgesagt, dass er allein deshalb sozial sei, weil man keine anderen Paare auf der Tanzfläche behindert oder sogar berührt. Aber diese Rücksicht diente in rauen Zeiten in den Barrios von Buenos Aires auch wohl eher dem Eigenschutz, denn dort ging’s beim Rempeln anderer Paare gleich ans Eingemachte. Das sorgsame Tanzen auf den Pisten dieser Zeit war wohl kaum „Achtsamkeit“ sondern eher Angst vor Prügeln. 

Ein Tanz kann aber nicht sozial sein, sondern nur die Gesellschaft, die ihn tanzt. Deshalb sollte man einem Tanz diese Eigenschaft nicht zuschreiben.

Tango an sich ist also nicht sozial.

Die Regeln, wie man miteinander umgeht sind nicht festgeschrieben , sondern nur nach allgemeinen gesellschaftlichen Normen organisiert. Und die sind jeweils auch anders auslegbar: Was der eine für selbstverständlich hält, ist für den anderen noch lange keine Pflicht. Oft stehen diese Pflichten nur im Raum, als unausgesprochene Regel für alle. Und dadurch, dass sie niemand klar formuliert, entstehen oft Missverständnisse: Was heißt „sozial sein“ in einer Milonga?

Das Wort „Sozial“ ist ein schillernder Begriff. Er kann Wärme bedeuten – oder auch Kontrolle. Freundlichkeit – oder Erwartungsdruck. Im Tango wird er gerne als moralisches Argument verwendet:

Du musst tanzen mit der, die niemand auffordert. Du sollst nicht nur an dich denken.

Aber wer bestimmt diese Regeln? Und was, wenn sie mir den Tanz verderben?

Ich bin nicht gegen Rücksichtnahme oder Freundlichkeit. Im Gegenteil – ich schätze achtsames Verhalten.
Aber was ich zunehmend erlebe, fühlt sich nicht wie echte Solidarität an – sondern wie Zwang im Gewand des Altruismus. Irgendwann frage ich mich: Dient das wirklich dem sozialen Miteinander – oder soll es nur Schuldgefühle erzeugen bei jenen, die sich verweigern?

Natürlich verstehe ich das Bedürfnis, nicht ausgeschlossen zu sein.
Aber bin ich dafür verantwortlich? Natürlich nicht, aber ich könnte das Problem lösen. Und hier wird die Frage für jeden zum moralischen Dilemma. Und dieses Dilemma fühlt sich nicht gut an. 
Und bin ich wirklich unsolidarisch, wenn ich mir erlaube, meine Zeit und meine Tänze bewusst zu wählen – so wie es ja auch diejenigen tun, die solche Erwartungen an mich stellen?
Eine Antwort von Euch würde mich sehr interessieren  – in den Kommentaren.


Die stillen Gesetze der Milonga

Es gibt in der Tangowelt viele ungeschriebene Regeln. Sie sind nirgends offiziell festgelegt – aber wehe, du hältst dich nicht daran.

Wer gut tanzt, soll sich bitte auch „zur Verfügung stellen“. Freundlich. Uneigennützig. Jederzeit abrufbar. Warum eigentlich? Wem genau schulde ich etwas?

Ein oft beobachtetes und erwähntes Beispiel:
Da sitzt eine alleinstehende Frau, vielleicht um die 70, allein an einem Tisch. (Ich bin übrigens auch mittlerweile weit über 60). Sie wird kaum aufgefordert. Man sieht sie – und schon entsteht Erwartungsdruck:
Wie herzlos muss man sein, sie nicht aufzufordern?

Vielleicht tanzt sie unsicher. Vielleicht stimmt die Verbindung nicht. Vielleicht fühle ich mich einfach nicht wohl mit ihr. Vielleicht ist die Tanzpiste zu voll, um eine mir unbekannte Tänzerin sicher über’s Parkett zu geleiten? Doch wenn ich mich entscheide, nicht zu tanzen, stehe ich schnell als Egoist da.
Nicht „sozial“.
Aber wer hat dieses Narrativ eigentlich erfunden?

Ein anderes Beispiel:
Nach einem Auftritt oder nach der Musik eines DJs wird erwartet, dass man sich erkenntlich zeigt – mit Applaus, Lob, Unterstützung. Klar, gute Arbeit verdient Anerkennung. Aber was, wenn mich die Musik kaltlässt? Wenn ich nichts sagen will? Muss ich dann trotzdem klatschen, um nicht als unhöflich zu gelten?

Solche stillen Erwartungen gibt es viele:

    • Mit wem muss ich tanzen?
    • Wie oft sollte ich auffordern?
    • Was darf ich denken, ohne gleich ins Abseits zu geraten?
    • Wieviel „Pflichttanda“ ist sozial verträglich, bevor ich mir wieder eine gönne, die mir wirklich Freude macht?
    • Der Begrüßung-Bussi: tut mir leid, sie gehört in die Gesellschaften, wo es üblich ist, aber ich möchte nicht jeden umarmen und ein „Luftküsschen“ schenken, besonders nicht geheuchelt bei Leuten, die ich eigentlich nicht mag. 

Am Ende läuft vieles darauf hinaus:
Es werden alle in Frage kommenden Männer nicht laut verurteilt – aber subtil:
„Warum kümmert sich niemand darum?“
Oder man wird von seiner eigenen Tanzpartnerin darauf angesprochen: „Da hinten sitzt eine Frau schon den ganzen Abend alleine herum. Kannst du sie nicht mal auffordern?“ 
Aus dieser Falle kommt man dann nicht wieder heraus. 

Die Milonga gibt sich offen, tolerant und herzlich.
Dabei geht es aber nie um offizielle Regeln – sondern um stillschweigend durchgesetzte Rituale.

Aber wenn es nur Rituale sind, die unter gefühltem Druck nicht mehr freiwillig wirken, dann sind sie auch nicht mehr wirklich „sozial“ im Sinne der innerlichen Anteilnahme am anderen. Oder?

Ist es vielleicht deshalb in Encuentros üblich, alleinstehende, ältere Damen nicht einzuladen? Weil sie nur rumsitzen und den Männern ein schlechtes Gewissen machen und dieses lästige Gefühl vermeiden möchte? Naja, wenigstens ehrlich. 

 

Ich habe hier nachträglich noch ein wichtiges Kapitel eingefügt, das ich für wichtig halte:

Der Umgang mit den Codigos in Buenos Aires

Es ist nicht so, dass die Nichtbeachtung oder Unkenntnis der Codigos in Buenos Aires hart geahndet würde.
Bestimmte Regeln – wie z. B. das Einhalten der Ronda, das Nicht-Kreuzen der Tanzfläche, das Verwenden des Cabeceo – gelten dort zwar als selbstverständlich, doch ihr Ursprung liegt nicht im Zwang, sondern in gegenseitiger Rücksichtnahme. Wer sie kennt, macht es sich und anderen leichter.

Andere Codigos hingegen sind eher wie kleine, versteckte Wegweiser. Wer sie nicht sieht oder nicht versteht, irrt eben ein wenig herum – wie jemand, der eine fremde Stadt ohne Stadtplan durchquert. Anschluss findet man trotzdem, nur vielleicht ein bisschen später.

Wenn dort jemand ein/e erfahrene/r Milonguero/a ist, erkennen das die anderen sofort. Man sagt dann:
„…tiene puerta“ – er oder sie hat sinngemäß „alle Türen offen“.
Das bedeutet: Der oder diejenige bewegt sich selbstverständlich in diesem kulturellen Raum. Ohne Zwang, ohne Überkorrektheit. Man versteht die Spielregeln – und braucht sie nicht mit erhobenem Zeigefinger durchzusetzen.

Die Nichteinhaltung von Codigos wird in Buenos Aires also nicht dramatisiert.
Im Gegenteil:
Wer als Tourist von einem Fettnäpfchen ins nächste tappt, wird nicht belehrt, sondern höchstens freundlich belächelt.
Ein bisschen gringo eben. Man nimmt’s mit Humor.

Und genau das wäre vielleicht auch hierzulande mal wohltuend:
Ein bisschen weniger Tango-Gerichtshof. Ein bisschen mehr urbane Gelassenheit.

Und deshalb würde ich das Wort „codigos“ nicht als strenge Regeln übersetzen, sondern eher als Hilfen für gelungene Tango-Abende für alle.  

Aber das haben die meisten, die sie bereits umsetzen, auch verstanden. 

Spaß ohne Rechnung – oder: Der Tango soll alles sein, nur nichts kosten

Ein anderer, gern formulierter Vorwurf lautet:
„Der Tango ist zu kommerziell geworden.“

Gerne gesagt von Menschen, die seit Jahren regelmäßig Unterricht nehmen, auf Festivals reisen, sorgfältig kuratierte Milongas besuchen und sich über den Getränkeservice beschweren, wenn das Glas zu spät kommt.
Romantischer Antikapitalismus vom Feinsten. 

Ein Zitat einer Bloggerin: (nicht wörtlich aber sinngemäß, deshalb keine Quellenangabe)

„Ich erinnere mich an Abende, an denen ich auf eine Milonga kam – und sofort merkte:
Ich soll konsumieren.
Ich soll mich bewegen im gefälligen Flow, sauber eingekleidet, möglichst stylisch, zu einer Musik, die bitte niemanden stört.
Man kommt sich manchmal vor wie im Tanzrestaurant:
Menü festgelegt, Stimmung geregelt, Zielgruppe berechnet.
Fehlen nur noch die Orchideen in der Mitte.
Wäre das mein erster Tangoabend gewesen – ich wäre nie wiedergekommen.“

Und doch: Die Veranstalter liefern, was gewünscht wird.
Kunden bringen Geld. Das ist ihr Job. Sie konsumieren. Sie bezahlen.
Die Anbieter? Die müssen liefern. Am besten: standardisiert, gut durchkalkuliert, mit Mehrwert.

Ich verstehe das. Ehrlich. Miete, GEMA, Technik, Werbung – das kostet.
Aber dann kommt der nächste Vorwurf:
„Der Tango wird verkauft!“

Aber auch oft gekauft!

Und soll etwas, was  gut gemacht wird, nichts kosten? 

Der Spruch mit dem Boot

Und dann fällt er wieder: der Klassiker unter den Solidaritätsformeln:
„Wir sitzen doch alle in einem Boot.“
Ja. Nur sagen das meistens die, die sich am liebsten rudern lassen.
Die gern fordern, aber ungern geben.
Die sich bedienen lassen – und dann schimpfen, wenn das Buffet nicht ihren Erwartungen entspricht.

Und jetzt mal ehrlich:
Warum eigentlich soll ich als Tänzer, der viel Geld, Zeit und Energie in seine Entwicklung gesteckt hat, aus schlechtem Gewissen heraus Tänzer*innen „durchfüttern“, die sich nie bemüht haben?
Warum soll ich Tandas tanzen, die mir keinen Spaß machen – nur weil jemand sonst beleidigt sein könnte?

Ist das sozial? Oder ist das einfach bequem?

Ich habe nichts gegen nicht sehr gute Tänzer:innen.
Ich habe etwas gegen Anspruch ohne Einsatz.

Meine persönliche Erfahrung bis zur beruflichen Unabhängigkeit

Soll Tango verschenkt werden?

Lange Zeit habe ich mehr oder weniger genau das gemacht – finanziell fast mehr für den Tango geben als von ihm bekommen. 
Es hat zehn Jahre gedauert, bis ich vom Tango-Unterricht leben konnte. Und selbst dann war es selten genug, um bequem davon zu leben. Ein eigenes Studio mit eigener Gastronomie? Konnte ich mir nicht leisten – wollte ich auch nicht wirklich. Zwischendurch habe ich immer wieder in anderen Jobs gearbeitet, damit es irgendwie reichte.

Das meiste Geld ging drauf – für Zigaretten, Alkohol und viel Tango-Unterricht.
Ich musste sie sogar mehrfach den Tango monatelang unterbrechen, weil das Geld nicht für die Studiomite reichte. Währenddessen hatte ich tagsüber mein Kind zu versorgen – in der Ausbildungszeit meiner Lebenspartnerin. Und abends? Unterricht in Dortmund, 50 Kilometer entfernt, mit Bus und Bahn zur besten Mehdorn-Zeit. Nachts um 2:00 Uhr im Bett, morgens um 7:00 das Kind in den Kindergarten, mittags wieder abgeholt.
Ständig zu wenig Schlaf. Aber so geht es wohl unzähligen alleinstehenden Müttern, also nur nicht jammern. Immerhin hatte ich ja meine Tango

Ich habe zu Beginn, nach der Zeit mit Nicole, in Dortmund Milongas organisiert für nur zehn Paare im Fritz-Hensler-Haus. Ca. 40 Schallplatten durch Bahnhöfe und enge Busse geschleppt – im „Rentner-Mercedes“ (Einkaufskarre mit zwei Rädern) , bei Winterfrost und Sommerhitze.
Ich habe Räume geputzt, Musikanlagen verkabelt, Werbung gemacht – alles selbst. Aus Liebe zur Sache.

Der Durchbruch kam erst 1996 – durch eine Fernsehsendung im WDR, Tangofieber. Ein Teil der Sendung war mir gewidmet. Danach explodierten die Schülerzahlen.
Aber auch dann gab es immer wieder finanzielle Lücken, Monate am Rande der Armut. Nie die Sicherheit, die andere selbstverständlich mit einem „richtigen Job“ verbinden.

Ich habe tausende von Mark und Euro in meine Ausbildung als Tangolehrer und als Tänzer investiert. 

Und wenn ich dann von einem Sesselfurzer am Bloggerbildschirm lesen muss, man sei als Tangolehrer nur kommerziell – dann werde ich stinkwütend! Und ich glaube andere auch. 

Wer sich darüber beschwert, dass jemand mit Tango Geld verdient, hat keine Ahnung, was es heißt, ihn aufzubauen.
Und vor allem: was es kostet – nicht nur finanziell, sondern auch emotional, körperlich, zeitlich.
Leidenschaft reicht eben nicht, wenn man Miete zahlen muss.

Aber nebenbei habe ich meine Tochter Elina großgezogen, die nach abgeschlossenem Studium mit Durchschnittsnoten um die 1 heute Chefredakteurin einer anerkannten Fachzeitschrift ist. Aber wie heißt es? Kinder bekommt man nur geliehen. 

Das unaussprechlich Ehrliche

Ich habe kürzlich über die Codigos in Buenos Aires geschrieben.
Über eine davon habe ich nicht geschrieben, sie lautet – Achtung, heikles Terrain:
„Man sollte nur mit Partner:innen tanzen, die etwa auf dem eigenen Niveau sind – ein bisschen drüber oder drunter ist okay.“

Ist das unsozial? Nein. Es ist durchdacht.
Aber natürlich: Stoff für alle, die gern von der Tango-Standesgesellschaft sprechen.
Dabei denken viele genau so – sie trauen sich nur nicht, es zu sagen, weil sie nicht arrogant wirken wollen.

Aber was ist daran arrogant, wenn man sich aussuchen will, mit wem man tanzt?
Warum ist es plötzlich unsolidarisch, wenn ich meinen eigenen Tanzabend genießen möchte – so wie andere sich auch ihren Lieblings-DJ oder ihre Lieblingstänzerin aussuchen?

Und jetzt?

Ich will keinen Tango, der so tut, als wäre er frei – und dabei lauter unausgesprochene Regeln im Gepäck hat.
Ich will keinen Tango, bei dem man sich ständig schlecht fühlen muss, nur weil man ehrlich wählt, mit wem man sich verbinden möchte.
Ich will echten Austausch – freiwillig. Kein stummes Bewertungssystem. Kein Pflichtprogramm.

Denn der beste Tango entsteht nicht aus Moral oder Mitleid –
sondern aus gegenseitiger Lust am Tanz.
Aus Flow. Aus dem Klick.
Und wenn’s nicht klickt, dann klickt’s eben nicht. Muss man aushalten können.

Wer das arrogant findet, darf sich gern seine eigenen Codigos basteln –
aber bitte nicht von mir verlangen, dass ich danach tanze.

Ich tanze nach meinem Gefühl – nicht nach Erwartungslisten.

3 thoughts on “Tango – ein Social Dance? Oder: Wann wird etwas wirklich sozial?

    • Author gravatar

      Lieber Klaus, ich danke dir für diese ehrliche Erzählung und für die Kritik an den moralischen Begriffen „sozial“ und „kommerziell“.
      Ich mache es oft genauso wie du, und ich weiß, dass mich manche dabei arrogant finden. (Aber für mich persönlich gibt es noch ein paar mehr Gründe, mit jemandem zu tanzen, auch wenn es tänzerisch nicht so ganz passt.)
      Theresa

      • Author gravatar

        Liebe Theresa, auch für mich gibt es noch andere Gründe als das Tanzniveau, zum Beispiel tanze ich gerne mit Frauen die ich einfach nett finde. Mit Frauen, mit denen ich am selben Tisch sitze und spreche. Mit den Frauen mitgereister Freude. Das andere verrate ich nicht. 😉 Arrogant wirkt man oft, wenn man die Ansprüche anderer nicht erfüllen möchte, das ist dann aber deren Problem. Und im Übrigen brauche ich keine Körbe mehr verteilen, weil ich auch nicht mehr der jüngste bin und sich das erübrigt hat.
        Und bitte sehr, für mein Wagnis, offen darüber schreiben zu können, weil es mir egal sein kann von anderen gemocht zu werden oder nicht.
        Lg. Klaus

    • Author gravatar

      Dieser Text ist ein schöner Rückblick eines Tango-Lebens. Toll geschrieben. Eine schöne Biografie: ehrlich, offen uns amüsant.
      Ich hörte mal: Tango macht nicht reich – eher das Gegenteil.
      Aber Tango kann glücklich machen – leider nur nicht immer.
      Vielen Dank!

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