Keine zwei Wendel – nur eine Haltung – aktualisiert
Habe im Kommentarteil noch einen aktuellen Kommentar abgesetzt: Ein kleines Psychogramm über Riedl
Ich bin mehrmals von einer Freundin ermahnt worden, mich auf meinem Blog nicht mehr auf Gerhard Riedl zu beziehen – aber er hängt an meinem Blog wie eine Klette. Offenbar, weil er seine merkwürdigen Sticheleien immer noch für Satire hält und glaubt, seine ohnehin ideenarme Thematik mit einer Art digitaler Schulhofschlägerei aufpeppen zu können – bekanntlich ein Mittel, um den Traffic nach oben zu treiben.
Nur diesmal ist er etwas zu weit gegangen: Wenn er meine Aussagen plötzlich als identisch mit seinen eigenen ausgibt und mir bei jeder Klärung oder Differenzierung „Zurückrudern“ und „zwei Wendels“ bescheinigt, wird es Zeit, die Dinge geradezurücken.
Es ist immer wieder faszinierend, wie sich manche Menschen selbst Geschichten erzählen – und zwar vorzugsweise über andere.
In seinem jüngsten Beitrag hat sich Gerhard Riedl erneut in den Versuch vertieft, mein Denken und Schreiben in ein eigenes Erklärungsmodell zu pressen. Diesmal bescheinigt er mir „die zwei Seelen des Klaus Wendel“ – offenbar ein Versuch, mich in seinem persönlichen Tango-Universum zwischen Zustimmung und Abweichung zu verorten.
Nun ja – das ist hübsch formuliert, aber leider komplett falsch.
Denn die zweite Seele, die er da entdeckt haben will, gibt es schlichtweg nicht. Ich bin in der Tangoszene seit vielen Jahren umstritten, gelegentlich gelobt, häufig widersprochen, und das ist völlig in Ordnung.
Nur: Vereinnahmt zu werden, weil jemand meine Argumente nicht in seine Schubladen einsortieren kann – das ist eine andere Kategorie.
Dass Riedl meine ironische Stichelei gegen Murat Erdemsels „Pausen-Tango“ als Rückkehr in sein eigenes Lager lesen möchte, ist psychologisch vielleicht interessant, argumentativ aber dünn.
Tatsächlich habe ich nie das langsame Tanzen an sich kritisiert – wohl aber Murat Erdemsels überzogenen Hang zu Pausen, der ihn eitel und selbstverliebt erscheinen lässt und mich in seiner Wirkung an Carlos Gavito erinnert.
Mein Einwand galt also nicht der Langsamkeit, sondern der Attitüde, mit der sie inszeniert wird. Wer daraus ein Zurückrudern meinerseits konstruiert, verwechselt Haltung mit Gefälligkeit.
Oder, um es bildlich zu sagen: Nur weil jemand im Takt tanzt, heißt das noch lange nicht, dass er dieselbe Musik hört.
Riedl spricht gern von „Schleicher-Tango“ – ein Begriff, der ungefähr so differenziert ist wie „Kunstkram“ oder „Modemusik“. Natürlich darf man Geschmacksurteile haben, aber wer sie mit missionarischem Eifer versieht, sollte sich nicht wundern, wenn andere den Tanzsaal verlassen.
Besonders absurd finde ich seine These, ich hätte nach heftiger Kritik an Murat Erdemsel meine Meinung aus Angst vor meiner „Anhängerschaft“ korrigiert. Eine hübsche Verschwörungserzählung – nur mit einem Schönheitsfehler: Diese angebliche Anhängerschaft existiert nicht. Außerdem habe ich sämtliche Socialmedia-Plattformen wie Facebook und Threads verlassen und weiß gar nicht, wie und wo über meine Artikel diskutiert oder geschrieben wird, wenn überhaupt. Und es interessiert mich auch nicht. Nur gelegentlich gehen meine Besucherzahlen rapide nach oben, aber kann garnicht wissen, ob und wo da wieder ein „Sturm im Wasserglas“ tobt. Ich habe also Leser, keine Jünger. Und ich bin ihnen gerade deshalb dankbar, weil sie widersprechen dürfen.
Riedl wiederum verwechselt Widerspruch mit Gesinnungswandel – vermutlich, weil beides in seiner Logik nicht gleichzeitig vorkommen kann. Dort, wo ich differenziere, konstruiert er Psychogramme.
Wenn ihm also meine Begründung nicht passt, wird sie kurzerhand als „Zurückrudern“ etikettiert. Das ist bequem – man spart sich die Mühe, zuzuhören.
Ich lese aus seinen Zeilen vor allem eines: eine tiefe Sehnsucht nach Eindeutigkeit in einer Welt, die längst plural geworden ist. Der Tango ist eben kein Einheitsprodukt mit Qualitätssiegel, sondern eine offene Sprache. Und wer sie wirklich beherrscht, weiß, dass Stille und Bewegung keine Gegensätze sind, sondern Atemzüge desselben Körpers.
Über Freiheit, Beliebigkeit – und Übung
Riedl versucht mir vorzuhalten, ich hätte den Satz „Freiheit muss man sich erarbeiten“ auf „dünnes Eis“ gesetzt. Das zeigt vor allem, dass er weder den Satz noch den Gedanken verstanden hat.
Denn Freiheit im Tango bedeutet nicht, alles zu tun, was einem gerade einfällt – das wäre Beliebigkeit.
Freiheit bedeutet, so sicher in Technik, Musikalität und Kommunikation zu sein, dass man spontan entscheiden kann, ohne den Partner zu gefährden oder die Musik zu verraten. Diese Freiheit fällt nicht vom Himmel, sie entsteht durch Arbeit, durch Üben, durch Körperbewusstsein.
Wer das für „unwirkliche Freiheit“ hält, verwechselt Können mit Willkür.
Und wer glaubt, sich Freiheit durch Nachlässigkeit zu erschleichen, tanzt im besten Fall improvisiert – im schlechtesten unkontrolliert.
Über Schaltpläne und Verständnislücken
Ganz amüsant finde ich übrigens seine ironische Bemerkung über meine „Grafiken, die an elektrische Schaltkreise erinnern“.
Da hat er gar nicht so unrecht – nur dass meine Diagramme tatsächlich Strom leiten: den zwischen Analyse und Erkenntnis.
Man muss sie natürlich lesen können.
Wer sich nie ernsthaft mit Bewegungslogik oder musikalischen Strukturen beschäftigt hat, wie Riedl, sieht dort vielleicht nur Linien und Kästchen – so wie jemand, der Notenblätter für dekorative Muster hält.
Ich zeichne diese Schemata, weil ich Tanz verstehe, nicht weil ich ihn ersetze.
Wer sie belächelt, gibt damit vor allem über seine eigene Lernbereitschaft Auskunft.
Ich jedenfalls bleibe dabei: Vielfalt ist kein Zeichen von Beliebigkeit, sondern von Reife.
Und ja – wirkliche Freiheit muss man sich erarbeiten. Wer lieber pfuscht, mag das für Freiheit halten; ich nenne es Schlamperei mit philosophischem Etikett.
Zum Glück bin ich mit dieser Einschätzung nicht allein. Bloggerkollege Yokoito hat den jüngsten Diskurs mit spitzer Feder begleitet und treffend bemerkt, dass der Tango nicht feststeckt – wohl aber manch einer, der ihn kommentiert. Treffender hätte ich es nicht sagen können.
Ich tanze also weiter.
Mit einer Seele.
Und genug Haltung für zwei.
PS: Ich empfehle für die Lektüre von Riedls Blog wie immer eine gute Tasse Tee – nicht, um ruhiger zu werden, sondern um länger durchzuhalten.
7 thoughts on “Keine zwei Wendel – nur eine Haltung – aktualisiert”
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Inzwischen hat Chainsaw-Gerd wieder mit einem neuen Beitrag auf meinen Kommentar geantwortet. Dieses Mal mit viel Tam-Tam, wirren Assoziationen zu Veit Harlan und anderem haarsträubenden, juristischen Gedöns.
Herr Riedl,
beeindruckend, wie Sie aus einem simplen Lesefehler ein verfassungsrechtliches Grundsatzreferat zimmern. Das muss man erst mal schaffen. Während alle anderen sehen, dass Sie schlicht eine Milonga falsch interpretiert haben, holen Sie das Lüth-Urteil, Veit Harlan und die Grundrechtsdogmatik aus dem Regal – als ginge es hier um staatliche Repression und nicht um Ihre eigene Unaufmerksamkeit.
Niemand hat Ihnen Boykottaufrufe unterstellt, niemand wollte Sie „mit einem Fuß ins Gefängnis“ schreiben. Aber Sie schieben diese Kulissen auf die Bühne, damit niemand merkt, dass Ihr Ursprungsartikel auf einer banalen Fehllektüre beruhte. Statt einfach zuzugeben, dass Sie danebenlagen, simulieren Sie lieber eine Art kulturkritischen Widerstandskampf gegen angebliche Unterdrücker.
Das Lüth-Urteil als Rettungsring eines Mannes, der Singular und Plural verwechselt – da muss man erst mal draufkommen.
Und dann die große Opferpose: Andere würden aus Ihnen einen „Skandal“ machen, Sie stünden im Zentrum einer Art Verfolgung… dabei entzünden Sie die Fackeln stets selbst und wundern sich dann über den Rauch.
Es bleibt dabei: Der Kern des Problems ist nicht die Meinungsfreiheit, nicht die juristische Großwetterlage, nicht die Geschichte des deutschen Films – sondern Ihr eigener Umgang mit Fehlern. Wer aus einem Missverständnis eine Tragödie bastelt, darf sich nicht wundern, wenn das Publikum irgendwann leise kichert.
Kurz gesagt: Viel Theater, wenig Substanz. Und alles nur, um nicht auszusprechen, was jeder ohnehin sieht.
Unser Hintertupfinger entlarvt sich als „Chainsaw-Man“
In seinem jüngsten Beitrag jammert er über Platzmangel in einer Münchner Milonga. Er behauptet, auf eine falsche Werbung hereingefallen zu sein – in Wahrheit ist er seinem eigenen Wunschdenken erlegen: möglichst viel Raum zum Rumwuseln, ohne störende Paare. Der Mann sieht überall Betrug, außer bei sich selbst.
Der Werbetext war eindeutig: „[…] Genießt einen entspannten Abend auf 120 qm perfektem Tanzparkett […]“ und „[…]“Um 18:00 Uhr öffnen wir die Tanzfläche jeweils am dritten Sonntag im Monat.[…]“
Kein Wort von mehreren Tanzflächen. Eine Fläche, 120 qm, Punkt. Erst in der allgemeinen Beschreibung des Tanzzentrums werden zwei Säle erwähnt – logisch, denn Tanzschulen werben damit für ihren Unterricht, nicht für die Milonga: „Das Gilchinger Tanzzentrum (GTZ) bietet in zwei Tanzsälen Tanzen für alle Altersstufen…“
Chainsaw-Gerd deutet das so um, als hätte man ihm mehrere Pisten versprochen. Und bastelt daraus einen peinlichen Verriss über „Unprofessionalität“ – sein Lieblingsthema, wenn ihm sonst nichts einfällt. Dass er dabei nicht einmal Singular und Plural auseinanderhalten kann, ist ironischer als jeder Kommentar.
Noch schöner: Er unterstellt der Veranstaltung „Schwindelei“ – steckt aber selbst mitten in der Fehllektüre. Was er da abliefert, ist schon dicht an geschäftsschädigend. Zumindest dürfte ihm ein Gespräch darüber schneller blühen, als ihm lieb ist.
Am Ende offenbart er unfreiwillig, worum es ihm wirklich geht. Sein Schlusssatz bringt es auf den Punkt – und auf seine eigene Weise bestätigt er damit das „Chainsaw“-Etikett: „Auf dem Heimweg sagte ich zu meiner Frau: Ich finde die Idee mit der Kettensäge gar nicht so schlecht!“
Man könnte meinen, der Mann braucht weniger Platz zum Tanzen – und mehr Platz für Selbstreflexion.
Gerhard Riedl • 17. November 2025 um 16:17 unter den Kommentaren:
Lieber Herr Wendel,
ja, sicher, ich habe ja geschrieben, dass ich auf die Werbung reingefallen bin!
Bei Ihrem sensiblen Sprachempfinden wäre es Ihnen sicher nicht passiert, schon klar.
Gut, dass Ihnen die Anspielung auf Javier Milei aufgefallen ist.
Beste Grüße!
Herr Riedl,
Ihre Antwort auf meinen Kommentar erinnert an den jüngsten Versuch von Donald Trumps Sprecherin Karoline Leavitt, den Reporter*innen weiszumachen, der in den Epstein-E-Mails genannte „Donald Trump“ sei ein anderer Donald Trump gewesen.
Glauben Sie wirklich, Ihre Leserschaft sei ähnlich leichtgläubig – und würde diese Ausrede als Entlastung durchgehen lassen?
Ihr Artikel wie auch Ihr letzter Kommentar riechen vom Kopf her streng, wie ein toter Fisch: Sie haben sich verlesen, einen falschen Vorwurf daraus konstruiert und versuchen nun, das Ganze mit Ironie und Fremdvergleichen glattzubügeln. Das ist nicht nur durchsichtig, sondern zeigt auch, dass Sie unfähig sind, einen simplen eigenen Fehler einzugestehen.
Ganz schwach, Herr Riedl. Wirklich schwach.
Verantwortung für Geschäftsschädigung zu übernehmen wäre die richtige Lösung gewesen, stattdessen treten Sie die Flucht nach vorn mit dummen Ausreden an!
Riedl hat einen Beitrag geschrieben, der mehr über ihn offenbart, als ihm vielleicht lieb sein könnte. Er nennt ihn „Vom Segen des Verrisses“.
Zeit für ein kleines Psychogramm:
Riedls Text wirkt wie die Selbstinszenierung eines Mannes, der ohne äußere Feinde keine innere Struktur hätte. Er tut so, als werde er dauernd attackiert, dabei rekonstruiert er diese „Angriffe“ genüsslich und detailliert, weil sie ihm offenbar das geben, was seine Inhalte selbst nicht mehr liefern: Relevanz. Der Beitrag ist ein Paradebeispiel dafür, wie man sich erst in eine Opferrolle stellt und dann sofort in Überlegenheit kippt, um jede Kritik als Beweis eigener Bedeutung umzudeuten.
Auffällig ist seine ständige Dramatisierung. Ein Bloggerkommentar wird bei ihm gleich in den Kosmos von Stierkampf, Hormonschwaden und häuslicher Gewalt gezogen – völlig überzogen, aber typisch für jemanden, der kleine Reibereien braucht, um sich groß zu fühlen. Diese Rhetorik entlarvt eher sein Bedürfnis nach Aufmerksamkeit als irgendeinen angeblichen „Mechanismus der Szene“.
Man merkt deutlich: Riedl braucht den Konflikt, sonst wäre sein Blog nur eine trockene Chronik seiner Befindlichkeiten. Also stilisiert er jede Rückmeldung zu einem „Trigger“, der ihm angeblich in die Hände spielt. Er verkauft sich als der kühle Kopf im Sturm, während sein Tonfall exakt das Gegenteil zeigt: Dünnhäutig, nachtragend und auf Krawall gebürstet, sobald jemand seine Einschätzungen nicht teilt.
Der Text verrät letztlich mehr über seine Abhängigkeit von Reibung als über die angeblich „reaktiven“ Kollegen. Seine Fehden sind sein Betriebssystem – ohne sie wäre sein Blog leer, und er wüsste vermutlich nicht, worüber er schreiben soll.
Lieber Klaus,
100% Zustimmung von meiner Seite!
Es ist klar: Du kannst von jemandem wie Riedl, der nicht mal den Unterschied zwischen einer bewusst geführten Pause und einfach nur dumm in der Gegend herumstehen nicht versteht, nicht erwarten, dass er sieht, wie kontrolliert Murat seine Schritte und seine Pausen einsetzt.
Ebenso hast Du völlig Recht mit der Aussage, dass man sich wirkliche Freiheit erst erarbeiten muss. Oder, wie es ein Coach von mir formuliert hat: „Zunächst einmal muss man die Regeln kennen, bevor man sie kreativ brechen kann.“
Zum Beispiel leidet meiner Meinung nach auch die ganze Diskussion um die Tanzbarkeit gewisser Musik genau darunter, dass es eben nicht darum geht, sich irgendwie zum Rhythmus der Musik zu bewegen. Das kriegen die meisten geübten Tänzer durchaus hin. Sondern es geht vielmehr darum, die Stimmung der Musik zu erfassen und tänzerisch präzise und kontrolliert umzusetzen. Und das schaffen die Wenigsten – nicht mal bei etwas komplexeren traditionellen Tangos zum Beispiel von Laurenz oder Pugliese.
Aber diesen Unterschied verstehen diejenigen, die meinen, dass man auf alles Tango tanzen kann, leider nicht.
Liebe Grüße,
Helge
Naja, Riedl versteht ja noch nicht einmal den Dunning-Kruger-Effekt und hält ihn für mangelnde Intelligenz. Dabei geht es nur um Selbstüberschätzung, die man (bzw. er) bei sich selbst nicht erkennen will.