Gedanken über Tango Unterricht | 14. Teil

Teil 14: „Selber machen“ reicht nicht – warum Tango ohne Expertise oft im Chaos endet
Lernen heißt nicht improvisieren

Es gibt dieses romantische Bild vom argentinischen Milonguero, der nie einen Kurs besucht hat, aber magisch tanzt, einfach, weil er jahrelang in der Milonga gesessen und zugeschaut hat. Der Mythos vom instinktgetriebenen Genie, das durch „reines Erleben“ den Tango aufsaugt – ohne Lehrer, ohne Unterricht, ohne Technik.

Intervista: Bruna Lavaroni & Franco Lus

Intervista in lingua italiana

Dopo il mio articolo introduttivo sulle gare di tango, avevo promesso un’intervista. E ora siamo nello Studio N di Duisburg, lo studio di Norbert Heuser – seduti di fronte a me ci sono due ospiti speciali: Bruna Lavaroni e Franco Lus, entrambi italiani, che vivono a Duisburg da anni. Franco è il proprietario di una gelateria. Qualcuno di voi li avrà già incontrati – non sono certo degli sconosciuti in zona. 

Bruna e Franco sono una coppia di tango collaudata di Tango Pista. Sono tra i migliori ballerini in Germania e partecipano regolarmente a tornei nazionali ed internazionali. 

Di recente hanno partecipato al Mundial, il campionato mondiale di Buenos Aires, dove sono arrivati molto in alto e per poco hanno mancato la finale (sono arrivati quarantesimi su 650 coppie di professionisti da tutto il mondo).

Interview: Bruna Lavaroni & Franco Lus

Interview in deutscher Sprache

Nach meinem einleitenden Artikel über Tango Wettbewerbe hatte ich ein Interview versprochen. Und jetzt befinden wir uns  im Studio N in Duisburg, dem Studio von Norbert Heuser  – mir gegenüber sitzen zwei besondere Gäste: Bruna Lavaroni & Franco Lus aus Italien, beide wohnen aber seit Jahren in Duisburg. Franco ist  Inhaber eines Eiscafés.Vielleicht kennt sie der eine oder andere – hier in der Region sind sie auf jeden Fall keine Unbekannten.

Bruna & Franco sind ein eingespieltes Tangopaar und sind regelmäßig auf nationalen und internationalen Turnieren unterwegs.

Erst kürzlich waren sie bei der „Mundial“, der Weltmeisterschaft in Buenos Aires, dabei – und sie sind dort sehr weit gekommen.

Tango-Wettbewerbe – Warum auch nicht?

Tango Contests – gestern und heute
Tango-Wettbewerbe erfreuen sich in Deutschland bislang nur geringer Beliebtheit. Dies zeigt sich unter anderem an der vergleichsweise niedrigen Zahl deutscher Teilnehmer:innen bei nationalen und internationalen Wettbewerben, obwohl  seit 2015 regelmäßig Qualifikationsturniere zur Tango-Weltmeisterschaft auch in Deutschland stattfinden. Bereits in den Jahren 2002 und 2003 hatten Martina Schürmeyer und Peter Hölter zudem eine Deutsche Meisterschaft im Tango Argentino im Dortmunder Rathaus ins Leben gerufen. Aufgrund mangelnder Resonanz wurde diese Initiative jedoch wieder eingestellt. Das Interesse des Publikums war vorhanden – die Zahl der aktiven Tänzer:innen hingegen gering, und auch die tänzerische Qualität entsprach damals nicht den internationalen Standards.

Gedanken über Tango-Unterricht | 13. Teil

Teil 13: Pausen, Stops, ganze Noten oder Melodiebögen tanzen
Ein besonders feines Detail, das beim Tangotanzen oft übersehen wird, ist das Tanzen von Pausen. Der Begriff ist dabei ein wenig irreführend – wir reden ja nicht von einer „Butterbrotpause“, sondern vom bewussten Innehalten. Gemeint sind jene musikalischen Momente, in denen keine hörbaren Taktschläge erklingen oder eine dramatische Stille einsetzt – kurz bevor die Musik meist dynamisch weitergeht.

(Wer dabei „Pause“ allzu wörtlich nimmt – im Sinne von Rasten oder Ausruhen – verpasst nicht nur die musikalische Spannung, sondern offenbart vielleicht auch ein Missverständnis des Tangos. Nicht vorgekommen? Ich kenne da jemanden …)

Gedanken über Tango Unterricht | 12. Teil

Teil 12: Improvisation im Tango – zwischen Mythos, Missverständnis und  Praxis

In der Tangowelt wird viel gesprochen: über Stilrichtungen, Lehrer, Milongas, Mode, Authentizität und natürlich – Improvisation. Gerade Letzteres scheint ein Dauerbrenner zu sein, bei dem sich viele berufen fühlen, mitzureden. Umso erstaunlicher ist es, wie oft dabei Begriffliches durcheinandergerät. Improvisation wird mit Kreativität verwechselt, mit Ideenreichtum, mit dem Mut, sich „frei“ zu bewegen, manchmal auch einfach nur mit dem Gegenteil von Figurenlernen. Wer nicht „auswendig tanzt“, improvisiert, so das Narrativ. Klingt plausibel – ist aber in der Sache oft ziemlich daneben.

Gedanken über Tango-Unterricht | 11. Teil

Teil 11 | Konzepte für Tangoschulen, für Tangolehrer –
Dass es viele fortgeschrittene Tangotänzer*innen reizt, irgendwann selbst zu unterrichten, kann ich aus eigener Erfahrung gut nachvollziehen. Ich hätte mir zu Beginn allerdings nicht vorstellen können, was man dafür wirklich braucht – nämlich deutlich mehr als nur Spaß am Zeigen oder das trügerische Versprechen, ein Hobby zum Beruf zu machen.

Klammer-Blues statt Tango? Wie wir gerade den Tanz verlieren

Wenn ich auf den heutigen Tango-Unterricht schaue und ihn mit dem von vor 20 Jahren vergleiche, fällt mir auf: Inhaltlich hat sich fast alles verändert – nicht unbedingt zum Besseren. Vieles ist heute zugänglicher, schlanker, funktionaler. Aber auch reduzierter. Repertoire, Anspruch und Motivation haben sich verschoben – bei Lehrenden wie bei Lernenden.

Diese Entwicklung betrifft nicht nur das, was im Unterricht vermittelt wird, sondern auch, wie in der Szene insgesamt gedacht und getanzt wird. Komplexität wird zur Ausnahme, stilistische Vielfalt weicht Konformität. Und selbst dort, wo Austausch möglich wäre, dominieren oft kurzfristige Eventformate oder Konsumstrukturen ohne nachhaltige Wirkung.

Dieser Artikel ist ein persönlicher Beitrag zur Bestandsaufnahme – und ein Versuch, Alternativen aufzuzeigen. Nicht als Rückblick auf „bessere Zeiten“, sondern als Einladung, gemeinsam über Strukturen nachzudenken, die wieder mehr Qualität ermöglichen.

Gedanken über Tango Unterricht | 10. Teil | c)

c) Rhythmuslehre im Unterricht – eine Herausforderung
Synkopen, Pattern und Melodien

Zuhören kommt vor Tanzen

Rhythmus zu lehren ist nicht leicht. Die Unterschiede im Rhythmusgefühl der Schüler:innen stellen eine echte Hürde dar – besonders in gemischten Gruppen. Und schlechte Musikumsetzung frustriert schneller als technische Schwierigkeiten.

Gedanken über Tango Unterricht | 10. Teil | b)

b) Musikalität – Üben mit System

Mal ehrlich: Wer kann eigentlich eine spontane Tanzsituation – also so ein richtiger musikalischer Glücksmoment – später nochmal genau so wiederholen? Noch einfacher gefragt: Wer ist in der Lage, seine eigenen zufällig genialen Moves nochmal hinzukriegen?
Die Musik im Tango ist voll von kleinen Nuancen und Feinheiten. Je besser man sich mit der Musik auskennt, desto komplexer wird das Ganze. Und je nachdem, wie man gerade tanzt, gibt’s plötzlich unendlich viele Möglichkeiten, wie man was betonen oder interpretieren kann. Da den Überblick zu behalten, ist nicht ohne.

Gedanken über Tango Unterricht | 10. Teil  | a)

a) Die musikalische Struktur des Tangos

Was sind Takte, Rhythmen, das Metrum, Taktschläge usw.

Willkommen zum 10. Teil meiner Reihe „Gedanken über Tango-Unterricht“. Weil das Thema diesmal ziemlich umfangreich ist, habe ich beschlossen, es in drei Teile aufzuteilen.
In diesem ersten Teil (10a) geht’s um drei Dinge:
Welche Bewegungsarten und Ausdrucksmöglichkeiten wir im Tango eigentlich haben – ich versuche das mal klar und verständlich auf den Punkt zu bringen. Denn da gibt’s oft viel Verwirrung, was Tango überhaupt ausmacht. […]

Gedanken über Tango (Unterricht) | 9. Teil

Teil 9: Boleos, Ganchos, Llevadas – braucht man das eigentlich?
Über den Spaß an der Bewegung…

Vor einiger Zeit gab es hier auf dem Blog eine spannende Diskussion mit einem Kollegen über Enrosques, über Eitelkeiten im Tango – oder einfach nur den puren Spaß an der Bewegung. Das hat mich angeregt, einmal grundsätzlich über „Figuren“ im Unterricht, im Tanz einer Milonga und auf der Bühne nachzudenken.

Nichts scheint für Tango-Lernende so verlockend zu sein wie genau das: Figuren. Das Spiel mit den Beinen, mit dem eigenen Körper und dem des Partners oder der Partnerin. Kaum jemand, der sich dabei nicht über die Komplexität und Kreativität mancher Tänzer:innen wundert – und sich insgeheim fragt: Woher kommen diese Ideen? Wie schaffen es manche, ihren ganz eigenen Stil mit scheinbar müheloser Eleganz zu prägen?

Und noch eine provokante Beobachtung: Warum entstehen die meisten dieser Figuren in Buenos Aires – und kaum in Europa oder anderswo? Rein subjektiv – aber doch aus 40 Jahren Tango-Erfahrung gesprochen – habe ich hier in Europa bislang keine einzige wirklich neu entwickelte Figur gesehen. Alles, was ich von einheimischen Tanzpaaren erlebe, scheint eher Reproduktion als Innovation zu sein.

Gedanken über Tango Unterricht | 8. Teil

Teil 8: Drehungen – und warum sie leider so selten getanzt werden
Warum sieht man auf vollen Tango-Pisten nur selten Drehungen? Wahrscheinlich liegt es an ihrer Komplexität. Stattdessen beobachte ich immer wieder, wie Tänzer sich auf engstem Raum mit ständigen rebotes und kleinen Wiegeschritten behelfen – oft völlig losgelöst von der Melodie der Musik. Vielleicht geschieht das auch, weil man die geschlossene […]

Gedanken über Tango Unterricht | 7. Teil

Teil 7: Das gekreuzte Schrittsystem – el sistema cruzado

Ein sehr komplexes Thema beschreibe ich in diesem Beitrag. Es gibt kaum Bewegungsabläufe, die schriftlich so schwer zu formulieren sind wie z.B. ‚alteraciones‘ oder Richtungs- und Bezugssysteme im gekreuzten Schrittsystem. Deshalb nimmt dieses Thema hier auch so viel Raum ein, weil ich selbst fast ausschließlich in diesem System tanze – aus vielerlei Gründen […]

Gedanken über Tango Unterricht | 6.Teil

Teil 6: Figuren, Sequenzen und die Improvisation

Was braucht man auf einer gefüllten Tanzpiste, um von Beginn an, also als Tango-Anfänger, improvisieren zu können?

Im Tango Rioplatense sind Figuren weit mehr als bloße Schrittfolgen – sie sind Werkzeuge der Kommunikation, der Musikalität und der Orientierung. Auf der Tanzfläche einer Milonga helfen sie, sich im Raum zu bewegen, mit anderen Paaren zu koexistieren und die Musik im Moment zu interpretieren. Ganz anders auf der Bühne: Im Tango Escenario werden Figuren choreografiert, dramatisiert und stilisiert – sie dienen nicht dem sozialen Miteinander, sondern der visuellen Wirkung, der Spannung und dem erzählerischen Ausdruck.

Doch auch auf der Tanzfläche entstehen oft kleine Sequenzen: vertraute Kombinationen, die aus dem Repertoire abrufbar sind und dennoch variabel bleiben. In diesem Beitrag geht es darum, wie Figuren im Tango funktionieren und wie sich aus ihnen sowohl strukturierte Abläufe als auch improvisierte Momente entwickeln können.

Gedanken über Tango Unterricht | 5. Teil

Teil 5: Die ‚base‘ oder ‚paso basico‘ im parallelen Schrittsystem

In diesem Kapitel möchte ich über die „base“ schreiben, weil ich von Kommentatoren darauf angesprochen wurde und ich dieses leidige Thema mal in Bezug zum Tango Unterricht beleuchten möchte. 

Ich bezieh mich dabei auf Gespräche und Unterricht bei der Generation der 50-60er Jahre wie Edurado Arquimbau, Antonio Todaro und Pepito Avellaneda, die diesen als Grundstock der Tango Ausbildung betrachteten und diesen „paso basico“ auch tanzten. 

Gedanken über Tangounterricht | 4. Teil

Teil 4: Das Gehen – Fortbewegung oder musikalischer Dialog? oder
Wie das Gehen zum Tanz wird

Es gibt, glaube ich, nichts, was mich beim Tango lernen – und unterrichten – so sehr beschäftigt hat wie das „Gehen“.
Soll doch die Grundbewegung beim Tangotanzen aus dem scheinbar Einfachsten bestehen.
Einfach? Nein. Denn wenn man den Sinn des „Gehens“ nicht versteht, wird daraus genau das, was man auf deutschen Tango-Pisten leider allzu oft beobachten kann: langweiliges Herumlatschen – ohne jeglichen tänzerischen Esprit.
Und das liegt wohl an der Deutung des Wortes „Gehen“.
Ich wage in diesem Blogartikel eine kleine Analyse. Mancher Leser mag sich fragen, ob einige Punkte nicht zu banal und selbstverständlich erscheinen. Sind sie aber nicht!

Gedanken über Tango Unterricht | 3. Teil

Teil 3: Über Achsen im Tango, insbesondere im ‚ocho‘

Seitdem ich Tango tanze, habe ich bei vielen Tangotänzer:innen beim Wort „Achse“ viele seltsame Vorstellungen darüber herausgehört. Zum Beispiel „Ich habe meine Achse verloren.“ Wobei wohl einfach nur das verlorene Gleichgewicht gemeint war.
Oft wird nur von der Achse – wie „von einer Achse“ – gesprochen, dabei ist vielen nicht bewusst, welche Achse bei der jeweiligen Bewegung relevant ist.
Richtig gelesen:
Es gibt mehrere Achsen, die für uns Tänzer:innen relevant sind. Grund genug, das Thema einmal differenziert und verständlich aufzubereiten.

Gedanken über Tangounterricht | 2. Teil

Teil 2: Der Kontakt, die Umarmung und die Kunst der Führung

Im zweiten Teil meiner „Gedanken über Tangounterricht“ geht es um zwei zentrale Themen:
In beiden geht es um den Kontakt im Paar – erst um den körperlichen – die Umarmung, und dann  um den mentalen Kontakt, der über die Umarmung „spricht“. Beides ist auch auschlaggebend, wie sich das Paar gemeinsam  bewegt.

Ein weiteres Thema, das ich anschneide, ist die sogenannte „Führung“ – oder neutraler: die „Impulsgebung“. Ein komplexes Feld, das, je nachdem, wie man es betrachtet, gleich eine Lawine an „Abers“ und „Ja, aber doch so!“-Kommentaren auslösen kann. Aber gut, Tango wäre nicht Tango, wenn alles eindeutig wäre.

Gedanken über Tango Unterricht | 1. Teil

Teil 1: Der Einstieg – Unterricht für Anfänger

Dies ist der erste Teil eines thematisch umfassenderen Beitrags, den ich vor etwa einem Jahr begonnen, dann aber pausiert habe. Jetzt greife ich ihn wieder auf, weil mir das Thema nach wie vor am Herzen liegt: der Tango-Unterricht.
Im Fokus dieses ersten Teils steht der Einstieg – also der Unterricht für Tango-Anfänger.

Die Umarmung – Attitüde oder Wunsch nach Nähe? (Teil 2)

Einleitung: Vor einigen Jahren habe ich mich mit der Frage beschäftigt, ob die enge Tango-Umarmung – el abrazo – eher Pose und Attitüde oder Ausdruck eines echten Nähebedürfnisses ist. Damals fiel es mir schwer, mich eindeutig festzulegen. Ich hatte noch einen 2.Teil über dieses Thema versprochen, den ich jetzt nachhole. Inzwischen sind etliche Tandas vergangen, ich habe so einige Umarmungen erlebt, Unterricht gegeben und Diskussionen verfolgt. Heute, mit mehr Erfahrung und Reflexion, möchte ich diese Frage erneut aufgreifen und klarer […]

Tango bewerten …und wozu?

Ich bin bei den letzten Artikeln auf eine grundlegendes Thema gestoßen, dass ich immer schon behandeln wollte: Die Bewertung von Tangopaaren oder Was macht einen guten Tango aus? Warum wird ein und der selbe Tanz von Zuschauern so unterschiedlich betrachtet. Ist das eigene Erfahrungsfeld dafür entscheidend? Steht es uns zu, Paare zu bewerten, wenn wir doch nicht erahnen können, wie er sich für das jeweilige Paar anfühlt? Geht hier Spaß vor Ästhetik? Muss ein Tango in der Milonga elegant, aber […]

Herzlich Willkommen bei TANGOcompas.co, ich bin wieder zurück!

Liebe Freunde des Tangos, Hallo, Leute, ich bin wieder zurück im Blogger-Leben. Seit Anfang März 2021 habe ich meinen eigenen Tango-Blog: Tangocompas.co  Seit Mai 2021 habe ich allerdings keinen Blog-Artikel mehr verfasst. Ich hatte nur noch wenig Zeit und vor allen Dingen kaum noch interessante Themen, die mich zum Schreiben antrieben.Es war also nur ein kurzes Intermezzo. Bloggen ist ein aufwendiges Hobby, wenn man aktuell bleiben und im Fokus der Leser bleiben möchte. Doch ich lasse mich nicht hetzen, nur […]

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